Die beeindruckende Atmosphäre im Stade de la Meinau war sicher nicht ganz unschuldig am hart erkämpften Hinspielsieg von Racing Strasbourg. Das enge Stadion entpuppte sich schon frühzeitig als der erwartete Hexenkessel, den bei insgesamt 27 Duellen auf europäischer Ebene einzig der AC Milan vor rund 24 Jahren als Sieger verlassen konnte. Am Donnerstag wird Frankfurt dahingehend den Spieß umdrehen, denn auch die Heimspielstätte der SGE kann auf internationalem Parkett mit Fug und Recht als Festung gelten. Auch und besonders gegen Teams aus der Ligue 1, gegen welche die Adlerträger mit einer blütenreinen Weste aufwarten können. Im Kontrast dazu werden die Eintrachtfans, dem Vereinsfarben-Dresscode der zurückliegenden Qualifikationsrunden entsprechend, nach Weiß und Rot diesmal komplett in Schwarz zu diesem wichtigen Spiel erscheinen. Allerdings ganz sicher nicht, um am Ende des Tages Trauer zu tragen.
Stadion: Commerzbank-Arena, Frankfurt.
Fernsehhinweis: EintrachtTV und NITRO übertragen die Partie live.
Nichts zu holen
Frankfurt ist zwar eine der vielfältigsten und internationalsten Städte Europas, aber für Mannschaften aus Frankreich endet die hessische Gastfreundschaft traditionell im Stadtwald. Egal ob nun früher im Waldstadion oder heute in der Commerzbank-Arena: Für Teams aus dem Nachbarland gibt es am Main nichts zu holen. Vier Mannschaften haben es bisher auf europäischer Ebene versucht, keine von ihnen konnte auch nur ein Remis erobern. Zuletzt probierte es Olympique Marseille im November 2018 und wurde mit einem 4:0 zurück an die Côte d’Azur geschickt. Im September 2013 erging es Girondins Bordeaux kaum besser – am Ende stand ein 3:0 für die Eintracht. Der FC Sochaux mühte sich 1980 ebenfalls vergeblich und verlor mit 2:4, profitierte dabei sogar noch vom Frankfurter Bruno Pezzey, dem kurz vor Schluss ein Eigentor unterlief. Als 1974 die AS Monaco im mittlerweile abgeschafften Europapokal der Pokalsieger in die Mainmetropole reiste, mussten auch die Monegassen mit leeren Händen die Heimreise antreten. Nach Toren von Thomas Rohrbach und Doppelpacker Bernd Hölzenbein stand am Ende ein 3:0 für das Team von Dietrich Weise.Angeschlagene Boxer
Die Ausgangslage vor dem ausverkauften Rückspiel im Frankfurter Stadtwald könnte besser sein aus hessischer Sicht, aber auch weitaus schlechter. Nach dem unterm Strich unglücklichen 0:1 im Stade de la Meinau muss das Team von Cheftrainer Adi Hütter jetzt vor heimischer Kulisse definitiv einen Sieg einfahren, um sich für die Gruppenphase der UEFA Europa League zu qualifizieren. Eine knifflige, aber keinesfalls unmögliche Aufgabe. Denn es ist nicht so, dass Racing die Frankfurter vor einer Woche an die Wand gespielt hätte. Im zweiten Durchgang wäre mindestens der Ausgleich für die SGE verdient gewesen, die aber weder die deutliche Feldüberlegenheit gegen die nur noch das Ergebnis verteidigenden Elsässer in einen eigenen Treffer ummünzen konnten, noch einen eigentlich fälligen Handelfmeter zugesprochen bekamen. Verloren ging die Partie somit im ersten Durchgang, als fehlender Zugriff auf das Spiel zu den wohl schwächsten 45 Minuten der bisherigen Saison führte. Das aus einem unübersichtlichen Getümmel heraus über die Linie gedrückte 0:1 tat zu einer ausbaufähigen ersten Halbzeit dann sein Übriges. Spieler und Verantwortliche redeten nach der Niederlage Klartext und sprachen die eigenen Fehler intern und nach außen schonungslos an. Nicht ohne etwa in Person von Vorstand Axel Hellmann gleichzeitig zu betonen, dass die Mannschaft schon oft die Mentalität bewiesen hat, um derlei Rückschläge noch umzubiegen. Angeschlagene Boxer, so heißt es, seien schließlich die Gefährlichsten. Als Paradebeispiel dient das Viertelfinale der UEFA Europa League der Vorsaison. Da war auch das Hinspiel mit 2:4 bei SL Benfica verloren gegangen. Im Rückspiel schlug die Eintracht dann zurück: Angetrieben vom fantastischen Publikum stand ein 2:0 und der Einzug in Halbfinale. Am Donnerstag braucht es eine vergleichbare Leistung, um das Bollwerk der Franzosen zu knacken und im zweiten Jahr in Folge die Gruppenphase zu erreichen. Zeit für eine weitere magische Europapokalnacht im Stadtwald. Zeit für „12 gegen 11“.Zum Spiel
Anstoß: Donnerstag, 29. August, 20.30 Uhr, UEFA Europa League, Play-offs (Rückspiel).Stadion: Commerzbank-Arena, Frankfurt.
Fernsehhinweis: EintrachtTV und NITRO übertragen die Partie live.