31.05.2023
Historie

DFB-Pokalsieg 1988: „Ich fühlte, dass ich das Tor mache“

Ein Freistoß für die Ewigkeit: Lajos Détári über den DFB-Pokalsieg 1988 nach persönlichen Anlaufschwierigkeiten am Main, Lehrmeister Körbel und „das Wunder von Uli“ Stein.

Die Art und Weise, auf welche der DFB-Pokalsieg 1988 zustande kam, wirkt auch 35 Jahre später noch nach. Um sich für ein Spiel von „Eintracht in der Region“ zu bewerben und mit einem Video die Jury zu überzeugen, stellen Amateurfußballer aus einem Dorf in Osthessen den vielleicht bekanntesten Freistoß der Eintracht-Historie im vergangenen Jahr nach. Anlauf, Schusstechnik, Jubel – alles wird detailgetreu kopiert. Der Lohn: Eintrachts Tradi kommt im vergangenen Jahr nach Wölf – mit dem Torschützen von 1988.

Der Torschütze von 1988, vom DFB-Pokalfinale, das ist Lajos Détári. Ein 24-jähriger Ungar, Nationalspieler, Feingeist, vor Saisonbeginn als eines der größten Talente seines Heimatlandes für eine Rekordablösesumme nach Frankfurt gekommen. „Die Erwartungen waren hoch und ich musste erst die deutsche Sprache lernen. Es war eine schwierige Zeit“, erzählt Detari, der ein halbes Jahr Eingewöhnungszeit braucht – und die Turniere unter dem Hallendach, zur damaligen Zeit noch Pflichtprogramm im Januar.

Teufelskerl Uli Stein sichert mit zahlreichen Paraden überhaupt erst die Teilnahme am Endspiel.

„Mit meinem Kumpel Smoli [Włodzimierz Smolarek; Anm. d . Red.] und der gesamten Mannschaft haben wir tollen Fußball gespielt, die Halle hat mir gelegen“, erinnert sich der heute 60-Jährige an den Budenzauber. Er stärkt das Selbstbewusstsein des jungen Ungarn, der nun überzeugt. Während die Eintracht in der Meisterschaft Neunter wird, gelingen im DFB-Pokal einige Glanzleistungen.

Das war das Wunder von Uli. Er alleine gegen Werder, er hat alles gehalten.

Lajos Détári

In Düsseldorf behält Détári beim Elfmeter die Nerven und sorgt fürs Weiterkommen. Gegen Uerdingen „haben wir eines der besten Spiele der Saison“ gemacht, beim 4:2 im Viertelfinale gelingt dem Edeltechniker aus dem Budapester Speckgürtel ein Traumtor. Im Halbfinale ist der spätere Meister Werder Bremen an der Weser der klare Favorit. „Das war das Wunder von Uli. Er alleine gegen Werder, er hat alles gehalten“, schwärmt Détári von Uli Steins Glanztag, als die Bremer Offensive am Frankfurter Torhüter – ein Jahr zuvor Pokalsieger mit dem HSV – verzweifelte. Frank Schulz markiert den einzigen Treffer in Bremen, und erstmals geht’s für die Eintracht ins Mitte der 1980er Jahre zum festen Endspielort bestimmten Berliner Olympiastadion.

Gegner ist der VfL Bochum, der in der Liga zwar hinter der Eintracht gelandet war – „aber zweimal gegen uns gewonnen hatte“, bemerkt Détári. „Ein drittes Mal durfte es nicht passieren“. Die erste Halbzeit endet torlos, die Eintracht wirkt schläfrig. Über die Lautstärke von Uli Steins Kabinenansprache nach zuvor minutenlangem Schweigen gibt es unterschiedliche Angaben. „Aber sie hat gewirkt, denn Uli war Führungsspieler“, erzählt Détári, der nach 81 Minuten gefoult wird.

„Ich fühlte: das ist meine Position, den mache ich. Ich habe zwei Schritte Anlauf genommen, geschossen und bin dann zurückgegangen, weil ich wusste, dass er reingeht. Der Rest war Jubel in Richtung der 30.000 Eintracht-Fans in der Kurve.“ Es ist der entscheidende Treffer im Olympiastadion, die Eintracht ist zum vierten Mal DFB-Pokalsieger. Nur Karl-Heinz Körbel, übrigens Detaris Zimmerkollege in jener Zeit, war bei all diesen Triumphen dabei. „Ich nenne Charly immer ‚Erinnerung‘, er ist Eintracht Frankfurt und ich habe wahnsinnig viel von ihm gelernt.“ In Erinnerung bleiben wird den Eintracht-Fans unterdessen immer Lajos Détáris Freistoß vom 28. Mai 1988. Sie wissen Bescheid.

Ihr wisst Bescheid.