14.08.2023
Historie

Der mit dem Titan tanzte...

...feiert am 14. August seinen 50. Geburtstag! Jay-Jay Okocha, der mehr war als sein Zaubertor vor 30 Jahren.

Es gibt Tore für die Ewigkeit, die entweder außergewöhnlich schön, extrem wichtig oder beides zusammen sind. Sei es der legendäre Sitzkopfball von Bernd Hölzenbein im Europapokal 1980, Mijat Gacinovics Sprint durchs halbe Olympiastadion zum DFB-Pokalsieg 2018, Sébastian Hallers Scherenschlag Anfang 2019 gegen Stuttgart oder Christoph Preuß‘ Fallrückzieher 2007 gegen Oliver Kahn, um nur einige aus dem Herzen von Europa zu nennen. Und dann gibt es die eine Bude, die eigentlich mehr in ein Kunstmuseum gehört als auf den Rasen. Die Rede ist vom sich am 31. August zum 30. Mal jährenden Tänzchen von Jay-Jay Okocha zum 3:1-Endstand gegen die halbe Hintermannschaft des Karlsruher SC – inklusive des späteren Titan Kahn.

Der Zufall wollte es so, dass sich alle 365 Tage wieder schon zwei Wochen zuvor die Geburt von Augustine Azuka Okocha jährt. An diesem 14. August 2023 zum nun 50. Mal. Die noch größere Leistung als das Sahnesolo unter SGE-Coach Klaus Toppmöller ist gleichzeitig, dass der Nigerianer zwar immer mit jenem Treffer in Verbindung gestanden hat, aber nicht allein deswegen in den Köpfen geblieben ist.

Der Entdecker und die Spielerlegende: Dragoslav Stepanovic mit Jay-Jay Okocha auf der Waldtribüne.

Andernfalls wäre die damalige Nummer zwölf kaum internationaler Markenbotschafter des Traditionsvereins vom Main, Teil der Säulen in der U-Bahn-Station am Willy-Brandt-Platz oder Mitglied des Bundesliga Legends Network der DFL Deutsche Fußball Liga geworden.

Ehe Okocha als 20-Jähriger nacheinander Kahn, Burkhardt Reich, Slaven Bilic und Lars Schmidt vernaschte, debütierte er mit 17 Jahren bei Borussia Neunkirchen. Übungsleiter beim damaligen Drittligisten: Dragoslav Stepanovic. Der lotste den Ballzauberer sodann 1992 nach Frankfurt, wo Okocha zunächst als Vertragsamateur aktiv war, ehe er am 26. September 1992 gegen den SV Werder Bremen seinen Bundesligaeinstand gab.

Jay-Jay Okocha beim Abschiedsspiel für Alexander Meier.

Vier verzückende Jahre, 18 Tore und 90 Spiele später endete das Kapitel Eintracht Frankfurt 1996 mit dem Abstieg. Okocha begeisterte nach Stationen in Istanbul und Paris vor allem die Massen in England, erzielte auch für Bolton Wanderers 2003 ein „Tor des Jahres“. Okochas Finesse führte bei Paris Saint-Germain so weit, dass ein gewisser späterer Weltfußballer namens Ronaldinho den Olympiagewinner zu seinem Idol auserkor.

Okocha selbst nahm’s damals wie heute mit einer Portion flapsigem Pragmatismus. Er wisse nicht, wie viele Spieler er gegen Karlsruhe ausgedribbelt habe. „Ich habe mich nur darauf konzentriert, das Tor zu schießen“, sagte er kurz nach dem Abpfiff im Interview.