Die neue Neun

Das letzte Mal, als Sasa Kalajdzic im Deutsche Bank Park auflief, ist schon einen Moment her. Am 6. März 2021, 24. Spieltag der Bundesligasaison 2020/21, gastierte der Österreicher mit dem VfB Stuttgart bei der Eintracht. In der nahezu menschenleeren Spielstätte, inmitten der Pandemie, trennten sich Hessen und Schwaben 1:1. Kalajdzic traf zum zwischenzeitlichen 0:1, Filip Kostic glich aus. Wie es sich anfühlt, vor vollen Rängen im Stadtwald aufzulaufen und die Stimmung aufzusaugen, wird der 26-jährige Mittelstürmer alsbald in schöner Regelmäßigkeit erleben. Ausgeliehen vom Wolverhampton Wanderers Football Club trägt Kalajdzic für den Rest der laufenden Spielzeit das Trikot mit dem Adler auf der Brust.

Seine ersten Fußballschuhe schnürte der kleinere Sasa in der Jugend des SV Donau Wien im Stadtteil Kaisermühlen im Osten der Hauptstadt. Der nächste Schritt war ein kurzer, einmal rüber in den benachbarten Stadtteil zum SR Donaufeld, von wo es vier Jahre später, Kalajdzic war inzwischen 13, in die Jugend des damaligen Zweitligisten First Vienna FC ging. Step by Step. Abermals dauerte es vier Jahre, bis der hochgewachsene Stürmer den Verein wechselte und nach Donaufeld zurückkehrte. Eine Rückkehr, die ihn schließlich aus den Jugendfußball herauswachsen ließ.

„Recht bald merkte ich, dass der Hase anders läuft. Bei den Erwachsenen war alles anders, als ich es von den Nachwuchsmannschaften gewöhnt war. Bis dahin hatte ich im Fußball nur mit Gleichaltrigen zu tun, auf einmal saß ich in der Kabine neben 30-Jährigen, die ernste Erwachsenengespräche führen. Da kannst du nicht mit ‚Hey, Servas!‘ kommen. Da musst du Respekt zeigen und dir Respekt verdienen“, erinnerte sich Kalajdzic einst in einem Spox-Interview. Kalajdzic, das ist kein Geheimnis, verdiente sich selbigen und kletterte auf der Leiter nach oben: Für den FC Admira Wacker Mödling stand er am 15. Juli 2017 in der ersten Runde des ÖFB-Cups auf dem Rasen, 15 Tage später in Österreichs Bundesliga.

Erste Station im Ausland

Los ging die Reise. Diese zog den Fußballer Kalajdzic, der – nicht überraschend – auch gerne Basketball spielt, einige Tage vor seinem 22. Geburtstag erstmals weg aus seiner Wiener Heimat. Saison 2019/20, VfB Stuttgart, Zweite Bundesliga. Das Kapitel Deutschland begann mit einem Rückschlag, der 19-fache österreichische A-Nationalspieler riss sich in einem Testspiel das Kreuzband. Ein Schicksal zu Saisonbeginn, das sich drei Jahre später nach seinem Wechsel zum Wolverhampton Wanderers FC wiederholen sollte.

Doch zurück nach Württemberg. Kalajdzic, dessen drei Jahre jüngerer Bruder im Übrigen inzwischen für die Stuttgarter Kickers spielt, feierte sein Debüt im deutschen Profifußball gegen den Hamburger SV im Mai 2020, beim 6:0 auswärts gegen den 1. FC Nürnberg verbuchte er einige Wochen später sein erstes Tor sowie seine erste Vorlage und am Ende der Spielzeit stand der Aufstieg ins Oberhaus. 22 Treffer und acht Assists markierte er in der Bundesliga für den VfB, den er im Sommer 2022 in Richtung Vereinigtes Königreich verließ.

Zwei-Meter-Zielspieler in des Gegners Box

Eineinhalb Jahre später hinterlegte die Eintracht ihr Interesse, es folgten – eingangs genannte – überzeugende Gespräche mit Markus Krösche und Dino Toppmöller. Der Rest ist Geschichte. Und der Beginn von Kalajdzic‘ Geschichte im Herzen von Europa. „Nun geht es darum, Spielpraxis zu sammeln und auf gutem Niveau zu spielen“, sagt Kalajdzic.

Cheftrainer Toppmöller freut sich auf einen „extrem spielschlauen und spielstarken Mittelstürmer, der auch den Ball gut festmachen kann. Er hat sehr viele Elemente, die unserem Spiel guttun werden.“ Eine andere Komponente, „weil er einfach diese Körpergröße schon mitbringt“, so der 43-Jährige weiter. „Sasa ist noch einmal ein Stück größer als ich, er wird uns bei Standards sicherlich weiterhelfen“, unterstreicht Teamkollege Robin Koch, selbst 1,91 Meter lang. Der Zwei-Meter-Zielspieler in des Gegners Box, Frankfurts neue Nummer neun.

Gude in Frankfurt, Sasa Kalajdzic.