Die Eintracht ist insbesondere in der ersten Halbzeit die spielbestimmende Mannschaft im Frankfurter Hexenkessel und lässt sich auch von einem nach dem Seitenwechsel wehrhafteren SL Benfica nicht beirren. Nach dem 2:4 im Hinspiel genügt das verdiente 2:0 aufgrund der mehr erzielten Auswärtstore zum Weiterkommen.
Ausgangssituation: Kontrollierte Offensive
Nach dem 2:4 im Hinspiel lag die Marschroute auf der Hand: Bei einem für den Einzug ins Halbfinale notwendigen Sieg von mindestens zwei Treffern Differenz war der Weg zum eigenen Torerfolg unumgänglich. Gleichzeitig wusste der Gastgeber um die einzudämmende Offensivwucht des Tabellenführers aus Portugal. Beiden Seiten gemein war die Pflichtspielpause von drei Tagen. Während der Bundesligavierte Eintracht die Generalprobe gegen den FC Augsburg 1:3 verloren hatte, konnte sich SL Benfica am Sonntagabend Vitoria Setubal 4:2 entledigen. Bei allem Theoriegeplänkel und Rechenspielchen war der Eintracht eines Gewiss: Eine bis zum letzten Mann unermüdliche Unterstützung von den Rängen der mit 48.000 Zuschauern bis unters Dach ausverkauften Commerzbank-Arena.
Personal: Hinteregger fehlt, Abraham zurück
Die bis zum letzten Moment erhoffte Blitzgenesung von Martin Hinteregger sollte sich nicht erfüllen. Für den Österreicher rückte Simon Falette auf den Posten des linken Innenverteidigers. Im Vergleich zum Ligaspiel gegen Augsburg begann außerdem Kapitän David Abraham für den international nicht spielberechtigten Almamy Toure. Die zentrale Achse komplettierten erwartungsgemäß Torwart Kevin Trapp und Abwehrdirigent Makoto Hasebe. Dazu komplettierte Mijat Gacinovic anstelle Goncalo Paciencias das zentrale Mittelfeld neben Gelson Fernandes und Sebastian Rode. Danny Da Costa und Filip Kostic bildeten die Flügelzange, Luka Jovic und Ante Rebic die Doppelspitze. Bei den Gästen stand neben dem Dreierpacker aus dem Hinspiel Joao Félix aus Frankfurter Sicht Rückkehrer Haris Seferovic im Blickpunkt.
Permanentes Powerplay
Vom Start weg nahmen die Frankfurter Adler ihr Herz in beide Hände, aber ohne es bei ihrem Auftreten an Verstand vermissen zu lassen. Der direkte Weg vors Tor war die erste Option, jedoch nicht um den Preis eines Ballverlustes. In der Frankfurter Hälfte blieben die Scharlachroten weitgehend ohne Zugriff, was zum einen dem geduldigen Passspiel, zum anderen der kompromisslosen Zweikampfführung der Hessen geschuldet war. Öffnete sich, insbesondere nach eigenen Ballgewinnen, nach vorne eine Lücke, gab es für die Hausherren nach vorne kein Halten mehr. So, als Danny Da Costa an der Mittellinie das Leder eroberte und eine blitzschnelle Verlagerung über Jovic und Rebic zu Kostic gelangte, dessen harten, aber zu zentralen Abschluss Odysseas Vlachodimos zur Seite abwehrte (8.).
Nach wenigen halbherzigen Gegenstößen Lissabons, welche die Frankfurter Hintermannschaft geschickt ablaufen konnte, übernahm der letzte international verbliebene Bundesligist endgültig das Kommando, drückte den portugiesischen Rekordmeister immer tiefer in die eigene Hälfte, ohne aber im letzten Drittel zu zielführenden Aktionen zu finden. Zeugnis des Frankfurter Dauerdrucks: SL Benfica verzeichnete in der ersten Halbzeit nicht einen einzigen Schuss aufs Tor. Den verpasste in der 36. Minute auch Rebic, als er sich an der Strafraumkante beinahe verdribbelte, im entscheidenden Moment aber zurücklegte auf Gacinovic, der aus dem Hinterhalt den linken Pfosten traf, wovon der Ball vor die Füße von Filip Kostic sprang, der aus halblinker Position zum 1:0 abstaubte (36.)! Bis zur Halbzeit kannte der Frankfurter Vorwärtsdrang keine Pause mehr. Nach einer Chance Jovics, der eine Kostic-Flanke knapp über die Querlatte köpfte (43.), ging es mit 1:0 in die Kabinen.
Die Visiere öffnen sich
Es war zu erwarten, dass sich die Gäste nicht auf das Verwalten des geschmolzenen Vorsprungs ausruhen würden, weil dies schlicht nicht in ihrem Naturell lag. Entsprechend drängten die Hafenstädter mit Wiederbeginn auf den Ausgleich. Erst tänzelte Joao Félix an der Grundlinie zwei Verteidiger aus, ehe die Hessen die folgende Hereingabe zur Ecke klären konnten (47.). Dann köpfte Seferovic einen Chippass freistehend in die Arme von Trapp (52.). Doch der DFB-Pokalsieger ließ sich von den forschen Gegenwehr nicht beirren, schon im Gegenzug zog Gacinovic von der linken Seite nach innen und verfehlte den Kasten um wenige Zentimeter (57.). Nach einer Stunde zog sich die Schlinge der Schwarzhemden wieder zusehends fester um die Águias, die sich einem Gegenpressing oberster Güteklasse ausgesetzt sahen. Erst kratzte Rebic einen schon verloren geglaubten Ball von der Außenlinie, tankte sich in den Strafraum durch und legte quer auf Kostic, ehe die Hauptstädter im letzten Augenblick einen Fuß dazwischen bekamen (60.). Überhaupt nicht mehr aus der eigenen Box schafften es die Gäste Mitte der zweiten Halbzeit, als der kroatische Vizeweltmeister mehrfach die Kugel scheinbar magnetisch anzog, schließlich die Pille auf Rode durchsteckte, der ins kurze Eck zum 2:0 abschloss (67.)! Der allgegenwärtige Dauerbrenner war kurz darauf erneut brandgefährlich, als er einen Ballgewinn aus halblinker Lage aufs lange Eck schlenzte, Vlachodimos aber noch die Fingerspitzen an das Spielgerät bekam (71.). Längst drohte der Frankfurter Hexenkessel überzuschwappen, was vor allem an den Nerven der Portugiesen zehrte, während die Adler aus den Anfeuerungsrufen eine Energiezufuhr nach der anderen absorbierten. Gleichwohl häuften sich gegen Ende ob der hektischen Gemengelange die Gelben Karten (Abraham, Falette, Rebic). Für zusätzliche Stabilität sorgte in der Schlussphase Rückkehrer Lucas Torró, der für Rode aufs Feld kam. Was die Zuschauer im Stadtwald und vor den Monitoren erlebten, war an Dramatik nicht zu überbieten, die Gäste warfen buchstäblich alles nach vorne und trafen nach einer Flanke auf Eduardo Salvio den Außenpfosten (85.). Dabei blieb es aber auch, das die Frankfurter gegen die Lissaboner Adler nochmals energischer die Krallen ausfuhren und das 2:0 mit allem was sie hatten, dem Publikum inklusive, über die Zeit kämpften.
Fazit: Das perfekte Spiel
Cheftrainer Adi Hütter hatte im Vorfeld nicht weniger als „das perfekte Spiel“ von seinen Mannen gefordert, um das Wunder möglich zu machen. Die Frankfurter Profis waren auf den Punkt bei der Sache, ließen sich weder von personellen Engpässen noch von der Gefährlichkeit des Gegners beirren, meisterten den Balanceakt auf bravouröse Weise und bestanden auch die Feuertaufe in einem maximal nervenzerreißenden Schlussakkord.
So spielte die SGE:
Trapp - Abraham, Hasebe, Falette (90. Willems) - Da Costa, Rode (86. Torró), Fernandes, Gacinovic, Kostic - Jovic (76. Paciencia), Rebic.
Tore:
1:0 Kostic (36.)
2:0 Rode (67.)