Situation
Beim 1. FSV Mainz 05 zählt in dieser Saison das Motto: Ganz oder gar nicht. Vier Siege und acht Niederlagen stehen bei den Mainzern zu Buche. Damit sind sie in der Bundesliga das einzige Team, welches noch kein Remis aufweist. Mit aktuell zwölf Punkten Platz 13 zu Buche. Im DFB-Pokal war schon nach der ersten Runde Schluss. Mit einem 0:2 gegen Drittligist Kaiserslautern sind die Mainzer sang- und klanglos ausgeschieden. Trainer Sandro Schwarz musste dann am 10. November, nach der 2:3 Niederlage gegen Aufsteiger Union Berlin, seine Sachen packen. Der bereits einen Tag zuvor in Köln entlassene Achim Beierlorzer wurde wenige Tage später als neuer Chefcoach der Mainzer vorgestellt. Kurios: Sowohl in Beierlorzers letztem Spiel mit Köln, als auch in seinem ersten mit Mainz ging es gegen Hoffenheim, die er im zweiten Anlauf taktisch und mit 5:1 auch ergebnismäßig überrumpelte.
Formkurve
Die kurzfristige Formkurve der Nullfünfer zeigt entsprechend leicht nach oben. Gleichwohl bleibt abwarten, wie sich der noch frische Trainerwechsel nachhaltig auswirkt. Beierlorzer hatte noch nicht viel Zeit, um mit der Mannschaft zu arbeiten. Gegen die TSG hat so gut wie alles geklappt, selbst im Defensivverhalten – stellen die Rot-Weißen doch mit 22 Gegentreffern allein in der Fremde den anfälligsten Verbund der Liga. Freilich auch zu erklären mit den zwei Klatschen beim FC Bayern (1:6) und in Leipzig (0:8). Ab dem Spiel gegen die Eintracht wird sich dann aber zeigen, ob der 52-jährige Fußballlehrer das Ruder der Rheinhessen endgültig herumreißen kann. Durch den Debüterfolg konnte der FSV zumindest neues Selbstbewusstsein tanken, was für die kommenden Aufgaben in der Liga wichtig wird.
Trainer
Achim Beierlorzers Trainerkarriere begann im Sommer 2002 beim aktuellen Landesligisten SC 04 Schwabach, bei dem er auch von 1996 bis 2002 Spieler gewesen ist. Bereits 2004 heuerte er beim Amateurklub SV Kleinsendelbach als Spielertrainer an. Bis 2010 hatte er diese Funktion inne. Über den Trainerposten in der U17 von Greuther Fürth landete der gebürtige Erlangener bei der U17 von Leipzig und sprang in der Saison 2014/15 als Interimstrainer für die Profis, damals noch Zweitligist, ein. Zur Saison 2015/16 übernahm dort Ralf Rangnick, Beierlorzer blieb als sein Co-Trainer. Gemeinsam schafften sie den Aufstieg in die Bundesliga. Der Franke wurde daraufhin für eine Saison Trainer der Leipziger U19, anschließend Cheftrainer des SSV Jahn Regensburg. Der 1. FC Köln war Achim Beierlorzers erste Bundesligastation. Beim Aufsteiger konnte er allerdings im Schnitt nur 0,7 Punkte einfahren, weshalb er schon nach 13 Spielen gehen musste. Nun hat er beim selbsternannten Karnevalsverein einen Vertrag bis 2022 unterschrieben.
Taktiktafel
Der neue Trainer brachte auch ein neues Spielsystem mit. Während Vorgänger Schwarz seine Jungs meist in einem 4-3-1-2 auflaufen ließ, setzte Beierlorzer gegen Hoffenheim auf ein 3-4-1-2. Kurioserweise auf dieselbe Formation, mit der er schon einen Spieltag zuvor mit den Domstädtern gegen Hoffenheim antrat und 1:2 verlor. Bei den Nullfünfern fruchtete die Umstellung jedoch auf Anhieb. Kapitän Daniel Brosinski musste draußen bleiben. Für ihn kam Pierre Kunde in die Startelf. Der vormalige Sechser Edimilson Fernandes rückte in die Verteidigung zurück zwischen Jeremiah St. Juste und den neuen Kapitän Moussa Niakhaté. Ähnlich wie da Costa und Kostic bei der Eintracht, wirkten die beiden Außen, Aaron Martín links und Levin Öztunali rechts als Außenverteidiger und -stürmer in Personalunion. Das Mittelfeld bildeten Pierre Kunde und Ridle Baku, davor Jean-Paul Boëtius. Die Doppelspitze bestand aus Karim Onisiwo und Robin Quaison. Ob diese Aufstellung eine Dauerlösung, oder nur eine taktische Reaktion auf die Spielweise der Hoffenheimer war, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Spieler im Fokus: Jean-Paul Boëtius
Der 25-jährige Niederländer ist mit sechs Torbeteiligungen (drei Tore, drei Vorlagen) der aktuelle Topscorer der Mainzer in dieser Saison. Schon in der vergangenen Saison war er mit insgesamt zwölf Scorerpunkten (vier Tore, acht Vorlagen) nach Jean-Philippe Mateta der gefährlichste Akteur des FSV. Mit im Schnitt 56 Dribblings pro Spiel sucht er in dieser Spielzeit so häufig wie kein anderer aus seiner Mannschaft das Eins-gegen-eins. Der offensive Mittelfeldspieler lernte das Kicken in der Jugend von Feyenoord Rotterdam. Im Jahr 2012 konnte er sein Debüt für die Profis von Feyenoord feiern und war sofort ein fester Bestandteil des Teams. Auf vier Tore und drei Vorlagen kam der gebürtige Rotterdamer in seiner Debütsaison, in der Spielzeit darauf sogar auf elf Treffer und zehn Assists. Nach drei Jahren in den Niederlanden ging er in die Schweiz zum FC Basel. Die Zeit dort verlief für Boëtius eher durchwachsen. Verschiedene kleinere Verletzungen warfen den 1,78-Mann immer wieder zurück. Im Januar 2017 wurde er für die Rückrunde an KRC Genk aus Belgien verliehen. Im Sommer verkauften ihn die Baseler zurück an seinen Heimatverein aus Rotterdam. Dort erlebte er eine verletzungsfreie Saison und weckte mit sechs Treffern und neun Vorlagen das Interesse aus Mainz, wohin der der einmalige Nationalspieler für die Elftal im Sommer 2018 denn auch wechselte.
Und hier geht's zum Deutsche Bank Finanzcheck.