Nun ist das Leben manchmal nicht normal und dieses Jahr muss unsere Eintracht „nachsitzen“. Und das nicht zum ersten Mal! Rein historisch betrachtet können wir sogar einen gewissen Optimismus verbreiten. Denn wenn die Eintracht in der Vergangenheit Relegationsspiele absolvieren musste, war sie immer erfolgreich. Wenn es drauf ankam, war die SGE da. Auch wenn wir einmal ganz schön gezittert haben. Nicht zuletzt wegen einem Spieler, der einige Jahre später in Frankfurt ein Held wurde!
Das böse Wort
Relegation kommt aus dem Lateinischen und heißt übersetzt „Fortschickung“, „Verbannung“, „Verweisung“. Kriegt man beim Aussprechen vom Wort „Relegationsspiel“ schon eine Gänsehaut, bekommt man die Übersetzungen ja gar nicht über die Lippe, deswegen kommen wir sofort zur Geschichte der Relegation.
Geschichte der Relegation
In Deutschland gab es die ersten Relegationsspiele 1982. Nach der Einführung der eingleisigen 2. Liga gab es nach Saisonende zwei Entscheidungsspiele zwischen dem Tabellensechzehnten der Ersten Liga und dem Drittplatzierten der Zweiten Liga. Zwischen 1991 und 2009 gab es keine Relegation, in dieser Zeit stiegen die ersten drei Zweitligisten auf und die letzten drei Bundesligisten ab.
Die Eintracht in der Relegation
Die Auftritte der Eintracht in den Relegationsspielen machen viel Mut. Zweimal traten wir an – zweimal konnten wir uns durchsetzen. In der Saison 1983/84 spielte eine ganz junge Eintracht-Mannschaft gegen den Abstieg. Lange Zeit stand die SGE auf dem letzten Tabellenplatz, in der Rückrunde der Saison gab es aber tolle Siege unter anderem gegen Kickers Offenbach, die Eintracht kämpfte sich hoch auf Platz 16. In der Relegation traf die Mannschaft von Dietrich Weise auf den MSV Duisburg. Respekt hatte man auf Seiten der SGE vor allem vor dem Duisburger Torjäger Roland Wohlfahrt, der die Zweitligasaison mit 30 Treffern beendet hatte – und vor dem Wechsel zu Bayern München stand. Am 1. Juni 1984 machten sich 5.000 Eintracht-Fans auf den Weg ins Wedau-Stadion, um die SGE zu unterstützen. Sie sollten einen legendären Abend erleben. Von Beginn an dominierten die Adlerträger die Partie, in der 23. Minute gelang Jan Svensson das 1:0. Zur Halbzeit verzeichneten die Statistiker ein Eckenverhältnis von 9:1 für die Eintracht. Im zweiten Durchgang drückte Duisburg dann auf den Ausgleich, einen Schuss von Hammerschlag konnte Jürgen Pahl an den Pfosten abwehren. Kurze Zeit später köpfte Wohlfahrt zum Ausgleich ein, doch der Schiedsrichter hatte gesehen, dass sich Wohlfahrt vor dem Tor gegen Armin Kraaz unfair eingesetzt hatte. Nach diesen Schrecksekunden kam wieder die Eintracht auf. Uwe Müller, heute Mitarbeiter der Fußballschule, beförderte eine Flanke von Ralf Falkenmayer per Flugkopfball zum 2:0 ins Netz. Ralf Falkenmayer höchstselbst sorgte mit seinem Treffer in der 68. Minute für die Vorentscheidung. Danach hielt Pahl noch einen Foulelfmeter von Steininger, ehe Cezary Tobollik und Harald Krämer mit zwei weiteren Toren für den Endstand sorgten. Nach dem 5:0 feierten die Spieler mit den Fans in der Kurve, die Trikots wurden ins Publikum geworfen, was Zeugwart Anton Hübler verzieh. Er achtete sonst nämlich genau auf den Trikotbestand. Das Rückspiel vier Tage später war dann nur noch Formsache. Frankfurt feierte seine Eintracht. Über 40.000 Fans bejubelten das Team und den bevorstehenden Klassenerhalt. Die Eintracht zeigte wieder eine engagierte Leistung, geriet trotzdem in der 80. Minute durch ein Tor von Schlipper in Rückstand. Einmal mehr war es Uwe Müller, der schon drei Minuten später für den Ausgleich sorgte. Der Rest war eine große Feier bei mäßigem Wetter. Die junge Frankfurter Mannschaft um Armin Kraaz, Uwe Müller, Thomas Berthold, Thomas Kroth und Harald Krämer wurde von Experten als „Mannschaft der Zukunft“ und gar „Meister von Morgen“ eingeschätzt. Soweit kam es leider nicht, aber die „Weise-Bubis“ haben in Frankfurt bis heute einen hervorragenden Ruf.
Schon fünf Jahre nach der Relegations-Premiere musste die Eintracht erneut nachsitzen. Diesmal war die Mannschaft nach dem Pokalsieg 1988 verunsichert in die neue Saison gestartet. Lajos Detari, der Superstar aus Ungarn, war aus dem Trainingslager heraus nach Griechenland gewechselt. Der Eintracht blieben die legendären Detari-Millionen, der Eintracht fehlte aber fortan der Spielmacher der Mannschaft, als Ersatz wurde Dirk Bakalorz verpflichtet. So entwickelte sich die Saison 1988/89 zu einem Wechselbad der Gefühle. Von Beginn an kämpfte die Mannschaft gegen den Abstieg, Trainer Feldkamp meldete sich krank, es kam Pal Csernai, mit dem es aber auch nicht besser wurde. Nach einem 0:6 in Dortmund landete die Mannschaft im November 1988 einmal mehr auf dem letzten Tabellenplatz. Zwar konnte man sich noch vor Weihnachten durch einen 1:0-Heimsieg gegen Hannover etwas Luft verschaffen, trotzdem musste auch Pal Csernai noch vor Weihnachten gehen. Für ihn kam Jörg Berger. Unter Berger brachte die Eintracht wieder etwas Konstanz ins Spiel, zeitweise erreichte man den rettenden 15. Platz, am Saisonende reichte es dann aber doch nur zu Platz 16 – Dank dem Treffer von Charly Körbel am letzten Spieltag in Hannover. Diesmal wartete in der Relegation der 1. FC Saarbrücken. Respekt hatte man bei der Eintracht diesmal vor allem vor dem Torjäger der Saarländer, einem gewissen Anthony Yeboah.
Doch im Hinspiel konnte sich die Eintracht am 21. Juni 1989 zunächst ein gewisses Polster erspielen. Wieder kamen über 40.000 Zuschauer, um ihre Eintracht anzufeuern. Und die wurden teils noch vor Beginn enttäuscht – denn die Eintracht hatte zu wenig Karten gedruckt. So begann das aufregende Spiel für viele Fans zunächst mit einer Odysee an den Kassenhäuschen. Als die letzten Besucher ihre Plätze einnahmen, stand es schon 1:0 für die Eintracht. Nach einer Flanke von Stefan Studer hatte Jörn Andersen in der 26. Minute per Flugkopfball zum 1:0 getroffen. In der zweiten Halbzeit spielte die Eintracht überlegen, Manni Binz sorgte in der 60. Minute für den Endstand. Mit diesem Vorsprung reiste man nach Saarbrücken, einmal mehr begleitet von über 5.000 Fans, die im Ludwigspark eine Menge Alarm machten - und ab der 10. Minute kräftig zitterten. Denn da hatte eben dieser Tony Yeboah den Zweitligisten in Führung geschossen. Dietmar Roth, der als Verteidiger mit der Bewachung von Tony beauftragt war, wurde schon in der 30. Minute ausgewechselt – er war akut rot-gefährdet. Für ihn kam Thomas Lasser. Die Eintracht rettete sich in die Pause und startete die zweite Halbzeit weit konzentrierter. Zunächst scheiterte Heinz Gründel am Saarbrücker Torhüter Wahl, doch in der 51. Minute sorgte Frank Schulz mit einem Freistoßtreffer aus gut 20 Metern für ekstatischen Jubel in der Eintrachtkurve. Nun bekam die Mannschaft das Spiel besser und besser in den Griff – doch in der 76. Minute war es wieder Tony Yeboah, der die Hausherren in Führung brachte. Die letzten Minuten wollten kaum vergehen, ein weiteres Tor des FC S hätte damals ein drittes Entscheidungsspiel bedeutet. Thomas Lasser erhielt wegen Ballwegschlagen noch die Rote Karte – und dann war endlich Schluss. Die Eintracht hatte den Klassenerhalt in letzter geschafft, was ausführlich gefeiert wurde. Und in der folgenden Saison überraschte das Team von Jörg Berger ganz Fußballdeutschland. Der Tabellensechzehnte von 1989 beendete die Saison 1989/90 als Tabellendritter – und landete im Europapokal. Damals begann die Eintracht, den Fußball 2000 zu spielen. Und verpflichtete einen Spieler, der heute in Frankfurt längst eine Legende ist: Tony Yeboah, der die Eintracht 1989 in Saarbrücken so zum zittern brachte, wechselte 1990 an den Riederwald. Aber das ist eine andere Geschichte – die hat mit Abstiegskampf nichts zu tun. …