02.12.2021
Team

Der Meister als Lehrling

Im Rahmen des DFB-Pilotprojekts Players Pathway trainiert Adlerträger und Teilnehmer Makoto Hasebe die U15 der Eintracht.

Motiviert, gewohnt gut gelaunt und ob der neuen Herausforderung leicht nervös betritt Makoto Hasebe den Kunstrasen am Sportleistungszentrum am Riederwald. Auch das bescheidene nasskalte Wetter über Frankfurt kann die Vorfreude des Adlerträgers nicht schmälern. Erstmals wird der Routinier eigenverantwortlich eine Trainingseinheit leiten – und nicht als Spieler in ihr mitwirken. Für Hasebe nicht nur ein in Erfüllung gehender Wunsch, sondern ebenso eine zu erfüllende Aufgabe im Rahmen des Projekts „Players Pathway“. Das Pilotprojekt des DFB richtet sich zur frühzeitigen Berufsorientierung gezielt an Spielerinnen und Spieler, die ihre Karrieren erst kürzlich beendet haben und an jene, die bereits im Karriereherbst angekommen sind. Das trifft zweifelsohne auf Makoto Hasebe zu, der sich zwar immer bedeckt hält, wenn es um die noch verbleibende Zeit im Profigeschäft geht, aber mit fast 38 Jahren faktisch der aktuell älteste Bundesligaspieler mit Einsatzzeit ist.

Gemeinsam mit U15-Cheftrainer Helge Rasche bespricht Hasebe taktische Details vor der Einheit.

Neben Hasebe finden sich viele weitere namhafte (Ex-)Profis auf der Teilnehmerliste: Nationalspieler Ilkay Gündogan, Gladbach-Kapitän Lars Stindl oder auch Johannes Flum, von 2013 bis 2017 Adlerträger und aktuell Spieler der Zweitvertretung des SC Freiburg, sammeln auf diesem Weg erste Erfahrungen im Übungsleiterbereich. Gestartet ist der Players Pathway mit einer digitalen Kick-off-Veranstaltung Anfang Oktober, einen Monat später folgte eine gemeinsame Praxiseinheit auf dem Trainingsplatz im Deutsche Bank Park mit der U15 von Eintracht Frankfurt. Mit jenem Team arbeitete Eintrachtler Hasebe nun ein weiteres Mal zusammen: Der dritte Part des Projekts sah Ende November die Durchführung einer Trainingseinheit in Eigenregie vor, die gefilmt und deren Umsetzung im Nachgang ausgewertet wird.

Akribische Vorbereitung, souveräne Umsetzung

Bevor der 37-Jährige den Kunstrasenplatz betritt, werden mit U15-Cheftrainer Helge Rasche letzte Details am Taktikboard besprochen. Auffallend: Der Japaner kennt bei den C-Junioren Namen und Positionen in- und auswendig, die Übungsteams sind bereits zugeordnet. „Das war schon sehr beeindruckend, wie gut Makoto sich vorbereitet hat. Mich braucht es hier heute eigentlich nicht“, scherzt Rasche. Wenig später begibt sich das heutige Trainergespann gemeinsam auf den Platz. „Da kommt er“, murmelt es im Nieselregen aus der Spielertraube, die sich auf dem Kunstrasen bereits gebildet hat. „Hallo Jungs“, wirft der Routinier in die Runde und faustet mit den Jungadlern jeweils einmal ab. Eine nicht ganz unbegründete Demut macht sich bei den Spielern breit, schließlich leitet heute der mit 346 Einsätzen Bundesliga-Rekordspieler Asiens die Trainingseinheit. Hasebe lockert auf: „Ich freue mich auf das Training, Jungs!“

Während Rasche seine Truppe zum Aufwärmen bittet, schnappt sich der Adlerträger Hütchen und Pylonen und baut höchstselbst seine beiden Übungen mit dem Schwerpunkt „Umschaltspiel“ auf. In einer ersten Übung soll es darum gehen, als defensives Team nach Ballverlust richtig zu handeln. Gehe ich unmittelbar ins Gegenpressing oder verteidige ich das Tor? Nach jedem Durchgang trommelt Defensivspezialist Hasebe beide Teams zusammen, bewertet, kommentiert und erarbeitet gemeinsam mit den Jungs Verbesserungsvorschläge.

Nach kurzer Trinkpause folgt Übung zwei. Der Fokus liegt diesmal auf dem offensiven Umschaltspiel und der Lösungsfindung im letzten Angriffsdrittel. Auch hier greift der Eintrachtler mit aktivem Coaching ein und feuert an: „Auf geht’s, Jungs. Tore machen“, fiebert Hasebe mit. Er scheint seine Rolle als Übungsleiter sichtlich zu genießen. Ob dieses Engagement Zukunft hat? Der Adler ließ es im Anschluss an die Einheit offen: „Erst einmal möchte ich sagen, dass es mir großen Spaß gemacht hat, die Jungs zu trainieren. Ich möchte mich beim DFB als Teil dieses Projekts, bei Helge und der Mannschaft bedanken“, sagt Hasebe und ergänzt: „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, in welche Richtung meine berufliche Orientierung geht. Aber das Trainerdasein ist in jedem Fall eine Option.“ In naher Zukunft muss sich der Adlerträger ohnehin nicht entscheiden – denn noch schnürt sich der Routinier schließlich selbst die Fußballschuhe und streift sich das Eintracht-Trikot über.