14.03.2025
Europapokal

„Dieses Band …“

Es sind nicht zwei Gesichter, sondern das eine Band, das die Eintracht nicht nur gegen Ajax ausmacht. Das europäische Weiterkommen in der Nachbetrachtung.

„Wir wollen zu Hause mit unseren überragenden Fans das Ding ziehen“, hatte Dino Toppmöller vor der Partie gegen den AFC Ajax auf der Pressekonferenz am Matchday minus eins deutlich gemacht. Gesagt, getan. Und wie. Mit einem Statement. 6:2 in der Summe aus beiden Partien, gegen den niederländischen Rekordmeister, die erfolgreichste Mannschaft aus dem deutschen Nachbarland. Deren Trainer Francesco Farioli lobte wie schon nach dem Hinspiel die Eintracht in den höchsten Tönen und nahm den Europa-League-Sieger von 2022 in den engeren Titelfavoritenkreis auf.

Wieder London

Kein Wunder, rein mathematisch, denn seit Donnerstagabend sind noch acht von ursprünglich 36 Mannschaften dabei im Wettbewerb, auf der Road to Bilbao, dem Finalspielort. Nächste Ausfahrt London heißt es für die Adlerträger, nachdem dem Tottenham Hotspur FC sich am späteren Abend ebenfalls gegen eine niederländische Mannschaft durchsetzte, nach Hinspielniederlage den AZ Alkmaar ausschaltete (0:1/3:1) und nun am 10. April zunächst Gastgeber für die reiselustige Schar an Eintracht-Unterstützern ist. Wieder London also. Chelsea 2018/19, Arsenal 2019/20, West Ham 2021/22, Tottenham 2022/23 – in den vergangenen Jahren ist die Eintracht Stammgast in Englands Metropole. Am 17. April fällt im Deutsche Bank Park die Entscheidung ums Weiterkommen.

Nach zwei Spielen Zwangspause durch Verletzung und Krankheit wieder zurück und mit seinem zweiten Assist der Europa-League-Saison zur Stelle: Robin Koch.

Im Frankfurter Wohnzimmer bot die Eintracht derweil am Donnerstagabend eine blitzsaubere Leistung – und zeigte das Europapokalgesicht. Moment, nein – dass die Adlerträger zwei Gesichter zeigen, also international ein anderes als in der Bundesliga, wollte Cheftrainer Dino Toppmöller auf Nachfrage so nicht stehenlassen. Er verwies auf die erste Halbzeit gegen Union, „dann haben wir aufgehört zu spielen und dachten, das Ding sei in der Tasche“. Passierte gegen Ajax nicht. 2:0 zur Pause, das 3:0 nach etwas über einer Stunde nachgelegt und damit fast den Sack zugemacht. Das Tor für Ajax – nicht mehr als ein Schönheitsfehler, den Mario Götze mit einem Heber aus 40 Metern zum 4:1-Endstand wettmachte. 6:2 in Summe, Viertelfinale eingetütet.

Geschlossene Mannschaftsleistung

Auch wenn die Dominanz in Halbzeit zwei abnahm: In Gefahr geriet das Weiterkommen eigentlich zu keiner Sekunde, was Toppmöller dazu veranlasste, von einem „Schritt, den die Mannschaft gemacht hat“, zu sprechen. Er nannte dabei explizit die Mannschaft als Kollektiv, hervorgehoben werden musste nach dieser Teamleistung keiner. Dass sich Medienvertreter dennoch in der Regel Statements zu einzelnen Personalien wünschen, liegt in der Natur der Sache. Und gehört zu den Schlagzeilen dazu.

Zwei Tore in Europa-League-Spiel Nummer 25: Mario Götze.

Die Bild hatte beispielsweise eine „Götze-Gala“ gesehen, die Frankfurter Rundschau bezeichnete den zweiten Treffer des Weltmeisters gar als „irres Traumtor“. Vorneweg: Alle Frankfurter Treffer waren in der Entstehung oder/und im Abschluss sehenswert – der doppelte Doppelpass mit Premierenschütze Jean-Mattéo Bahoya am Ende, Kochs Chipball über 40 Meter auf die Brust Götzes, Hugo Ekitikés Solo nach Nathaniel Browns zentimetergenauem Anspiel, der Heber Götzes ins verwaiste Ajax-Gehäuse.

Sportvorstand Markus Krösche, nach Götze gefragt, meinte: „Mario zeigt, wie wichtig er für diese junge Mannschaft ist.“ Doppelpack Götze auf internationalem Parkett, das war ihm erst einmal zuvor gelungen. Vor fast 15 Jahren, im BVB-Dress, in seinem ersten Europa-League-Spiel. Am Donnerstag stand Nummer 25 zu Buche. Passend dazu: Im November 2012 brillierte Götze im BVB-Dress auf vergleichbare Weise, steuerte in der UEFA Champions League in Amsterdam einen Treffer und drei Assists bei. Endstand ebenfalls: 4:1. „Sensationelle Dribblings, tolle Tricks, löste Schwindelanfälle beim Gegner aus“, schrieb der kicker seinerzeit.

Jubiläen für Götze und Skhiri, Tuta in den Top Ten

Zu Jubiläen setzten auch Ellyes Skhiri (25. internationaler Einsatz) und Rasmus Kristensen (50. internationaler Einsatz) an, während Tuta mit seinem 36. Spiel in einem UEFA-Wettbewerb in die Top Ten aller jemals eingesetzten Frankfurter Spieler ein- sowie mit den Eintracht-Größen Manfred Binz und Bernd Nickel gleichzog. Diese Liste führt immer noch Kevin Trapp (67) an, der gegen Ajax passen musste und auch am Sonntag in Bochum aufgrund seiner schmerzhaften Blessur am Schienbein nicht zur Verfügung stehten wird. Sein Vertreter Kaua Santos war „souverän und hat Sicherheit ausgestrahlt“, ordnete Markus Krösche ein. 

Zum dritten Mal in dieser Europa-League-Saison im Kasten: Kaua Santos.

Beim Gegentor war Santos machtlos, rehabilitierte sich insgesamt für das unglückliche Mainz-Spiel vor Weihnachten und konnte nach getaner Arbeit mit seinen Teamkollegen vor der Nordwestkurve jubeln. Die Fans hatten ohnehin wieder bedingungslos hinter der Mannschaft gestanden. „Dieses Band ist für uns extrem wichtig“, meinte Dino Toppmöller, der damit fast die von Vorstandssprecher Axel Hellmann gerne genutzte Formulierung des „energetischen Bandes“ verwendete.

Dieses wird auch am Sonntag in Bochum ab 15.30 Uhr wieder wichtig sein. „Das wird ein völlig anderes Spiel“, betont Markus Krösche. Anders ja, aber gerne ebenso wie in der Europa League mit dem besseren Ende für die Eintracht. Um weiteren Fragen nach den angeblich zwei Gesichtern gekonnt aus dem Weg zu gehen.