10.03.2020
UEFA Europa League

Duell der Alpenpokalsieger

Der FC Basel beschert den Adlerträgern nicht nur ein spannendes Achtelfinale, sondern auch eine pickepackevolle Kiste historischer Geschichten. Los geht’s vor 112 Jahren.

Das erste Aufeinandertreffen zwischen der Eintracht und Basel fand am 5. April 1908 statt. Damals debütierte die Deutsche Nationalmannschaft, Gegner im ersten offiziellen Länderspiel war die Schweiz. Das Spiel fand im Landhof-Stadion in Basel statt, der damaligen Heimat des FCB. Das erste Tor der deutschen Länderspielgeschichte schon ein gewisser Fritz Becker, Stürmer vom Eintracht-Vorgängerverein Frankfurter Kickers. Ihm gelang in der sechsten Minute die Führung für Deutschland. Doch die Gastgeber, bei denen mit Hug und Dr. Pfeiffer zwei Spieler des FCB in der Elf standen, drehten das Spiel und siegten mit 5:3, wobei Fritz Becker noch ein zweiter Treffer gelang. Der Legende nach hat Eintrachts Ur-Nationalspieler sogar alle drei Tore gemacht, was sich unter freundlicher Unterstützung der Kollegen aus dem Museum aber nicht bestätigen beließ. Kurzgefasst: schon beim ersten Auftritt in Basel hat die Eintracht Fußballgeschichte geschrieben.Das erste Aufeinandertreffen mit Basel auf Vereinsebene fand am 1. Januar 1921 am Riederwald statt und endete 1:1. Allerdings ging es immer noch nicht gegen den FC Basel, sondern gegen die Mannschaft von Nordstern. Am 24. Dezember 1922 fand ein weiteres Freundschaftsspiel gegen Nordstern statt. Auch dieses Spiel endete 1:1.

Premiere beim Jubiläumsspiel

Danach gab es erstmal eine längere Spielpause, aber trotzdem intensive Basel-Kontakte. Denn 1925 wechselte mit Walter Dietrich ein Schweizer Nationalspieler an den Riederwald, dessen erster Verein von 1919 bis 1922 der FC Basel war. Der zweifache Olympiateilnehmer Dietrich wurde in Frankfurter der Star der Mannschaft, die 1930 Süddeutscher Meister wurde und 1932 das Endspiel um die Deutsche Meisterschaft erreichte. Dietrich absolvierte bis 1935 insgesamt 211 Pflichtspiele für die SGE und erzielte 65 Tore. In Frankfurt leitete er ein Architekturbüro, dass nach dem Brand der Riederwaldtribüne 1936 mit dem Wiederaufbau des Gebäudes beauftragt wurde. 1938, die hochmoderne Tribüne war mittlerweile feierlich eröffnet, kehrte Dietrich zurück in die Schweiz und war kurze Zeit Trainer des FC Basel.  Die erste Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und dem FC Basel fand am 21. August 1949 statt. Das war nicht irgendein Freundschaftsspiel, sondern das Jubiläumsspiel zum 50. Geburtstag des Vereins. Das Spiel im Stadion fand im Rahmen der Hessischen Polizeimeisterschaften statt, 30.000 Zuschauer verliehen dem Freundschaftsspiel einen feierlichen Rahmen. Ein Zugang schlug mächtig ein: Hubert Schieth, in den Wochen zuvor vom FC Rödelheim zur Eintracht gewechselt, erzielte beim überzeugenden 4:1-Sieg alle vier Frankfurter Treffer. Für Basel traf lediglich Bader. Das Spiel war übrigens das erste internationale Spiel der Eintracht nach Kriegsende.

Zwischen Oster- und Schützenfest

Eine Osterreise in die Schweiz unternahm die SGE 1956. Am Ostersamstag siegte die von Kurt Windmann trainierte Mannschaft beim FC Bern mit 7:1. Schwerer taten sich die Hessen zwei Tage später in Basel. Erst in der 89. Minute gelang Erich Bäumler vor 4500 Zuschauern der 3:2-Siegtreffer bei Nordstern Basel. Es schien sich eine echte Freundschaft zu entwickeln, denn im August kam Nordstern wieder nach Frankfurt – und unterlag diesmal vor 2000 Zuschauern mit 0:6. Die jeweiligen Doppeltorschützen Pfaff und Kreß sowie Bäumler und Feigenspan netzten ein.1956 war es auch, dass Frankfurt und Basel erstmals in einem Wettbewerb aufeinandertrafen. Im Messepokal, in dem Stadtmannschaften aus Messestädten gegeneinander kickten, besiegte Frankfurt am 20. Juni 1956 die Stadtauswahl von Basel mit 5:1. Das Spiel, bei dem auf Frankfurter Seite Spieler der SGE, des FSV und des OFC spielten, fand am Bornheimer Hang vor nur 7000 Fans statt. Die Frankfurter Tore erzielten Buchenau, Pfaff (je zwei) und Hermann. Das Rückspiel in Basel fand erst 1957 statt, als sich die Eintracht aber weigerte, Spieler abzustellen. So verlor die Frankfurt-Auswahl ganz ohne Eintrachtler mit 2:6. Die SGE trifft damit keine Schuld…

Verbindung zum Uhrencup

Eine weitere Osterreise führte die Eintracht 1958 in die Schweiz. Diese begann mit einem Debakel, als beim FC Grenchen – übrigens der Erfinder des Uhrencups, an dem die SGE 2019 im Rahmen des Trainingslagers teilgenommen hat – setzte es eine überraschende 1:2-Niederlage. Eintrachts Ausrede: Die Spieler hatten eine siebenstündige Busfahrt hinter sich, und der Bus kam erst 20 Minuten vor Anpfiff im Stadion an. Einen Tag später hatte sich die Mannschaft regeneriert und siegte vor 3.700 Zuschauern beim FC Basel mit 3:0. Die Tore erzielten Feigenspan und Lindner (zwei).Und dann hat die Eintracht gegen den FC Basel sogar schon mal den Alpenpokal gewonnen. Dieser war 1960 als Wettbewerb zwischen Ligaauswahlmannschaften initiiert worden, ab 1962 nahmen Klubmannschaften an dem Wettbewerb teil. Im Alpenpokal 1967 absolvierte die Eintracht fünf Spiele, das letzte führte zum FC Basel. Durch einen verdienten 2:1-Sieg (Tore: Solz, Bechtold - Odermatt) setzte sich die Eintracht an die Tabellenspitze und gewann die Trophäe. Basel landete auf dem letzten Platz. Zwei Jahre später trat die Eintracht wieder im Alpenpokal an. Auch damals gab es ein Aufeinandertreffen mit dem FC Basel, das allerdings 2:3 verloren ging.

Triumph über Hitzfeld

Das Spiel am Donnerstag wiederum ist das erste Europapokalspiel der Eintracht gegen den FC Basel. Wobei die Eintracht in der Saison 1988/89 offiziell in Basel schon einmal gespielt hat. Als DFB-Pokalsieger startete die Eintracht damals im Europapokal der Pokalsieger. Gleich in der ersten Runde wurde den Adlerträgern der Grasshopper Club Zürich zugelost. Da Zürich eine Platzsperre verbüßen musste, wurde das Spiel verlegt – in den St. Jakobs-Park nach Basel. Das Spiel war eine umkämpfte Partie, für Zürich spielte übrigens Martin Andermatt – und Ottmar Hitzfeld war Trainer. In der 77. Minute erhielt Ralf Sievers die Rote Karte, die Eintracht rettete das 0:0 über die Zeit und siegte im Rückspiel durch einen Treffer von Dirk Bakalorz mit 1:0. 13.000 Zuschauer waren Zeuge im damaligen Waldstadion. Es gäbe noch so viel zu schreiben über die Eintracht und den FC Basel. Von Maurizio Gaudino, Urs Güntensperger, Benny Huggel, Markus Steinhöfer oder Axel Kruse – alles Spieler, die auch beim FCB gespielt haben. Doch soll gemäß dem Wettbewerbsgedanken eine entsprechende Parallele den Abschluss bilden: Denn am Donnerstag treffen in Frankfurt der Alpenpokalsieger 1967 und der Alpenpokalsieger 1969 aufeinander. Aufgrund der dokumentierten Historie kann die Marschroute also nur lauten: Mögen die 67er gewinnen!