01.06.2023
Historie

DFB-Pokalsieg 2018: Hessische Ekstase

„Bruda, schlag den Ball lang“, „wiedergekommen und vollendet“, Kovacs Ausstand für Romantiker und ein Lauf für die Ewigkeit. Mijat Gacinovic lässt den bislang letzten Triumph 2018 Revue passieren.

Noch in der Nacht der DFB-Pokalfinalniederlage 2017 sagt Axel Hellmann fünf Worte, über dessen Bedeutung noch viele Jahre später gesprochen werden sollte – schließlich ist Eintracht Frankfurt kein Dauergast in Endspielen. Unter dem Eindruck des 1:2 gegen den BVB meinte der heutige Vorstandssprecher: „Wir werden wiederkommen und vollenden.“

Nach dem 1:0-Erfolg im Halbfinale auf Schalke durch Luka Jovics sehenswertes Hackentor herrscht Gewissheit, dass die Eintracht Berlin wieder erreicht hat. Die Chance auf den ersten großen Titel nach diesmal genau 30 Jahren ist wieder da, die Aufgabe gegen den Deutschen Meister FC Bayern München jedoch mindestens genauso schwer wie im Jahr zuvor. Brisante Geschichte am Rande: Für Jupp Heynckes sollte es das (wahrscheinlich) letzte Spiel als Trainer im Profifußball werden, sein Nachfolger steht fest: Niko Kovac, Cheftrainer der gerade auf Rang acht in der Bundesliga eingelaufenen Frankfurter Eintracht.

Kannste schicken: Ante Rebic.

Das Erfolgsrezept verrät Kapitän Kevin-Prince Boateng später bei den Siegesfeierlichkeiten auf dem Römer. „Bruda, schlag den Ball lang“, habe Ante Rebic zu ihm gesagt. Boateng verspricht ihm, genau das zu tun. Exakt auf diese Art fällt das 1:0 für die Eintracht (11.). Lewandowski gleicht aus (53.), und sieben Minuten später kommt Gacinovic in die Partie. „Ich hatte das Gefühl, dass ich ein Tor machen werden“, erzählt der Serbe.

Zunächst schnürt Rebic nach einem fulminanten Sprint den Doppelpack (2:1/82.). Eine dramatische Schlussphase beginnt, Bayern drückt auf den Ausgleich. Boateng gegen Martinez in der Nachspielzeit, Elfmeter oder nicht? „Ich habe den Kontakt gehört und habe zu Gott gebetet, dass es keinen Elfmeter gibt. Wenn Bayern das 2:2 gemacht hätte, wäre es sehr schwer für uns geworden.“ Schiedsrichter Zwayer schaut sich das Video lange an, entscheidet dann auf „kein Foul“. Weiter geht’s mit Eckball für die Bayern.

Diesen kann die Eintracht klären, und die historische Szene mit Mijat Gacinovic nimmt im wahrsten Sinne des Wortes ihren Lauf. Etwa 25 Meter vor dem Eintracht-Kasten kann der Mittelfeldspieler den Ball kontrollieren und ist allein auf weiter Flur. Gacinovic sprintet bis zum gegnerischen Strafraum, schiebt zum 3:1 ein und verwandelt die Ostkurve in ein Tollhaus. „Wenn ich mir das Video anschaue, ist es immer noch ein Gefühl wie in dem Moment selbst. Ich sehe mir das immer wieder sehr gerne an. Dann noch mit solchen Fans hinter dem Tor, das war wirklich Wahnsinn“, meint der heute 28-Jährige.

30 Jahre Warten. Keine Silbermedaillen mehr. Wir sind wiedergekommen. Und haben vollendet.

Die Mannschaft in einem offenen Brief an die Fans

Die Bedeutung der Anhänger hebt auch die Mannschaft in einem offenen Brief an diese danach heraus. „Im vergangenen Jahr war der Adler im Anflug. Wir waren nah dran. […] Wir haben dran geglaubt. Ihr auch. Mit Leidenschaft. Mit Hingabe. Mit allem, was wir hatten. Mit allem, was Ihr seid. 30 Jahre Warten. Keine Silbermedaillen mehr. Wir sind wiedergekommen. Und haben vollendet. Er ist zurück. Mit Euch. Dank Euch.“ Das steht unter der Überschrift „Dem 12. Mann sei Dank“ in Anlehnung an die T-Shirts mit der „12“ hintendrauf, die jeder Fan beim Spiel getragen hatte.

Mijat Gacinovic bilanziert unterdessen, was sicherlich viele Adlerträger unterschreiben würden. „Der Titel war sehr wichtig für den Verein Eintracht Frankfurt. Denn es war der erste Erfolg nach einer langen Zeit und damit die Basis für die Erfolge der nachfolgenden Jahre.“ Die hessische Ekstase geht unterdessen am folgenden Tag weiter, als vor dem Empfang auf dem Römer Hunderttausende den Korso der Mannschaft vom Flughafen in die Stadt begleiten.

Ihr wisst Bescheid.