Auf dem heiligen Rasen des Deutsche Bank Park wurde schon so mancher Moment für die Ewigkeit geschaffen. Während der Rasen für Zuschauer nur eine Nebensache zu sein scheint, ist für die Akteure auf dem Platz umso wichtiger, auf gepflegtem Untergrund spielen zu können. Ein Team aus Greenkeepern sorgt deshalb täglich dafür, den Rasen in Topform zu halten. Zwischen dem Konzertsommer und der Bundesligaeröffnung am Freitag gegen den FC Bayern war die Eintracht-Redaktion hautnah bei der Verlegung des neuen Grüns hautnah dabei.
Mähen, düngen, bewässern – was für Laien zunächst nach täglicher Gartenarbeit klingt, ist für Greenkeeper – oder im Fachjargon auch: Fachagrarwirte für Sportflächen – eine wahre Wissenschaft, bei der es einiges zu beachten gibt. Denn damit der Rasen im Deutsche Bank Park das ganze Jahr über optimal wächst, ist eine aufwendige Pflege nötig. In einem Team aus insgesamt acht Greenkeepern arbeitet Headgreenkeeper Sebastian Madl auf dem Stadiongelände und hat den Rasen stets im Blick. „Der Rasen im Stadion wird ganz anders beansprucht als im heimischen Garten. Zusätzlich zu Fußballspielen kommen besonders im Sommer Veranstaltungen dazu, auf denen der Rasen abgedeckt wird – eine extreme Belastung für Gräser und Untergrund. Deshalb muss der Rasen regelmäßig erneuert werden, da hilft auch die beste Pflege nicht“, erklärt Madl.
Rasen mit Goldwert
Solch ein Rasenwechsel ist grundsätzlich einmal im Jahr zum Beginn der neuen Saison vorgesehen. Wird der Rasen vermehrt beansprucht, muss häufig schon im Winter ein neuer her. Der Headgreenkeeper führt aus: „Grundsätzlich dauert der Wechsel des Rollrasens drei Tage. In dieser Zeit wird der alte Rasen abgetragen, der Untergrund geebnet und neuer Rollrasen verlegt. Wir fangen jedoch schon ein Dreivierteljahr vor dem Rasenwechsel an, uns darum zu kümmern. Zuerst besuchen wir die Felder eines Rasenzuchtbetriebs am Niederrhein und untersuchen, welcher Rasen für den Deutsche Bank Park in Frage kommt – alle Gräser sind schließlich unterschiedlich. Drei Monate vor dem Wechsel schauen wir uns den Rasen erneut an, damit wir immer informiert sind, wie er sich entwickelt.“ Am Tag der Verlegung wird der Rasen schließlich zu 1,2 Meter breiten und 15 Meter langen Rollen aufgerollt, die mit Lkw nach Frankfurt gefahren werden. Mithilfe von eigens dafür konzipierten Maschinen verlegt das Fachpersonal vor Ort schließlich den „heiligen Rasen“ – der übrigens einen Wert im unteren sechsstelligen Bereich hat und damit buchstäblich Gold wert ist.
Corona macht’s möglich
Neben der jährlichen Rollrasenerneuerung zeichnete sich in den vergangenen Jahren ab, dass auch der zugehörige Aufbau des Rasens samt Untergrund erneuert werden muss, wie Madl erklärt. „Der alte Aufbau wurde zum Confed Cup 2005 installiert. Seitdem hat sich der Untergrund immer wieder verändert. Das hat sich besonders auf die Wasserdurchlässigkeit negativ ausgewirkt. Für die Erneuerungsmaßnahmen mussten wir jedoch auf einen veranstaltungsfreien Zeitraum von zwei Wochen warten.“
Unter normalen Umständen wäre diese zweiwöchige Veranstaltungspause nur schwer umsetzbar gewesen – direkt nach dem letzten Spieltag der Saison beginnt in der Regel der Aufbau für kommende Veranstaltungen, die dann bis kurz vor Saisonbeginn stattfinden. Corona machte es jedoch möglich – während der Pandemie fanden weniger Veranstaltungen statt, sodass Ende Juli 2020 Zeit für die umfangreichen Erneuerungsmaßnahmen blieb. Zusätzlich zum Rollrasen wurde die Rasentragschicht vollständig entfernt und Substrate aufgefüllt. Ein Team aus 30 Leuten war hierbei involviert und sorgte für einen reibungslosen Ablauf.
Für die Greenkeeper fing die eigentliche Arbeit jedoch erst nach dem Verlegen an – die Einarbeitung und Pflege des Rasens war besonders während der Hitzeperioden der vergangenen Sommer eine echte Herausforderung. Aus diesem Grund sollte die aufwendige Arbeit auch keinesfalls unterschätzt werden: Schließlich trägt jeder gepflegte Grashalm dazu bei, dass die Adlerträger beim nächsten Heimspiel wieder unter optimalen Bedingungen Höchstleistungen abrufen können.
Schon gewusst?
Das Muster auf dem Rasen, welches von den Stadionrängen aus und im Fernsehen zu sehen ist, kommt durch die Mährichtung der Gräser zustande. Je nachdem, in welche Richtung die Halme gemäht werden, erscheint der Rasen dunkler oder heller und sorgt so für das bekannte Streifenmuster.