Die Worte sind ihm am Sonntagabend in der Halbzeitpause des Supercups nicht so locker wie sonst über die Lippen gegangen. Der sonst so coole André Rothe wusste: Das werden seine letzten Sätze als SGE-Stadionsprecher an "seine" Adlerträger sein. "Ich hatte eine tolle Zeit. Ich habe seit 1997 mit einer kurzen Unterbrechung so viel erlebt, da kann man nur dankbar sein", sprach er ins Mikrofon und bekam dafür Applaus von den Fans in der Commerzbank-Arena.
Stadionsprecher aus dem Nichts
Alles begann 1997, als sein damaliger Chef vom Hessischen Rundfunk auf André Rothe zu kam und ihm erklärte, dass er Stadionsprecher werde. "Ich musste damals meinen Urlaub verkürzen. Aber das war mir eine Ehre, ein solches Angebot lehnt man nicht ab." Dass es am Ende über 333 Spiele werden würden, ahnte Rothe damals noch nicht. In zwei Jahrzehnten als Stadionsprecher hat der Redakteur einiges erlebt: "Das 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern am 29. Mai 1999 - dieses Ergebnis, da bin ich mir heute noch sicher, wäre ohne diese Fans nicht möglich gewesen. Nach dem Abpfiff brachen alle Dämme. Ich weiß noch, wie Jan-Aage Fjörtoft mit Petra Roth im Block 8 getanzt hat. Dieser Tag war der absolute Knaller während meiner Zeit als Stadionsprecher."
In so einer langen Zeit blieb das ein oder andere Fettnäpfchen selbstverständlich nicht aus. Bei einer Pressekonferenz, die damals Rothe leitete, war der VfB-Präsident Gerhard Mayer-Vorfelder zu Gast gewesen. "Er wollte schnell noch einen Kaffee trinken, bekam aber die Milchbüchse, eine von Südmilch, nicht auf. Rothe half ihm und flachste: "Wenn Sie schon einen Hauptsponsor haben, dann sollten Sie aber auch wissen, wie dessen Verpackungen aufgehen." Leider war das Mikrofon schon eingeschaltet, alle konnten mithören, aber er hat es mit Humor genommen."
Ein Apitz-Comic zum Abschied
Alles andere als lustig war Rothes mittlerweile bekannte DFB-Pokalsieg-Geschichte. Denn der Stadionsprecher verpasste den Finalerfolg gegen den FC Bayern München in Berlin, weil er zunächst in Grönland und später in Dänemark festsaß. Aus diesem Grund richtete er am Sonntagabend auch noch eine Nachricht an die Fans: "Wenn wir ins Finale in die Europa League in Baku kommen, dann bin ich nochmal dabei."
Eintrachts Vorstandsmitglied Axel Hellmann nutzte am Sonntagabend die Gelegenheit, sich bei dem Mann zu bedanken, der in seiner Zeit nur ein einziges Bundesligaspiel verpasste. "Ich möchte mich bei dir im Namen von Eintracht Frankfurt und im Namen aller Fans sehr herzlich bedanken. Du hast einen tollen Job gemacht." Dabei überreichte Hellmann dem sichtlich gerührten Rothe noch einen Bilderrahmen, in dem ein von Eintracht-Zeichner Michael Apitz eigens kreierter Comic abgebildet war. Ein passendes Abschiedsgeschenk für die Stimme der Eintracht. Lieber André, danke für die Zeit und Dir alles Gude!