28.05.2023
Historie

DFB-Pokalsieg 1974: „Ein spezielles Hochgefühl“

Nervenprobe gegen den Hamburger SV und der erste Cup für die Eintracht: Thomas Rohrbach erinnert sich an den Pokaltriumph vor 49 Jahren.

Wenn Thomas Rohrbach nach seinen Erinnerungen an das Pokalfinale 1974 gefragt wird, antwortet der 74-Jährige mit gemischten, aber durchweg positiven Gefühlen. Die Frankfurter Führung, das 2:0 auf dem Fuß, eine echte Nervenprobe in der Verlängerung und Grabis kuriose Trikotpanne – das und mehr kommt Rohrbach in den Sinn.

Zweiter Anlauf für die Eintracht in einem DFB-Pokalfinale nach 1964 (0:2 gegen 1860 München) und die sportlichen Voraussetzungen sind durchaus gut. Die Eintracht hat die vergangene Spielzeit auf Rang vier beendet, Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein sind gerade Fußballweltmeister geworden und der Finalgegner Hamburger SV hatte sich zuletzt einige Jahre in der zweiten Tabellenhälfte aufgehalten. 53.000 Zuschauer, darunter rund die Hälfte Frankfurter, schauen in Düsseldorf zu.

Gert Trinklein machte ein Tor, dabei sollte er ursprünglich gar nicht über die Mittellinie hinaus.

Thomas Rohrbach

Thomas Rohrbach wird unter Trainer Dietrich Weise auf Linksaußen eingesetzt. Sein Gegenspieler ist Manfred „Manni“ Kaltz, ein Prototyp des damaligen Rechtsverteidigers und später Co-Trainer bei der Eintracht. „Er hatte Schwierigkeiten mit mir“, erinnert sich Rohrbach, der kurz vor der Pause das 1:0 bejubeln kann. „Gert Trinklein machte ein Tor, dabei sollte er ursprünglich gar nicht über die Mittellinie hinaus“, schmunzelt Rohrbach.

Trotz Dominanz verpasst es die Eintracht nach Wiederanpfiff, den Sack zuzumachen. „Ich muss das 2:0 machen“, gesteht Rohrbach. „Ich konnte einen Kopfball nicht verwerten, der Ball rutschte mir ab und ging daneben. Den Blick von Bernd Nickel werde ich niemals vergessen. Er guckte mich an und sagte: ‚Muss das denn sein?‘ Im Gegenzug erzielte der HSV den Ausgleich und wir mussten in die Verlängerung. Das war dann etwas Arbeit.“ Und eine Nervenprobe für alle Zuschauer.

Thomas Rohrbach mit Trainer Dietrich Weise.

Schiedsrichter Hans-Joachim Weyland gibt nach 95 Minuten Freistoß für Hamburg, scheint sich dabei aber in der Richtung vertan zu haben. Auf den Hinweis der Eintracht-Spieler folgt die Korrektur und der Freistoß für die Adlerträger. Nickel beschleunigt das Spiel, passt auf Hölzenbein, der die 2:1-Führung per Heber erzielt. Wolfgang Kraus besorgt per Kopfball den 3:1-Endstand (116.).

Wolfgang Kraus besorgt per Kopfball den 3:1-Endstand.

Erstmals treten die Spieler an diesem Tag mit vom Deutschen Fußball-Bund goutierten werbebeflockten Trikots an. Auf den ersten Siegerfotos scheint ein HSV-Spieler mit drauf zu sein. Es ist Jürgen Grabowski, der sich nach dem Spiel zum Trikottausch bereiterklärte und den Pokal mit dem HSV-Jersey in die Luft reckt. „Grabi hatte wohl einen neuen Sponsorenvertrag“, flachst Rohrbach. „Wir haben geklatscht und darüber gelacht. Den Pokal konnte uns keiner mehr nehmen.“ Grabowski wechselt für die offiziellen Fotos nochmal das Shirt.

Vom Eisernen Steg zum Römer

„Der Pokalsieg war ein spezielles Hochgefühl. Wir sind am nächsten Tag über den Eisernen Steg gegangen und mit den Autos zum Römer gefahren worden. Im Schritttempo, die Leute waren völlig außer sich. Wir haben uns völlig treiben lassen. Gert Trinklein hatte in Sachsenhausen eine Kneipe, da musste jeder rein.“

Eine Eintrittskarte für das DFB-Pokalfinale 1974.

Auch ein Jahr später ist Rohrbach in Hannover bei der Titelverteidigung dabei. Ein Finaltor sollte ihm auch dann nicht gelingen. Vier Treffer in neun Pokalspielen sind aber auch für den heute in Bad Hersfeld lebenden Rohrbach persönliche Hochgefühle und dokumentieren seinen Anteil an den ersten beiden DFB-Pokalsiegen in der Vereinsgeschichte von Eintracht Frankfurt.

Ihr wisst Bescheid.