24.07.2019
UEFA Europa League

Digitale Revolution hinter mittelalterlicher Kulisse

Die Reise ist mit knapp 1.500 Kilometern beträchtlich, der Anlaufpunkt eines Landes mit weniger Einwohnern als München unterschätzbar – doch hinter den Mauern Tallinns wartet eine Welt voller Tiefgang.

Abendlicher Blick auf die Altstadt von Tallinn: Die Alexander-Newski-Kathedrale, das Festungsmuseum und die mittelalterlichen Stadtmauern.
Historisch bedingt bedeutet Tallinn so viel wie „die dänische Stadt“, die, seit 1918 die selbständige Republik Estland ausgerufen wurde, dessen Hauptstadt ist. Deren Beschaffenheit besitzt vor allem für Touristen oftmals faszinierende Wirkung. Denn viele kulturelle Errungenschaften stammen noch aus Zeiten der Sowjetunion beziehungsweise russischer Besatzungsperioden. Insbesondere die Altstadt hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. Der Domberg im Herzen der Stadt, genauer: Oberstadt, hat seine Wurzeln im frühen Mittelalter und hat sein Erscheinungsbild bis heute beibehalten. Als beliebtes Fotomotiv für Neuankömmlinge gilt neben vielen weiteren Kirchen etwa die 1894 erbaute orthodoxe Alexander-Newski-Kathedrale mit ihren ikonischen Zwiebeltürmen, die von kaum einem Punkt zu übersehen sind. Ähnlich wie die gewaltigen Stadtmauern in der Unterstadt, einst 2,4 Kilometer, heute immerhin noch 1,9 Kilometer lang, die mitsamt ihren 46 Türmen respekteinflößend hinter den Ufern des Finnischen Meerbusens emporragt. Einst als mächtige Wehranlage von Nutzen dient der Wall heute in erster Linie als Spazierstrecke.Dies kann jeder bezeugen, der die circa 434.500 Einwohner fassende Stadt mal über das Wasser angesteuert hat, was neben dem Luft- und Landweg beispielsweise von Helsinki aus möglich ist. Ebenso ursprünglich kommt der Rathausplatz daher, auf dem die seit 1422 und damit am längsten betriebene Apotheke Europas ansässig ist. Als Hauptattraktion gilt nach wie vor das einzige erhaltene gotische Rathaus in Nordeuropa.

Gute Aussichten

Manch reisefreudiger Eintracht-Anhänger wird sich bei seinem Anblick womöglich an die DFB-Pokalendspiele 2017 und 2018 zurückversetzt fühlen: Dem Fernsehturm im Stadtteil Pirita. Das Konstrukt ist mit 314 Metern das höchste Gebäude in ganz Estland, eine Außenterrasse im 22. Stock und ein gläserner Boden tun ihr Übriges. Eine panoramahafte Aussicht versprechen auch die Plattformen Kohtuotsa, Patkuli und Piiskopi.Auch im übertragenen Sinne beweist die Hauptstadt des digitalisiertesten Landes Europas Weitblick: Ob Café, Strand, Wald oder natürlich Stadion: WLAN-Zugang wohin das Handy reicht, wenngleich die Gebühren bei Festnetztelefonaten mit Vorsicht zu genießen sind. Die Fortschrittlichkeit der Hansestadt schlägt sich beispielsweise auch im öffentlichen Nahverkehr nieder. Tarife lassen sich über aufladbare Chipkarten buchen, die Fahrtkosten bewegen sich je nach Strecke und Dauer zwischen einem und sechs Euro.Für manche, die damit zwar Effektivität, aber ebenso eine ungewohnte Umstellung verbinden, gibt es beruhigende Nachrichten: Kulinarisch hält sich die Anpassungsfähigkeit in Grenzen. Die Esten sind bekannt für ihre Leidenschaft für Blutwurst und Sauerkraut – guten Appetit und gutes Spiel!