14.05.2021
Eintracht

Der „Panther“ wird 90

Egon Loy ist nun der erste Neunziger der Meisterelf von 1959. Die Eintracht-Familie gratuliert ihrer Torwartlegende von ganzem Herzen.

Egon Loy absolvierte fast 350 Pflichtspiele für Eintracht Frankfurt und stand bei den zwei bedeutendsten Partien der Vereinsgeschichte im Tor. Zum einen 1959 im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Kickers Offenbach in Berlin. Zum anderen hütete er ein Jahr später im Landesmeisterendspiel in Glasgow gegen Real Madrid den Kasten. Am 14. Mai wird Loy, der mit seiner Frau in Oberursel lebt, 90 Jahre alt. Er ist damit der erste Deutsche Meister der Eintracht, der dieses Alter erreicht.

Geboren wurde Egon Loy 1931 in Essen. Sein Vater, der ursprünglich aus Schwabach nahe Nürnberg kam, hatte zu dieser Zeit eine Anstellung im Ruhrgebiet. „Als während dem Krieg die Bombenangriffe auf Großstädte immer intensiver wurden, bin ich im Rahmen der ‚Kinderlandverschickung‘ mit meiner ganzen Klasse nach Lans bei Innsbruck gereist“, erinnert sich Loy an seine Kindheit. „Da habe ich schon Fußball gespielt, im Winter sind wir Ski gefahren.“ Nach Kriegsende kehrte die Familie Loy nach Schwabach zurück, Loy wurde Torhüter beim TSV Schwabach. 1951 gelang ihm mit seinem Team der Aufstieg in die Erste Amateurliga Bayern, von 1952 bis 1954 gewann er dreimal hintereinander den Amateurländerpokal.

Auch abseits des Platzes fleißig: Der junge Egon Loy mit Krawatte im Büro.

Die Erfolge in Schwabach machten Loy für viele große Vereine interessant. So trudelten Anfragen aus Schweinfurt, München und Köln bei ihm ein. Dass er letztlich bei der Eintracht landete, hatte gute Gründe. „Ich habe in der Süddeutschen Fohlenmannschaft mit Hansi Weilbächer und Hermann Höfer zusammengespielt. Trainer war damals Paul Oßwald, der im Rhein-Main-Gebiet aktiv war. So wurde der damalige Eintracht-Trainer Paul Windmann auf mich aufmerksam. Die Eintracht hat sich sehr um mich bemüht. Willi Balles, der Spielausschussvorsitzende, ist nach Schwabach gekommen und hat mit mir und meinen Eltern gesprochen. Die Eintracht hat mir in Frankfurt bei der Metallgesellschaft eine Arbeitsstelle vermittelt. Das war damals alles sehr gut organisiert und für mich eine gute Wahl.“ So landete Egon Loy 1954 bei der Eintracht.

Sein erstes Spiel absolvierte er am 31. Juli 1954 beim 7:1-Sieg im Freundschaftsspiel in Singen. Einige Tage später ging es wieder zurück nach Schwabach, wo die Hochzeit mit seiner Irmgard bevorstand. „Bei der Hochzeitsfeier war Willi Balles von der Eintracht wieder dabei. Nachts hat er uns mit seinem Auto über die Bundesstraße 8 nach Frankfurt gefahren, in unsere neue Wohnung in der Oppenheimer Straße in Sachsenhausen.“ Damit war das Ehepaar Loy endgültig in Frankfurt angekommen.

Der Sieg [in Offenbach; Anm. d. Red.] war mein schönstes Hochzeitsgeschenk.

Egon Loy

Gleich sein Punktspieldebüt machte allen Eintracht-Fans sehr viel Freude. Am 22. August 1954 gewann die SGE zum ersten Mal nach Kriegsende auf dem Bieberer Berg. Hansi Weilbächer sorgte damals mit seinem Treffer für den Sieg. Loy konnte diesen gleich richtig einordnen: „Der Sieg war mein schönstes Hochzeitsgeschenk“, soll er gesagt haben. Fortan war der Schlussmann die Nummer eins im Eintracht-Gehäuse, absolvierte bis 1967 insgesamt 278 Ligaspiele, 17 Begegnungen in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft, 33 Pokalpartien und sieben Europapokalauftritte. Lediglich in der Saison 1955/56 und 1956/57 musste er wegen einer schweren Meniskusverletzung monatelang pausieren und verpasste viele Einsätze.

Auch zu Beginn der Saison 1958/59 plagte Loy eine Verletzung, erst ab dem neunten Spieltag stand er wieder im Kasten der SGE. In den folgenden Wochen startete die Eintracht eine Siegesserie, die den Verein als Süddeutschen Meister in die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft brachte. Das Ergebnis ist jedem Fan bekannt. Am 28. Juni 1959 konnte Loy gemeinsam mit seinen Mannschaftskameraden die Salatschüssel in den Berliner Nachmittagshimmel heben, die Eintracht war Deutscher Meister. In der darauffolgenden Spielzeit war Loy Rückhalt der Truppe, die das Finale um den Europapokal der Landesmeister erreichte und sich erst im Jahrhundertspiel Real Madrid geschlagen geben musste.

„Der Panther“ mit dem schwarzen Pullover

Zu der Zeit, zu der die Eintracht erstmals international für Furore sorgte, war Loy in Frankfurt längst der „Panther“. „Ich hatte immer einen schwarzen Pullover an, und irgendwann hat Dieter Lindner mich ‚Panther‘ genannt“, erinnert sich Loy an die Entstehung des Spitznamens. Torwarthandschuhe gab es damals übrigens noch keine. „In der Regel hat man als Torhüter ohne Handschuhe gespielt. Meine Schwiegermutter hat mir irgendwann Handschuhe gestrickt, die hatte ich dann immer an. Und eine Schirmmütze hatte ich auf. Die brauchte man damals, weil die Sonne viel intensiver in die nicht überdachten Stadien geschienen hat.“ Sein schwarzes Trikot, getragen unter anderem im Europapokalfinale 1960 gegen das weiße Ballett aus Madrid, hat Loy dem Eintracht Frankfurt Museum übergeben, wo es heute ausgestellt ist. Die selbstgestrickten Handschuhe und die Schirmmütze sind nicht erhalten geblieben.

Den Wechsel nach Frankfurt hat Loy, der auch ein Mal für die Amateurnationalmannschaft gespielt hat, nie bereut. „Es war eine gute Entscheidung, nach Frankfurt zu kommen. Wir fühlen uns bis heute sehr wohl hier.“ Gemeinsam mit seiner Frau Irmgard wohnt er in Oberursel. Und vor dem Ausbruch der Coronapandemie war er zu jedem Heimspiel der Eintracht in der Loge der Meistermannschaft anzutreffen. „Das gemeinsame Treffen zu den Spielen ist für uns immer eine gute Möglichkeit, die alten Mannschaftskameraden zu treffen“, schwärmt Loy. Er hofft, bald wieder bei Spielen vor Ort sein zu können.

Als wir 2019 bei der 120-Jahrfeier im Stadion von den Fans euphorisch gefeiert wurden für einen Sieg, der über 60 Jahre her ist, war das für uns alle ein großer Moment.

Egon Loy

Das Ehepaar Loy ist bereits geimpft, bleibt aber weiterhin vorsichtig. Besuche finden im Hof statt, die familieneigene Garage ist längst zu einem gemütlichen Wohnzimmer mit ausreichender Luftzufuhr ausgebaut. Die anhaltende Begeisterung der Eintracht-Fans für die Meister von 1959 freut Loy: „Zur Saisoneröffnung gibt es immer eine Autogrammstunde mit der Meistermannschaft. Wir staunen dann immer, wie viele Menschen sich anstellen, um Unterschriften von uns zu erhalten. Auch als wir 2019 bei der 120-Jahrfeier im Stadion von den Fans euphorisch gefeiert wurden für einen Sieg, der über 60 Jahre her ist, war das für uns alle ein großer Moment.“

Die Eheleute Egon und Irmgard Loy haben mittlerweile die Garage zum Wohnzimmer umfunktioniert.

All die Feiern für die Meistermannschaft sind absolut gerechtfertigt! Die Eintracht wünscht ihrem „Panther“ zum 90. Geburtstag nur das Beste!