Dino Toppmöller brachte es am Ende der Pressekonferenz auf den Punkt: „Nach einem Remis hat man immer gemischte Gefühle“, sagte der Cheftrainer, nachdem er das 1:1 gegen Borussia Mönchengladbach vor den Medienvertretern analysiert hatte. Die typische Gemütslage, denn „natürlich hätten wir gerne gewonnen“ – wie neben Toppmöller beispielsweise auch Sportdirektor Timmo Hardung und Hugo Larsson am EintrachtTV-Mikro meinten. Aber freilich wussten alle Beteiligten auch, dass in der ersten halben Stunde der Gastgeber den Ton angegeben und seine Heimstärke ausgespielt hatte.
Der Spielverlauf im Zeitraffer: Gladbach hatte 30 Minuten die Spielkontrolle, agierte mit dem Selbstvertrauen guter Heimleistungen in dieser Saison, ging in Führung. Mit dem bis dato besten Spielzug der Partie glichen die Adlerträger zu diesem Zeitpunkt etwas überraschend aus – es war aber ein „Wirkungstreffer“ (kicker), der Gladbach die „Energie gezogen hat“ (VfL-Cheftrainer Seoane) und fortan die Eintracht dominant auftreten ließ. Bis zur letzten Sekunde, mit Vorteilen in allen Statistiken in Halbzeit zwei – aber ohne Ertrag. Das Ergebnis: das dritte Unentschieden in Serie nach dem 2:2 gegen Hoffenheim und dem 1:1 gegen Wolfsburg.
Spielverläufe und Ergebnisse, die so schon dagewesen sind. Dafür gibt’s einige Premieren:
Premiere 1: Hugo Ekitikés fünf in fünf
Nur Harry Kane hat in diesem Kalenderjahr häufiger getroffen als die Nummer elf der Eintracht, die in den letzten fünf Spielen der Vorsaison ebenso vier Ligatreffer erzielt hat wie 2022/23 für PSG in der Ligue 1. Nun also fünf Treffer in den vergangenen fünf Partien im Oberhaus – das bedeutet aktuell Platz fünf in der Torjägerliste der Bundesliga mit zwölf Buden. Besser war er in einer Saison in der nationalen Liga noch nie.
Toppmöller analysierte nach der Partie: „Manchmal hält er den Ball noch etwas zu lange, aber er ist immer sehr aktiv und bringt Schwung ins Spiel. Diese Szene wie heute vor dem Tor, als er aus dem Abseits zurückkommt und dann direkt wieder rein geht, das muss er noch öfter machen.“
Premiere 2: Michy Batshuayi in der Startelf
Am Deadline Day wurde Michy Batshuayi erst Spieler von Eintracht Frankfurt, sechs Tage vor dem Matchday gegen Mönchengladbach. Im BORUSSIA-PARK stand der Belgier direkt in der Startelf, genau ein Monat nach seinem letzten Einsatz von Beginn an; damals noch im Trikot von Galatasaray. Batshuayi sei im Rhythmus und man habe mit zwei Spitzen spielen wollen, begründete Toppmöller die Nominierung des 31-Jährigen in die Anfangsformation. „Er wird uns noch viel Freude bereiten“, ergänzte der Cheftrainer.
„Gab sich Mühe, keine Frage, aber da ist doch noch ganz viel Luft nach oben“, resümierte die Frankfurter Rundschau, die aber freilich auch gesehen hatte, dass er „beim Ausgleich die Füße im Spiel“ hatte. Kein Doppelpack also bei seinem Debüt, wie für den BVB, Fenerbahce und Galatasaray – aber: „So einen Typ hatten wir vielleicht noch nicht im Kader“, meinte Hugo Larsson.
Premiere 3: Elye Wahi debütiert
Man müsse „die Kirche im Dorf lassen“, hatte Toppmöller schon vor dem Wochenende über die aktuelle Situation von Elye Wahi gesagt. Der Franzose war nun erstmals im Kader, kam direkt nach 84 Minuten ins Spiel und hätte fast einen spektakulären Torabschluss gehabt, wenn nicht sein Gegenspieler sehr nah an ihm dran gewesen und der Fallrückzieherversuch dementsprechend zurückgepfiffen worden wäre.
Premiere 4: Toppmöllers Sechserpack
Die Eintracht ist seit sechs Bundesligaspielen ungeschlagen, mit drei Siegen und drei Remis in 2025. Länger blieben die Adlerträger unter Toppmöller noch nie ohne Niederlage, die erste Sechs-Spiele-Serie dieser Art gab’s vom achten bis 13. Spieltag. Genau genommen also keine Premiere, dafür aber Bestmarke eingestellt – und die Serie kann und soll ausgebaut werden.
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Premiere 5: Gladbachs erster Punktverlust nach Führung
Neun Mal war Gladbach an den ersten 20 Spieltagen in Führung gegangen – immer ging der VfL als Sieger vom Platz. Davor war die Eintracht am 11. Mai 2024 an selber Stelle die letzte Mannschaft gewesen, bei der die Fohlen eine Führung nicht in einen Sieg ummünzen konnten. Genau so war es auch wieder am Samstagabend, das 1:0 der Gastgeber hatte nur fünf Minuten Bestand.
Premiere 6: Robin Koch fehlt
Der an der Schulter verletzte Innenverteidiger konnte erstmals in dieser Spielzeit nicht mitwirken in der Bundesliga. Ob er den Kopfball von Tim Kleindienst, der zum Gegentreffer führte, hätte verteidigen können? Spekulation.
Nach den Anpassungen – von 5-3-2- ins 4-4-2-Pressing – waren die Vorteile auf unserer Seite
Rasmus Kristensen
Erwiesen ist, dass Toppmöller die Defensive gegen Ende der ersten Halbzeit von Dreier- auf Viererkette umstellte. „Nach den Anpassungen – von 5-3-2- ins 4-4-2-Pressing – waren die Vorteile auf unserer Seite“, erkannte Rasmus Kristensen, der fortan auf der rechten Schiene verteidigte.
Und mithalf, den Gegner weit weg vom eigenen Strafraum zu halten. Gladbach hatte in den zweiten 45 Minuten kaum Boxaktionen.
Premiere 7: Dreimal erste Gelbe
Mario Götze, Michy Batshuayi und Can Uzun sahen erstmals in dieser Saison eine Gelbe Karte. Weil die mit vier Gelben belegten Skhiri und Tuta sich schadlos hielten, bleibt die Eintracht weiterhin von einer Gelbsperre verschont. Heißt aber natürlich im Umkehrschluss auch, dass der Brasilianer und der Tunesier auch gegen Kiel aufpassen müssen, wollen sie weiterhin nicht ein Spiel auf der Tribüne verbringen.
Ausblick: Kiel kommt
Holstein Kiel – das Stichwort ist gefallen. Der erste Bundesligist aus Schleswig-Holstein am Sonntag, 16. Februar, zu Gast im Deutsche Bank Park. Da sollen dann andere Premieren folgen. Zum Beispiel ein neuer Eintracht-Torschütze, der erste Sieg im Februar oder mit Holstein der erste Klub, der in dieser Spielzeit zwei Niederlagen in der Bundesliga gegen die Eintracht kassiert. Das Hinrundenspiel an der Förde endete nämlich 4:2 für die Mainstädter.
Bis dahin sieht der Trainingsplan zwei freie Tage am Montag und Dienstag sowie jeweils eine Einheit an den vier darauffolgenden Tagen vor. Eine Mischung aus Regeneration und Belastung, die keine gemischten Gefühle hervorruft.