Eintracht Frankfurt setzt neue Maßstäbe. Nicht unbedingt bezogen auf den Auftritt gegen den FC Schalke 04, den ersten Wettkampf seit 69 Tage, sondern gewissermaßen an sich selbst. Gegen den Aufsteiger und Tabellenletzten in nahezu allen spielrelevanten Statistiken unterlegen, am Ende aber mit 3:0 siegreich, auf Platz zwei – und leistungsbezogen unzufrieden. Entsprechend hielt Sportvorstand Markus Krösche im Nachgang fest: „Wichtig ist, nach so einer langen Pause mit einem Erfolgserlebnis zu starten, das haben wir geschafft.“ Und noch einiges mehr.
Geschichte des Spiels: Über Wert verkauft
Die Eiseskälte rund um den Deutsche Bank Park lässt sich ohne Übertreibung auch auf das Abschlussverhalten der Adler übertragen. Die Expected-Goal-Hochrechnungen ergaben eine Torwahrscheinlichkeit von 1,22 zu 1,94, von den 12:19 Schüssen gingen 3:4 direkt auf den Kasten – alle drei aufseiten der Hessen saßen.
Den ersten versenkte Jesper Lindström vor der Pause auf Vorlage von Randal Kolo Muani. Der Däne übertrifft mit seinem siebten Saisontreffer damit seinen Bestwert aus der Vorsaison schon um zwei Buden, ist mit Daichi Kamada zudem Toptorschütze der SGE und der Vizeweltmeister aus Frankreich ist mit seinem zehnten Assist stärkster Vorbereiter der deutschen Beletage.
Die Weichenstellung für den neunten Dreier am 16. Spieltag, der zu den Punkten 28 bis 30 gereichte. Einer mehr war es nach 16 Spieltagen einzig, umgerechnet auf die Drei-Punkte-Regel, 1993/94. Damals unter Klaus Toppmöller. Heute unter Oliver Glasner, der nach seinem 50. Bundesligaspiel an der Frankfurter Seitenlinie bei 72 Zählern steht – Topwert im Herzen von Europa nach dieser Anzahl von Ligapartien.
Und dann wäre da noch die neue Halbzeitgarantie. Seit dem letzten Restart Anfang 2022, dem 2:3 gegen Borussia Dortmund hat die Eintracht keine ihrer neun Bundesligabegegnungen nach Pausenführung verloren, acht gewonne
Zahl des Spiels: 462
Für endgültige Gewissheit sorgte dahingehend Aurélio Buta mit dem 3:0-Endstand in der Nachspielzeit. Der Sommerneuzugang aus Portugal schrieb damit eine Geschichte für sich. Nachdem der Flügelverteidiger lange Monate verletzungsbedingt im Wartestand blieb, gegen Jahresende körperlich immer gefestigter wirkte und während der Wintervorbereitung im Test gegen Lech Posen eine Vorlage und ein Tor zum 2:2 beitrug, liest sich die noch junge Bundesligabilanz des 25-Jährigen, der 462. Bundesligaspieler der Eintracht-Geschichte, nach dem 16. Spieltag folgendermaßen: Erstes Spiel, erster Schuss, erstes Tor.
„Aurélio Buta war fast ein Jahr verletzt, kommt dann rein und trifft. Das ist eine tolle Geschichte“, konstatierte freudig auch Oliver Glasner, der im Umkehrschluss mit der notgedrungenen Auswechslung von Éric Junior Dina Ebimbe einen Verlust zu beklagen hat. Dafür darf sich der Cheftrainer mehr denn je der Tiefe seines Kaders sicher sein. „Rafael Borré hatte eine sehr gute Vorbereitung, er hätte einen Startelfeinsatz verdient gehabt“, lobte der Österreicher in Bezug auf den Kolumbianer, der das 2:0 selbst erzielte und zum 3:0 servierte. „Aurélio hatte eine lange Leidenszeit mit vielen Rückschlägen. Das zeigt auch seine mentale Stärke, dass er sich jetzt mit dem Treffer belohnt. Für ihn wie für Rafael Borré freut es mich besonders, weil es zeigt, dass man im Fußball immer das zurückbekommt, was man investiert“, bekundete unisono Krösche.
Das schreiben die Medien
- Frankfurter Rundschau: „Trapp hält alles, Buta trifft zum Einstand“
- hessenschau: „Ein gutes Ergebnis, aber eine durchwachsene Leistung“, „Klares Ergebnis, aber beim Spiel noch Luft nach oben“
- Wiesbadener Kurier: „Die Leistung war minimal, der Erfolg und die Auswirkungen maximal“
Das sagt das Netz
- „Es gibt aktuell keinen besseren deutschen Torhüter als Kevin Trapp. There, I said it.“ (@SuperSebb)
- „Ja, Schalke hat heute gut mitgespielt und ihnen ist es ergangen, wie uns normalerweise. Aber: Was ist zur Zeit "normal" bei unserer #SGEuropa ?“ (@UweBein1)
- „Arbeitssieg! Eine gehörige Portion Glück und die individuelle Klasse retten 3 Punkte. So spielt man um die CL! Lindstrom ist so, so gut. Freut mich für Borré & Buta. Sehr bitter für Schalke, mit etwas mehr Kaltschnäuzigkeit verlieren die heute niemals.“ Egal, YES!“ (@Kosticinho10)
Ausblick: Spitzenspielwoche
Das darf getrost auch für Kevin Trapp gelten, der in seinem 250. Bundesligaspiel, dem 218. für Frankfurt, maßgeblichen Anteil daran hatte, dass die Weste zum dritten Mal 2022/23 weiß blieb. Vor der Pause hielt die Eintracht übrigens in neun von 16 Vergleichen die Null. Häufiger einzig der SC Freiburg (zwölf) und der FC Bayern (elf). Richtig, die nächsten beiden Kontrahenten am Mittwoch- und Samstagabend, erst der Vierte, dann der Primus. Darum herum steht pro Tag eine Trainingseinheit an. Verbesserungsansätze, um auch den nächstgrößeren Kalibern auf Augenhöhe zu begegnen, muss den Hessen niemand nennen. Dafür sind sie selbstkritisch genug.