07.08.2022
Europapokal

Die Krone im Wappen: Die „Königlichen“

Das „Weiße Ballett“, die „Galaktischen“, eine legendäre Spielstätte und ein großer Titelhunger: Das ist Real Madrid.

Jetzt wird es real: Um den ersten internationalen Titel der noch jungen Saison 2022/23 kämpft Eintracht Frankfurt gegen Real Madrid – das erste Wiedersehen auf dem Rasen seit 62 Jahren. Das „Weiße Ballett“, die „Galaktischen“, die „Königlichen“, 14-facher Henkelpottgewinner: Die Madrilenen gehören zu den größten Klubs der Welt. Laut Forbes-Magazin lagen die Spanier in der Liste der wertvollsten Fußballvereine 2021 knapp hinter Erzrivale FC Barcelona auf Platz zwei, im Ranking der weltweit wertvollsten Sportklubs mussten sie im selben Jahr lediglich den Dallas Cowboys, den Knicks und den Yankees aus New York sowie eben Barcelona den Vorrang lassen.

Die Krone im Wappen

Die „Königlichen“

Real Madrid hat in seiner langen Historie – 1902 wurden sie amtlich als Verein registriert – viele Beinamen bekommen. Einige davon bezogen sich auch ausschließlich auf die aktuelle Mannschaft. Einer der davon, der nun seit über 100 Jahren Bestand hat: „Die Königlichen“. Seit 1920, als König Alfons XIII. dem damals noch unter Madrid Football-Club spielenden Fußballern den Titel „Real“, also Spanisch für „königlich“, verlieh, gehört die Krone zum Vereinswappen.

Mit Beginn der Zweiten Spanischen Republik verschwand die Krone 1931 für die darauffolgenden zehn Jahre wieder aus dem Wappen, ersetzt wurde sie durch einen Querstreifen – 1941, als das Verbot monarchistischer Symbole aufgehoben wurde, kam die Krone zurück ins Wappen und ziert seither oben sitzend das Emblem von Real Madrid.

Sie tanzten durch die Abwehrreihen

Das „Weiße Ballett“

Der Fußball war eine Augenweide, die Real-Mannschaften zwischen Anfang der 1950er und Mitte der 1960er Jahre zählen sicherlich zu den legendärsten Teams des Klubs. Präsident Santiago Bernabéu hatte ein sehr geschicktes Händchen bei Transfers und baute Mannschaften, die eine der erfolgreichsten Epochen der Madrilenen prägten.

Vereinslegende, der auch eine Statue gewidmet wurde: Alfredo di Stéfano.

Der Argentinier Alfredo Di Stéfano oder der Ungar Ferenc Puskás, aber auch Kapitän Francisco Gento sowie die Angreifer Héctor Rial und Roque Olsen: In ihren schneeweißen Trikots tanzten sie mit dem Ball am Fuß durch die gegnerischen Strafräume und verdienten sich dadurch den glanzvollen Beinamen „Weißes Ballett“. Acht Spanische Meisterschaften gewann Real in jener Zeit, hinzu kamen fünf Erfolge in Serie im gerade neu geschaffenen Europapokal der Landesmeister – darunter auch das legendäre 7:3 von Glasgow gegen Eintracht Frankfurt.

Zwar mit weniger Trophäen, dafür mit ähnlich vielen glanzvollen Namen sowie phasenweise Zauberfußball gingen Anfang des neuen Jahrtausends „Die Galaktischen“ in die Klubhistorie ein. Dazu gehörten etwa Zinédine Zidane, Ronaldo, Luís Figo, David Beckham, Rául, Michael Owen, Roberto Carlos oder Iker Casillas.

Vitrinen über Vitrinen

Der Madrilenische Titelhunger

Die jüngste Krönung der „Königlichen“ liegt erst wenige Monate zurück, Ende Mai besiegte Real Madrid den Liverpool FC in Paris knapp mit 1:0 und sicherte sich dadurch zum achten Mal die silberne Champions-League-Trophäe – so häufig wie kein anderer Klub. Rechnet man die sechs Triumphe aus dem Europapokal der Landesmeister hinzu, so steht der Henkelpott insgesamt schon 14 Mal im Trophäenraum der Madrilenen. Ein Meilenstein dabei war sicherlich „La Decima“, also Nummer zehn, im Frühjahr 2014.

Der lang ersehnte zehnte Titel im höchsten europäischen Klubwettbewerb wurde in Madrid frenetisch gefeiert.

Internationale Gesellschaft erhalten diese 14 Pokale unter anderem durch zwei UEFA-Pokale, vier FIFA-Klub-Weltmeisterschaften, drei Weltpokale und vier UEFA Super Cups. Den Hunger nach Titeln stillten beim spanischen Rekordmeister zudem 35 nationale Meisterschaften sowie 19 Erfolge in der Cop del Rey. Übrigens: Sollte sich Real Madrid in Helsinki gegen Frankfurt durchsetzen, würden sie nach Siegen im UEFA Super Cup mit dem FC Barcelona und dem AC Mailand gleichziehen.

Das besondere Flair von Chamartin

Das Estadio Santiago Bernabéu

Eingeweiht 1947 mit einem Spiel gegen Belenenses Lissabon, ist das nach seinem ehemaligen Präsidenten benannte Stadion die Heimstätte von Real Madrid. Zweifelsohne in einem Atemzug zu nennen mit der Anfield Road in Liverpool, dem Old Trafford in Manchester oder dem Camp Nou in Barcelona: Stadien, die durch ihre Historie, ihre Magie und durch den klangvollen Namen von einer ganz besonderen Aura umgeben sind.

Legendäres Stadion mitten in Madrid: das Estadio Santiago Bernabéu.

Die Größten haben sich auf diesem Rasen im Stadtbezirk Chamartin gegeneinander gemessen – auch, wenn wie etwa 1998 im Champions-League-Halbfinale gegen Borussia Dortmund ein Tor umfällt. „Noch nie hätte ein Tor einem Spiel so gut getan“, sagte Kommentator Marcel Reif damals – aber Tore sahen die Zuschauer in dem inzwischen über 80.000 Zuschauer fassenden Stadion reichlich.

Kurios: Im Clasico gegen den FC Barcelona in der Saison 2005/06 verabschiedete das Publikum Ronaldinho von Erzrivale FC Barcelona mit stehendem Applaus und würdigte damit die überragende Leistung des Brasilianers in diesem Spiel – er hatte beim 3:0 zwei Mal getroffen.

Los Alemanes bei den „Königlichen“

Die Deutschen bei Real Madrid

Als Toni Kroos Ende der abgelaufenen Saison den Henkelpott in den Pariser Nachthimmel stemmte, war dies bereits der vierte Champions-League-Erfolg des deutschen Nationalspielers mit Real Madrid – persönlich sein insgesamt fünfter, gewann er doch auch schon mit dem FC Bayern München einmal die Königsklasse.

Sami Khedira und Toni Kroos haben 2014/15 eine Saison gemeinsam für Real gespielt, bevor Khedira zu Juventus gewechselt ist.

Der 32-Jährige aus Greifswald ist nicht der erste Deutsche im Real-Trikot, die Liste ist prominent. Der Erste war Günter Netzer, zwischen 1973 und 1976 absolvierte er 100 Spiele für Real. Ihm folgten Paul Breitner, Uli Stielike über insgesamt acht Jahre, Bernd Schuster als Spieler und später noch einmal Trainer, Bodo Illgner, der ehemalige Eintracht-Coach Jupp Heynckes, Christoph Metzelder, Mesut Özil oder Sami Khedira.

Noch nicht im Pflichtspielmodus

Aktuelle Form

Die Madrilenen nehmen als amtierender Spanischer Meister und Champions-League-Sieger viel Schwung aus der Vorsaison mit in die neue Runde. Doch im Gegensatz zur Frankfurter Eintracht, die bereits in die DFB-Pokal- und Bundesligasaison gestartet ist, stehen für die Madrilenen bislang bisher einzig Testspiele zu Buche: Auf der US-Tour traf der amtierende spanische Meister auf den FC Barcelona (0:1), CF America (2:2) aus Mexiko und Juventus Turin (2:0).  Die neue Saison in La Liga startet am nächsten Wochenende.