Wolfgang Kraus, der Manager zur Zeit des Pokalsiegs 1988 und selbst Gewinner von 1974, war ebenso an Bord wie die 1988er-Sieger Manni Binz, Alexander Conrad, Holger Friz und Uwe Müller. Aus den früheren Jahren waren unter anderem Norbert Nachtweih, Claus-Peter Zick, Joachim Jüriens und Jürgen Kalb dabei und mischten sich unter die Mitarbeiter von Eintracht Frankfurt, die ebenfalls um kurz vor 11 Uhr mit dem Zug aus dem Frankfurter Hauptbahnhof ausfuhren. Die Stimmung war gelassen, die Vorfreude auf das Finale ist ebenso groß wie der Optimismus, den schier übermächtigen Bayern am morgigen Samstag ein Bein zu stellen. „Wir gewinnen 1:0, wie 1988“, sagten Manni Binz und Armin Kraaz unisono. Binz absolvierte zwischen Mai 1987 und März 1994 sage und schreibe 246 Bundesliga-Spiele in Folge für die Eintracht über die volle Distanz. Auch im DFB-Pokal verpasste er als Adlerträger keine einzige Minute und erlebte den Pokalsieg von 1988 vom ersten Anpfiff bis zum endgültigen Triumph. Im Interview mit eintracht.de spricht Binz über das Finale 1988 und die Siegchancen gegen den FC Bayern München.
Manni, der Pokalsieg 1988 war für euch sicherlich eine große Geschichte.
Binz: Es war ein Traum für uns, überhaupt so weit gekommen zu sein. Pokalfinale. Berlin. Weißt du, was das heißt? Wow. Voll geil. Wir sind ein, zwei Tage vorher angereist und haben im Olympiastadion trainiert. Es war richtig sonnig und heiß. Du siehst das riesige Stadion und denkst: Morgen ausverkauft, da geht die Post ab. Du warst schon total fokussiert und hast allen Trubel um dich herum ausgeblendet. Ich brauchte unbedingt meine Ruhe vor dem Spiel. Am 28. Mai kamen wir raus zum Warmmachen und haben direkt eine Gänsehaut bekommen, als wir zum Block blickten mit 25.000 Eintracht-Fans. Was für ein Fahnenmeer. Ich hatte noch nie so viele Eintracht-Fans in einer Kurve gesehen. Klar war auch das Waldstadion bei besonderen Spielen ausverkauft, aber das Fassungsvermögen der Kurve war ja nicht mit Berlin zu vergleichen. So viele Fans auf einem Haufen, das war einfach stark. Dieses Bild hat sich mir total eingeprägt.
Wie hast du das Spiel erlebt?
Binz: Wir hatten gegen Bochum traditionell immer unsere Schwierigkeiten. Auch in der ersten Hälfte von Berlin wieder. Ich würde nicht sagen, dass der VfL ein Angstgegner war, aber wir hatten einen schweren Stand. Eigentlich haben wir auch das 0:1 durch Uwe Leifeld kassiert, was glücklicherweise aufgrund einer vermeintlichen Abseitsposition nicht gegeben wurde. Zu Unrecht, muss man sagen. Die Bochumer waren am Drücker und der Führung näher als wir. In der zweiten Halbzeit haben wir aber richtig aufgedreht und einige Torchancen erspielt. Wobei ich mich noch erinnere, dass Thomas Epp eine Riesenchance gegen uns hatte. Er stand mit dem Rücken zum Tor, hat sich schnell gedreht und knapp verzogen. Es blieb also beim 0:0. Unser Druck wurde größer und Lajos hat dann den entscheidenden Freistoß selbst herausgeholt. In dem Moment, als der Schiedsrichter gepfiffen hatte, dachte ich: der Lajos trifft, nur er kann den jetzt reinhauen. Freistöße waren ja sein Ding, er war Spezialist dafür. Und dann haut er das Ding tatsächlich oben in den Winkel rein. Weißt du, wie geil das war? Der Zeitpunkt war auch optimal, nur noch wenige Minuten auf der Uhr. Nicht so wie in Bremen.
"Geschäft ist schnelllebig, aber Titel bleiben"
Was ging in dir vor, als es geschafft war?
Binz: In der letzten Aktion des Spiels habe ich den Ball in Richtung Mittellinie geführt. Dann kam der Abpfiff und ich Eierkopp habe den Ball weggeschossen. Heute würde ich den schnell unter mein Trikot stopfen. Aber ich habe den Ball weit weg geschossen und bin in die Kurve zu den Fans. Dort habe ich dann auch noch direkt mein Trikot verschenkt. Ich habe also kein Andenken mehr (lacht). Aber das war ein absolutes Highlight. Mein einziger richtiger Titel. Ich bin auch mit Brescia Zweitliga-Meister in Italien geworden, aber das war nicht mit dem Pokalsieg vergleichbar.
Wie habt ihr den Titel gefeiert?
Binz: Am Abend ging es in Berlin erstmal ins Aktuelle Sportstudio bei uns im Hotel. Zusammen mit Charly Körbel, Uli Stein und Kalli Feldkamp. Beim Spiel selbst hatte ich noch einen ordentlichen Dreitagebart, fürs Sportstudio habe ich mich schön glattrasiert (lacht). Am nächsten Tag wurden wir mit Cabrios vom Flughafen in Frankfurt abgeholt und sind im Korso zum Römer gefahren. Dort haben wir uns ins Goldene Buch der Stadt eingetragen und uns von der begeisterten Menge vom Balkon aus feiern lassen. Das war ein unvergessliches Erlebnis. Das Geschäft ist sehr schnelllebig, aber Titel bleiben. Es wäre überragend, wenn wir 30 Jahre nach dem letzten Pokalsieg wieder den Pott nach Frankfurt holen würden. Das wäre eine dieser Stories, die nur der Fußball schreibt. Klar, Bayern ist haushoher Favorit. Aber im Pokal ist alles möglich, denk an unser Halbfinale damals in Bremen. Ein Finale hat erst recht seine eigene Dynamik.
Wie können die Mannen von Niko Kovac am Samstag die Bayern schlagen?
Binz: Wir gewinnen 1:0, wie 1988. Wir müssen den Bayern die Freude am Spiel nehmen und unsere Chancen, die wir bekommen werden, nutzen. Es wird Zeit, dass wir wieder den Pott nach Frankfurt holen.