Als Bürgermeister Jens Fröhlich am FFH-Mikrofon rund eine halbe Stunde vor dem Anpfiff nach seiner Vorfreude gefragt wird, hat er Tränen in den Augen. „Danke, Danke, Danke“, sagt er in Richtung aller, die diesen Eintracht-Tag beim TSV 1875 Höchst im Odenwald ermöglicht hatten. Fröhlich ist auch Vereinsvorsitzender, hat ein Tattoo des Vereinslogos oberhalb des Sprunggelenks und blickt auf das prall gefüllte Sportgelände an der Jahnstraße. „Ein toller Nachmittag für den Verein und für den ganzen Ort. Über 100 Helfer von uns haben dieses Event mit auf die Beine gestellt. Das Dach unseres Clubheims muss dringend saniert werden, dafür werden wir die Einnahmen nutzen“, erzählt Fröhlich.
Er sollte diese Worte auch nach der Partie in den vielen Gesprächen wiederholen, denn bei bestem Wetter war auch das 46. Spiel im Rahmen von „Eintracht in der Region“ wieder ein Feiertag für den Gastgeber und alle Eintracht-Fans vor Ort.
Unterstützt von LOTTO Hessen, Medien-Partner HIT Radio FFH und der Eintracht war der Eintracht-Tag am Pfingstmontag erstmals im Odenwaldkreis zu Gast. 1500 Zuschauer kamen, sahen das 7:1 der Traditionsmannschaft gegen die Ü40-Auswahl des TSV und feierten nicht nur gelungene Spielzüge und herrliche Tore auf beiden Seiten, sondern auch sich selbst. Denn die Kulisse trug dazu bei, dass bereits im vierten Jahr von „Eintracht in der Region“ die Marke von 100.000 Zuschauern geknackt wurde. „Das ist eine großartige Zahl und hätten wir zu diesem frühen Zeitpunkt nicht für möglich gehalten, als wir 2022 an den Start gegangen sind“, sagte Karl-Heinz Körbel am Stadionmikrofon von FFH-Moderator Christian Belz.
Eventfläche und Fußballschule
Den Dank des Vorsitzenden und Bürgermeisters gab Körbel direkt zurück: „Ihr seid ein toller Gastgeber“, meinte er nach dem Spiel im Vereinsheim zu den Verantwortlichen, als er eine Eintracht-Torte anschneiden durfte. Wie gewohnt rundeten die Eventfläche mit Speedkick und vielem mehr sowie die von Kaufland unterstützte Fußballschule, bei der im Vorfeld unter der Leitung der Ex-Profis Manfred Binz, Alexander Conrad, Hansi Steinle und Cezary Tobollik 40 Kids des Heimatvereins zwei Stunden trainierten, das Programm ab.
Auf dem Rasen zeigte die Eintracht-Tradi gegen einen defensiv eingestellten Gegner, dass sie nichts verlernt haben, demonstrierten feine Kombinationen, versuchten auch Seit- und Fallrückzieher und unterhielten damit die Zuschauer bestens; auch jene auf den umliegenden, am Hang gelegenen Balkonen. Mounir Chaftar trug sich in seinem zweiten Einsatz nach einer feinen Einzelleistung erstmals in die Torschützenliste ein (3:0/20.), er hatte Matthias Hagner kurz zuvor mustergültig das 2:0 (17.) aufgelegt. Hagner netzte damit in seinem zehnten Regionsspiel in Folge, sein 20. Regionstreffer folgte noch vor der Pause zum 4:0 (27.). Christian Balzer aus 20 Metern mithilfe des Innenpfostens (5:1/62.) und Patrick Falk per Handelfmeter (7:1/75.) schraubten das Ergebnis in die Höhe, Tuncay Nadaroglu (1:0/11.) und Frank Gerster (6:1/64.) waren per Kopf erfolgreich. Sehenswert war auch der Ehrentreffer des Gastgebers, als Christian Remmers noch einen Gegenspieler aussteigen ließ und zum zwischenzeitlichen 1:4 aus Sicht der Höchster einschob (58.) – freilich unter tosendem Applaus.
In diesem Moment war nicht nur für den Torschützen, der am Tag zuvor noch auf dem Platz für die erste Mannschaft gestanden hatte, kurzzeitig vergessen, dass diese nach vielen Jahren aus der Gruppenliga abgestiegen war. Der Eintracht-Tag trug jedoch dazu bei, dass in Höchst die Stimmung wieder ins Positive gedreht wurde.
Zu Gast in Großseelheim
Beim SV Großseelheim ist die Vorfreude auf diesen Freitag unterdessen riesig, die Traditionsmannschaft der Eintracht ist ab 18.30 Uhr im Landkreis Marburg-Biedenkopf zu Gast. Thorsten Weber, der die Bewerbung auf die Schiene gebracht hatte, sagt: „Wir sind heiß, die ganze Region mit einigen großen Fanklubs ist heiß“. Fast 2000 Karten sind bereits verkauft, gespielt wird auf dem Hauptplatz des SV am Rotenberg. Über 100 Helferdienste sind eingeteilt, um „das größte Einzelprojekt der Vereinsgeschichte“ (Torsten Sohn, Abteilungsleitung Fußball) auf die Beine zu stellen. Man wolle ein tolles Event für die Region anbieten und freilich etwas Umsatz machen, um mit dem erwirtschafteten Überschuss den überfälligen Bau eines Kunstrasenplatzes zu forcieren.
„Für unseren Verein den eigenen Standort auszubauen und die Sportstätte fit für die nächste Generation zu machen, ist uns sehr wichtig. Dafür ist ein Kunstrasenplatz zwingend notwendig“, sagt der SV-Vorsitzende Ludwig Klingelhöfer im Bewerbungsvideo, das die Jury überzeugt hatte, in den größten Stadtteil Kirchhains zu kommen.
Die Alten Herren des SV Großseelheim feiern dort in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Der Eintracht-Tag ist der Start ins Wochenende mit viel Programm, unter anderem findet tags darauf ein Jedermannturnier statt. Tickets für das Tradispiel mit Karl-Heinz Körbel, Uwe Bindewald, Rudi Bommer, Ervin Skela und vielen mehr gibt’s an den Vorverkaufsstellen oder an der Abendkasse. Alex Meier, vor genau zehn Jahren bester Torjäger der gerade abgelaufenen Bundesligasaison, wird ebenso vor Ort sein, aber nicht spielen können.
Aufstellung Eintracht-Tradi in Höchst
Klandt (Steinle) – Bindewald (Guht), Nadaroglu, Zampach (Herzberger), Chaftar (Zick), Körbel (Lasser), Bommer (Balzer), Uwe Müller (König), Skela, Falk (Gerster), Hagner (Klandt).
Trainer: Wiedener, Trapp.
Tore in Höchst
1:0 Nadaroglu (11.)
2:0/4:0 Hagner (17./27.)
3:0 Chaftar (20.)
4:1 Christian Remmers (58.)
5:1 Balzer (62.)
6:1 Gerster (64.)
7:1 Falk (HE./75.)
Kader Eintracht-Tradi in Großseelheim
Patric Klandt, Hansi Steinle; Christian Balzer, Uwe Bindewald, Rudi Bommer, Daniyel Cimen, Baldo Di Gregorio, Patrick Falk, Frank Gerster, Michael Guht, Steffen Herzberger, Matthias Hagner, Karl-Heinz Körbel, Thomas Lasser, Uwe Müller, Tuncay Nadaroglu, Ervin Skela, Thomas Zampach, Claus-Peter Zick.
Trainer: Andree Wiedener, Wolfgang Trapp.