13.09.2025
Bundesliga

Der Schlüssel bleibt verborgen

Die Eintracht beißt sich an der BayArena erneut die Zähne aus. „Wir haben noch viel zu tun“, steht hinter der Niederlage in Leverkusen. Am Horizont steht die Königsklasse.

Ein Schutzgebiet für Adler ist die Region nördlich von Köln beileibe nicht. Auch nicht im September 2025. 1:3 nach phasenweise turbulenten 104 Minuten in der BayArena, zum elften Mal in Folge musste die Eintracht die Heimreise von einem Bundesligaspiel in Leverkusen ohne Zählbares im Gepäck antreten. Auf der einen Seite aktuell ein ungewohntes Gefühl im Oberhaus, immerhin blieben die Frankfurter in den vorherigen neun Partien ungeschlagen. Auf der anderen Seite in Duellen unterm Bayer-Kreuz eine aus hessischer Sicht ungeliebte Fortsetzung einer Serie. Verdientermaßen, darüber war man sich im Lager der Adlerträger im Nachgang des dritten Spieltags 2025/26 unisono einig. „Wir haben noch viel zu tun und wissen, was unsere Schwächen sind. Es war eine schlechte Leistung. Wir haben vermissen lassen, was es benötigt, um ein Bundesligaspiel zu gewinnen. Daraus müssen wir lernen“, machte Sportvorstand Markus Krösche deutlich.

Der Wirkungstreffer

Dabei ließ es sich gut an. „Sie haben uns zu Beginn vor viele Probleme gestellt und sind hoch angelaufen. Wir hatten zu viele Ballverluste“, sagte Leverkusens neuer Cheftrainer Kasper Hjulmand später.

Eine Verkettung unglücklicher Ereignisse brachte die Eintracht nach zehn Minuten aber aus dem Takt. Ballverlust auf dem linken Flügel, Foulspiel und Freistoß wenige Augenblicke später, Rasmus Kristensen musste – unabhängig von den Szenen kurz zuvor – verletzungsbedingt ausgewechselt werden, Alex Grimaldo packte die feine Klinge aus und zirkelte den Ball über den Innenpfosten und Michael Zetterers Rücken zur Führung ins Netz. „Das war ein Wirkungstreffer, wir sind aus unserem Flow geraten“, so Nnamdi Collins zum Gegentreffer und fügte mit Blick auf den frühen Wechsel an: „Das macht was mit einem. Jeder weiß, wie wichtig Rasmus für uns ist.“ Faden und Ordnung waren weg, das 0:2 durch Patrik Schick vom Elfmeterpunkt mit dem Pausenpfiff ein weiterer Nackenschlag. Die Zeit in der Kabine brachte Erholung. „Wir haben uns sortiert und Themen angepasst, dann sind wir gut rausgekommen“, sagte Sportdirektor Timmo Hardung.

Der Anschluss

Er deutete sich an, er fiel: der Anschluss. Can Uzun stellte auf 1:2 (51.) und schwang sich damit zugleich zum ersten Eintracht-Spieler auf, dem seit detaillierter Datenerfassung 2004/05 fünf Torbeteiligungen an den ersten drei Bundesligaspieltagen gelangen. Im internationalen Vergleich: Der 19-Jährige erzielte damit die meisten Tore (drei) und sammelte die meisten Scorerpunkte (fünf) aller Teenager in Europas fünf großen Ligen in der laufenden Saison. „Can hat gerade im Spiel gegen den Ball eine enorme Entwicklung genommen und hat den Mut, nach vorne Dinge zu initiieren. Er ist auf einem sehr guten Weg und bei uns am richtigen Ort“, sagte Markus Krösche.

Can Uzun markiert den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer zum 1:2.

Das Blatt schien sich zu wenden. Der Platzverweis von Bayer-Kapitän Robert Andrich (Gelb-Rot/59.) befeuerte eben genau diese Wende, nur zwei Minuten später zerschellte der Traum vom schnellen Ausgleich aber mit einem lauten Krachen am Querbalken. „Es wäre geil gewesen, wenn er reingeflogen wäre. Beinahe das 2:2“, so Collins, der sich ein Herz genommen und aus der Distanz abgezogen hatte. Beinahe. Die Hausherren zogen sich zurück, 61 Prozent Ballbesitz verbuchten die Gäste insgesamt. „Gegen einen tief stehenden Gegner haben wir es aber nicht geschafft, das Tempo so zu erhöhen, um zu klaren Torchancen zu kommen“, bemängelte Hardung. 

Fehlendes Tempo, wild und hektisch, technisch teils unsauber und Mängel in der Entscheidungsfindung auf dem Weg nach vorne – Punkte, die in den Analysen angekreidet wurden. „Wann gehe ich ins Dribbling, wann spiele ich den Ball vom Flügel noch einmal schnell weg und gehe in eine schnelle Spielverlagerung. Das ist ein Ansatzpunkt. Es wird mit Sicherheit Spiele in der Bundesliga geben, in denen der Gegner tief verteidigt – und gegen einen tiefen Block braucht man viel Spielgeschwindigkeit, das hatten wir nicht“, musste Cheftrainer Dino Toppmöller bilanzieren: „Wir haben es mit einem sehr offensiven Wechsel, Michy [Batshuayi] für Oscar [Højlund], also mit zwei Stürmern, versucht. Wir wollten viele Flanken kreieren und Stress in der Box erzeugen.“ Die Flanken flogen – insgesamt 29 –, die Gefahr blieb aus.

Die Schlussphase

Drei Gelbe Karten, ein Gelb-Roter Karton für Leverkusens Ezequiél Fernández (90. +2) und durch Meinungsverschiedenheiten geprägter Gesprächsbedarf bei den Spielern: Die Betriebstemperatur stieg in der Schlussphase.

„Emotionen haben etwas Positives. Wir haben in der zweiten Halbzeit eine Reaktion gezeigt, die Jungs wollten unbedingt – wir haben aber nicht den Schlüssel gefunden, um es umzusetzen. Mir ist es lieber, wenn wir mal ein Scharmützel auf dem Platz haben, es knallt und mal Reibung gibt, als dass wir wie tote Fische rumlaufen und gar nichts machen. Man kann sich cleverer verhalten, ja, aber muss sich auch wehren und zeigen, dass wir uns nicht alles gefallen lassen – das gehört dazu“, so Dino Toppmöller.

Ausblick: Königsklasse

Grimaldos zweiter Freistoßtreffer setzte den Schlusspunkt (90. +8). Der Schlüssel, um das Schloss an der BayArena zu knacken und die Serie zu beenden, bleibt für ein weiteres Jahr verborgen. Niemanden im Herzen von Europa ist indes verborgen geblieben, dass nächste Woche die Champions-League-Hymne im Frankfurter Stadtwald ertönen wird: Donnerstag, 18. September, 21 Uhr – die Eintracht gegen Galatasaray A.Ş. „Es sind die größten Spiele, die du auf Klubebene bestreiten kannst. Die Vorfreude ist sehr groß. Ich glaube fest an unsere Mannschaft, hoffentlich können wir Galatasaray schlagen“, sagt Oscar Højlund.