08.06.2020
DFB-Pokal

Die Kirsche auf der Sahne

Vor dem Halbfinale beim FC Bayern ist allen Beteiligten klar: Eine Leistung am Limit garantiert nicht den Finaleinzug, ein Auftritt darunter aber ziemlich sicher das Ausscheiden.

„Keine Frage: Das ist die schwerste aller möglichen Konstellationen. Wir sind in einer absoluten Außenseiterrolle. Aber wir werden nichts herschenken und alles versuchen, um die Überraschung zu schaffen und unseren Traum vom Finale dennoch zu verwirklichen“, blickte Sportvorstand Fredi Bobic nach der Auslosung im März der Halbfinalpartie entgegen. Sieben Wochen nach der eigentlichen Terminierung trifft die Eintracht nun auf den Titelverteidiger, um zum neunten Mal in der Vereinsgeschichte ein Ticket für das Finale in Berlin zu lösen. Dass die Eintracht das vermutlich schwerste Los gezogen hat, liegt auf der Hand. Sebastian Rode weiß, worauf es ankommen wird: „Wir brauchen einen absoluten Sahnetag, an dem alles passt. Jeder muss für den anderen kämpfen, damit wir unser Ziel erreichen. Wir haben in dieser Saison schon gezeigt, dass wir jeden Gegner schlagen, aber an schlechten Tagen auch gegen jeden verlieren können.“

Chance auf Wiedergutmachung

Lediglich zweieinhalb Wochen liegen zwischen der 2:5-Ligapleite in München und dem Pokalhalbfinale am Mittwoch. Nach der Partie Ende Mai resümierten Spieler und Trainer, es sei kein schlechtes Spiel gewesen, die Eintracht habe gekämpft und sich nicht hängen lassen. Nun bietet sich schnell die Möglichkeit, es noch besser zu machen. Die Wege der beiden Mannschaften in die Vorschlussrunde zeigen durchaus Parallelen auf: In Runde zwei siegten sowohl die Adler auf St. Pauli als auch die Bayern beim VfL Bochum auswärts mit 2:1 bei einem Zweitligisten. Im Achtel- und Viertelfinale wurden mit Leipzig (3:1) und Werder Bremen (2:0) aufseiten der Eintracht, sowie Hoffenheim (4:3) und Schalke 04 (1:0) aufseiten der Bayern jeweils zwei Konkurrenten aus der Bundesliga ausgeschaltet. Am Mittwoch treffen der Titelverteidiger und die Eintracht zum sechsten Mal im DFB-Pokal aufeinander, erstmals werden die Münchner Gastgeber sein. Neben drei Duellen in Frankfurt trafen die beiden Vereine zwei Mal im Finale im Berliner Olympiastadion aufeinander – mit je ein Mal dem besseren Ende für beide Teams. Im Halbfinale begegneten sich die Adler und der FC Bayern bislang erst ein Mal: 1974 setzte sich die SGE im eigenen Stadion nach einem zwischenzeitlichen 1:2-Rückstand spät mit 3:2 durch und wurde anschließend nach einem 3:1-Erfolg über den Hamburger SV erstmals Pokalsieger.

Erschwerte Bedingungen

Schmerzhaft für die Eintracht: Filip Kostic fehlt nach seinem Platzverweis gegen Werder Bremen sowohl im Halbfinale als auch in einem möglichen Endspiel. Der 27-Jährige ist mit seinen drei Treffern und zwei Assists in dieser Saison alleiniger Topscorer im DFB-Pokal. Dass dieser Umstand die kommende Aufgabe nicht leichter macht, weiß auch Sportdirektor Bruno Hübner: „Am Mittwoch in München wird es sehr schwer, zumal Filip gesperrt ist. Bayern hat souverän in Leverkusen gewonnen und ist aktuell eine Übermannschaft. Nichtsdestotrotz ist es ein Spiel und wir werden versuchen, so gut es geht zu bestehen.“ In welch überragender Verfassung sich die Bayern befinden, zeigt die Bilanz des zurückliegenden Halbjahrs. Von den jüngsten 20 Pflichtspielen gewann die Mannschaft von Hansi Flick 19 und ließ nur beim 0:0 gegen Leipzig Punkte liegen. Die letzte Niederlage beim 1:2 in Mönchengladbach datiert vom 7. Dezember 2019. „Bayern ist in einer hervorragenden Verfassung, aber es ist ein Pokalspiel, da ist alles möglich. Wir wollen unsere Außenseiterchancen nutzen und ins Finale einziehen“, erklärt Rode vor dem nächsten Wiedersehen mit seinem Ex-Klub. Und auch Coach Adi Hütter ist sich nach dem 0:2 gegen Mainz bewusst: „Bayern ist der Favorit, aber wir werden unsere Chance suchen und müssen uns zugleich steigern, um mithalten zu können.“ Um am Ende die Kirsche vom von Rode erhofften Sahnetag naschen zu können.

Zum Spiel

Anstoß: Mittwoch, 10. Juni, 20.45 Uhr, DFB-Pokal Halbfinale.
Stadion: Allianz Arena, München.
Hörtipp: EintrachtFM überträgt ab 20.35 Uhr live.
TV-Hinweis: Die ARD und Sky zeigen das Halbfinale in voller Länge.