07.09.2023
Team

Des Misters Lehrling

Am River Mersey wirkte er unter Ancelotti, am Fluss Furan packte er den Durchbruch zum Profi, am Main soll er ein vakantes Positionsprofil ausfüllen: Das ist Niels Nkounkou.

Die Bilanz von fünf Meisterschaftstiteln in allen fünf europäischen Topligen kommt für Niels Nkounkou wahrlich zu früh. Einer, der all die Titel sowie vier Mal die UEFA Champions League gewann, ebnete ihm den Weg in den Profifußball. Carlo Ancelotti war von Dezember 2019 bis Juni 2021 Chefcoach beim Everton FC und überzeugte den bis dahin in der zweiten Mannschaft von Olympique de Marseille spielenden 19-Jährigen von einem Wechsel zu den Toffees. Doch von Anfang an.

Niels Patrick Nkounkou, geboren in Pontoise, einem nordwestlich gelegenen Vorort von Paris, schnürte seine Fußballschuhe erstmals im Alter von sechs Jahren für den Cergy Pontoise FC. Hier lernte er das Kicken, bis zu seinem 15. Lebensjahr spielte er für seinen lokalen Sportverein. Über die Stationen FC Rouen, Entente Sannois Saint-Gratien und Stade Brest fand Nkounkou 2017 den Weg zur U19 des bisher einzigen französischen Gewinners der UEFA Champions League: Olympique de Marseille.

Niels Nkounkou für Everton in Aktion, dahinter beobachtet Carlo Ancelotti das Geschehen.

Mit 17 Jahren galt der linke Außenverteidiger als vielversprechendes Nachwuchstalent, kam auch deswegen oftmals für den Unterbau Marseilles zum Einsatz und erbrachte in 43 Einsätzen vier Tore und fünf Vorlagen. Regelmäßig durfte er auch beim Ligue-1-Team mittrainieren, ein Einsatz in Frankreichs Eliteliga blieb jedoch aus. Ebenso eine Vertragsverlängerung bei den Phoceens. Nkounkou schloss sich nach Gesprächen mit Mister Ancelotti schließlich dem englischen Erstligisten Everton FC an.

Beim Debüt mit Tosun abgeklatscht

Sein Debüt in Englands Eliteliga feierte er am 1. November 2020 bei der 1:2-Niederlage gegen Newcastle United. Nkounkou ersetze den rotgesperrten Lucas Digne und spielte 69 Minuten, ehe Ancelotti aufgrund des Rückstandes einen spieltaktischen Wechsel anordnete und den ehemaligen Adlerträger Cenk Tosun für den Franzosen ins Spiel brachte.

Am River Mersey konnte der linke Außenverteidiger nicht nachhaltig Fuß fassen. Die Lösung: ein Leihgeschäft. Zur Saison 2021/22 sammelte Nkounkou Spielzeit bei Royal Standard Club de Liège, kam dort auf 28 Einsätze; zur Spielzeit 2022/23 dann bei Cardiff City, für den Klub kamen weitere 19 Spiele hinzu. Im Januar 2023 folgte die dritte Leihe zur AS Saint-Étienne in die zweite französische Liga. Hier gelang Nkounkou der Durchbruch.

Ein Schritt zurück, zwei nach vorne

Zwar verpasste er mit Les Verts den Wiederaufstieg in die Ligue 1 deutlich, doch markierte er in 21 Einsätzen, darunter 20 in der Startelf, sechs Tore und acht Assists. Nkounkou spielte im System Saint-Étiennes eine wesentliche und vor allem offensivere Rolle. Gründe genug für die feste Verpflichtung des französischen U21-Nationalspielers, der sein Heimatland jüngst bei der Europameisterschaft in Georgien und Rumänien vertrat, zuvor auch die U18 und U19 Frankreichs durchlief und bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio dabei war.

Qualitäten, weswegen in diesem Sommer Eintracht Frankfurt anklopfte und Nkounkou von der Stadt am Fluss Furan in die Mainmetropole übersiedelte. Für Nkounkou bedeutet der Wechsel aus Frankreichs zweiter in Deutschlands erste Liga den nächsten Schritt im Profifußball. In der Mainmetropole unterschrieb er einen Vertrag bis 2028 und konnte bei seinem Bundesligadebüt gegen den 1. FC Köln direkt an seine Leistung, die er zuletzt in seinem Heimatland zeigte, anknüpfen. Nach 73 Minuten hatte Éric Junior Dina Ebimbe, gegen den Nkounkou im Jugendbereich mehrmals spielte, Feierabend.

Der Neuzugang kam für ihn ins Spiel, stand beim Steilpass von Paxten Aaronson kurz vor Spielschluss genau richtig und rettete den Adlerträgern mit seinem Treffer den fünften Punkt im dritten Spiel. „Es war ein traumhafter Einstand für mich. Ich hätte mir es nicht besser vorstellen können“, schwärmte Nkounkou im Nachgang der Partie. „Ich bin ein Spieler, der auch von seiner Schnelligkeit und Physis lebt, der die Gegner aussteigen lassen kann. Wenn ich kann, breche ich gern durch, tue aber natürlich, was der Trainer mir sagt. Bei der Eintracht heißt es für mich, hart zu arbeiten und mich für einen Platz in der ersten Elf anzubieten“, erklärte er seine Ambitionen.

Nicht zuletzt wissen auch Sportvorstand Markus Krösche und Sportdirektor Timmo Hardung um die Qualitäten des 22-Jährigen: „Wir sind sehr glücklich, dass wir eine Einigung erzielen konnten. Er wird uns sicherlich weiterhelfen mit seiner Dynamik und Geschwindigkeit. Er kann sowohl Vierer- als auch Fünferkette spielen und bringt auch deshalb viel Flexibilität mit.“ Hardung ergänzt: „Niels ist ein hochtalentierter Spieler, der durch seine Dynamik, Durchsetzungskraft und Zielstrebigkeit besticht. Insbesondere auf seiner Position werden diese Elemente unser Spiel bereichern.“