27.08.2019
UEFA Europa League

Die Eintracht und Strasbourg

Strasbourg – das ist endlich mal ein Gegner für eine vielschichtige Statistik. Der Blick auf die bisherigen Aufeinandertreffen zeigt, dass die Bilanz durchaus positiv aussieht.

Sieben Siege, ein Unentschieden und inklusive vergangenen Donnerstag erst drei Niederlagen. Damit lässt es sich leben, zumal die Adlerträger in Frankfurt verlustpunktfrei sind. Das erste sportliche Aufeinandertreffen der beiden Städte fand im April 1935 in Straßburg statt, damals spielte die SGE gegen eine Auswahl aus Racing und dem FC Mülhausen. Wer erinnert sich nicht?! Damals war ein Hundswetter, es hat den ganzen Tag Katzen geregnet – und nur 1.400 Fans machten sich auf ins Stadion. In der 39. Minute gingen die Gastgeber durch Flegel in Führung, kurz vor der Pause gelang Hennes Stubb der Ausgleich. In der zweiten Halbzeit erzielten Wiegand und Möbs zwei Treffer für die SGE, sodass die Straßburg-Premiere trotz des widerlichen Wetters in guter Erinnerung bleibt.

Generalprobe vor dem großen Real-Spiel

Als beide Vereinsmannschaften erstmals aufeinandertrafen, war die Eintracht längst Deutscher Meister. Und stand im Europapokalfinale. Das Spiel gegen Racing Strasbourg am 11. Mai 1960 war die Generalprobe für das Landesmeisterfinale gegen Real Madrid eine Woche später. Und sie glückte. Vor 12.000 Zuschauern besiegte die Eintracht die gerade aus der ersten Liga abgestiegene Mannschaft von Racing im Stadion mit 4:0. Die Tore erzielten Stinka, Meier, Kreß und Lindner. So konnte die Mannschaft von Paul Oßwald selbstbewusst zum Europapokalfinale nach Glasgow reisen. Viele Tore gab es da dann auch, wenngleich mehr für den Gegner.Kurz nach der Bundesligapremiere kam es im September 1963 zu einem weiteren Aufeinandertreffen, diesmal am Riederwald. Wieder regnete es und jetzt war es auch noch kalt, doch die Eintracht bot beim 3:2 eine ansprechende Leistung. Der überragende Wolfgang Solz, Lothar Schämer und Horst Trimhold erzielten die Tore für die SGE, für Straßburg war zwei Mal Farias erfolgreich. Doch die SGE bezahlte den Sieg im Freundschaftsspiel teuer. Erwin Stein zog sich eine Zerrung zu und Hansi Eigenbrodt musste mit einem Wadenbeinbruch ausgewechselt werden. Zeitgenössische Zeitungsartikel betonen, dass es der dritte Wadenbeinbruch in Eigenbrodts Karriere war.Am 17. September 1967 gastierte die Eintracht zur Sportplatzeinweihung in Marburg. Gegner einmal mehr Strasbourg. Nach den eröffnenden freundlichen Worten durch Oberbürgermeister Gaßmann legte Racing los wie die Feuerwehr, doch die Tore machte die Eintracht. Ernst Abbe sorgte mit seinen Treffern in der elften und 23. Minute früh für den Endstand. Einige gute Chancen der Gäste vereitelte Peter Kunter im Tor der SGE. Das Publikum murrte trotz des 2:0, denn Trainer Elek Schwartz hatte viele Stars geschont, auf die sich die Fans gefreut hatten.

Körbels Premiere als Libero

2000 Fans verfolgten am 16. September 1973 in Straßburg ein Freundschaftsspiel von Racing gegen die Eintracht – und erstmals siegten die Franzosen. Die Tore der Gastgeber wurden nicht vermerkt, für die Eintracht traf Bernd Nickel. Trainer Weise war trotz der Niederlage zufrieden. Er hatte Karl-Heinz Körbel übrigens erstmals als Libero spielen lassen. 1975 trafen die Eintracht und Racing in Baden-Baden aufeinander. Das Spiel vor 2.500 Zuschauern gewann die Eintracht durch Tore von Körbel, Grabowski (zwei) und Lorenz mit 4:1. 1992 fand ein weiteres Spiel in Schutterwald statt. Dieses endete vor 4.000 Zuschauern 2:2, die Eintracht-Tore erzielten Axel Kruse und Heinz Gründel. 1999 machten die Fans der SGE aus einem Freundschaftsspiel im Stade de la Meinau kurzerhand ihr persönliches Europapokalabenteuer. Mehrere hundert SGEler ließen sich den Spaß trotz 1:3-Niederlage nicht verderben. Die Elsässer trafen durch Echouafni, Ehret und Hemdani. Für die SGE erzielte Bernd Schneider den zwischenzeitlichen Ausgleich.

Tests als verschiedene Vorboten

Das Selbstbewusstsein für den Aufstieg 2003 holte sich die SGE auch im Sommertrainingslager, wo Frankfurt am 20. Juli 2002 in Hagenau auf Racing traf. In einer umkämpften Partie erzielten Guie-Mien (zwei) und Kryszalowicz die Treffer für die Eintracht, Racing traf durch Ljuboja und Bertin. Die Eintracht war mit einer ganzen Menge Euphorie in die Partie gestartet, denn am Tag zuvor hatte die DFL der Eintracht nach langem Kampf die Lizenz für die Saison erteilt, die mit Alex Schurs Last-Minute-Kopfballtreffer in der Bundesliga endete. Tja, und den vorerst letzten Sieg erzielten die Adlerträger im Juli 2010 auch als Erstligist: Zum 45. Geburtstag des örtlichen Rheinstadions luden die Verantwortlichen die SGE und Racing ein. 1.200 Fans sahen Tore von Alex Meier, Halil Altintop und Marco Russ, für Racing trafen Sikimic und Outrebon. Wo die Saison endete, bleibt an dieser Stelle verschwiegen.Ein Bonbon gibt‘s noch, ein Spiel der Eintracht gegen die französische Nationalmannschaft 1965 in Straßburg. Auch da zeigte die Eintracht eine gute Leistung, das Spiel endete vor 20.000 Zuschauern 2:2. Für die Eintracht trafen Stinka und Solz, für die französische Auswahl Hauser und Combin. Unter den 20.000 Fans waren übrigens mehr als 2.000 Fans aus Südbaden. Und alle freuten sich über den Eintracht-Trainer Elek Schwartz, der an den Ort seines größten sportlichen Triumphs zurückkehrte. Der Startrainer stand nämlich einst als Spieler mit Racing Straßburg im französischen Pokalfinale 1937 und unterlag nur knapp dem FC Sochaux. In seiner Mannschaft war damals übrigens auch Oskar Rohr, der 1932 noch für die Münchner Bayern im Endspiel gegen die SGE das 1:0 beigesteuert hatte – und dessen Großneffe Gernot sich Ende der 1990er Jahre bei der Eintracht als Manager versuchte. Einmal mehr schließen sich bei der Eintracht Kreise.Es folgen noch einige Namen von Eintrachtlern, die auch in Straßburg spielten: Willy Klar, der 1928/29 ein Pflichtspiel für die SGE absolvierte, wechselte 1933 zu Strasbourg. In der Saison 1943/44 spielte ein Gastspieler namens Lidin aus Straßburg für die Eintracht. Habib Bellaid kam 2008 von Racing zur SGE, für die er bis 2012 insgesamt 23 Spiele absolvierte, bevor er wieder zurück nach Straßburg ging. Karim Matmour, der von 2011 bis 2013 für die SGE kickte – Eintracht-Fans erinnern sich gerne an sein Tor in der sechsten Minute der Nachspielzeit in Ingolstadt 2011 – wurde in Straßburg geboren und spielte von 1999 bis 2003 für Racing. Das sind mal eine ganze Menge deutsch-französische Beziehungen. Entsprechend freut sich die Eintracht, dass in den Play-offs zur UEFA Europa League 2019 ein kleines neues Kapitel erscheint. Hoffentlich mit einem positiven Ende für die Adlerträger!