1974 Pokalsieg mit Eintracht Frankfurt, 1974 Weltmeister mit der deutschen Nationalmannschaft, 1975 erneut Gewinner des DFB-Pokals: Für Jürgen Grabowski waren diese beiden Jahre die erfolgreichsten seiner Karriere. "Das war nicht zu toppen, es war eine sensationelle Zeit", erinnert sich der Ehrenspielführer der Eintracht gerne zurück.
Von wegen Ballbesitzfußball
Eine Zeit, in der noch ein anderer Fußball gespielt wurde als heute. "Wir wollten immer gleich nach vorne spielen. Klar, manchmal haben wir dabei den Ball verloren, aber dann haben wir ihn uns halt wieder zurückgeholt", sagt Grabowski. Mit modernem Ballbesitzfußball hatte das nichts gemeinsam: "Heute zirkuliert der Ball in den eigenen Reihen, um dann nach zwei Minuten wieder beim eigenen Tormann zu landen." Nein, so geduldig, waren die Grabowskis, Hölzenbeins und Nickels nun wirklich nicht. Erst recht nicht im Pokalwettbewerb der Saison 74/75: "Durch unseren Erfolg gegen den HSV sind wir immer mit breiter Brust aufgelaufen. Wir wussten, wir waren in der Lage, den Pokal erneut an den Main zu holen." Zumal die Losfee es gnädig mit den Frankfurtern meinte. Erst drei Auswärtsspiele bei Arminia Bielefeld (3:1), Union Solingen (2:1 nach Verlängerung) und dem 1. FC Mülheim-Styrum (3:0), dann ab dem Achtelfinale nur noch Heimspiele gegen den VfL Bochum (1:0), Fortuna Köln (4:2) und RW Essen (3:1 nach Verlängerung). So wurde erneut das Endspiel erreicht – und wie in jedem anderen Duell in dieser Pokalsaison kam der Gegner aus Nordrhein-Westfalen.
„Der Regen machte uns im Finale frisch“
Am 21. Juni brannte in Hannover die Sonne zunächst unbarmherzig vom blauen Himmel. Auch die Spieler des MSV Duisburg sowie die 43.000 Zuschauer litten unter den hohen Temperaturen. Doch während der Halbzeitpause fing es an zu Donnern und zu Schütten wie aus Kübeln. "Der Regen machte uns wieder frisch", blickt der inzwischen 73-Jährige Grabowski zurück. Und er machte den Rasen seifig. Was nach einer von Grabowski getretenen Ecke zum großen Tohuwabohu im MSV-Strafraum führte. Die Abwehr bekam den Ball nicht weg, Charly Körbel sah seine Chance und drosch das nasse Leder ins Netz (57.). Es war die Entscheidung, eine gute halbe Stunde später durfte Jürgen Grabowski den begehrten Pokal erneut entgegennehmen. Der zweite Streich war gelungen, die Fans feierten ihre Helden.
Eintracht-Legende nicht ohne Grund
Von 1965 bis 1980 hat Jürgen Grabowski das Eintracht-Trikot getragen. In 441 Bundesliga-Spielen hat er nicht nur 109 Tore erzielt, sondern auch unzählige vorbereitet. Elf Jahre führte er die SGE als Kapitän aufs Feld. Zahlen, die ihn noch heute stolz machen: "Das zeigt, dass ich über einen langen Zeitraum meine Leistung gebracht habe." Wobei er sich dagegen wehrt, ein reiner "Schöngeist" auf dem Feld gewesen zu sein: "Ich hatte in jeder Partie Sonderbewacher der Sorte Vogts oder Höttges. Da ging es ordentlich zur Sache."
Matthäus beendet Karriere
Knapp fünf Jahre nach dem zweiten Frankfurter Pokaltriumph übertrieb dann ein Gegenspieler die gesunde Härte deutlich. Ein Jungspund namens Lothar Matthäus grätschte „Grabi“ in Mönchengladbach so rüde um, dass er nicht nur im UEFA-Cup-Finale zum Zuschauen verdammt war, sondern auch seine Karriere beenden musste. Bei fast jedem Heimspiel ist der ehemalige Mittelfeld-Regisseur in der Commerzbank-Arena dabei und drückt seiner Eintracht die Daumen. Und wenn Tausende Tankards "Schwarz-Weiß wie Schnee" singen, dann krabbeln ihm wohlige Schauer den Rücken herunter. "Wir haben die Eintracht im Endspiel gesehn, mit dem Jürgen, mit dem Jürgen. Sie spielte so gut und sie spielte so schön mit dem Jürgen Grabowski! Schwarz-Weiß wie Schnee. Das ist die SGE, wir holen den DFB-Pokal und wir werden Deutscher Meister, Meister." Zumindest das mit dem Pokal soll am Samstag in Berlin erneut gelingen. Jürgen Grabowski wird im Olympiastadion dabei sein und mitfiebern.