10.03.2025
Bundesliga

Dritte Niederlage, zweite Halbzeit, erstes Tor

Zwei seit 2022 währende Serien reißen und Batshuayi netzt erstmals seit 2018 in der Bundesliga. Eintracht Frankfurt gegen Union Berlin aufgearbeitet.

Das größte Lob für Eintracht Frankfurt hatte am Sonntagabend der Gegner. Angesprochen auf seine persönliche Topbilanz gegen die SGE, schob Steffen Baumgart seine Siege beiseite und erklärte: „Zuerst einmal spiele ich gegen die Eintracht gerne, weil es ein geiles Stadion und eine geile Stimmung ist – weil’s zu den emotionalsten Stadien gehört.“ In dem für Gegner gerade in der laufenden Saison selten etwas zu holen ist. Doch nach dem 1:2 gegen den 1. FC Union Berlin steht die zweite Heimniederlage hintereinander und die dritte insgesamt 2024/25.

So weit so lala nach zwei historischen Spieltagen am Stück, an denen die Bundesliga keinen einzigen Heimsieg sah. Das gab’s noch nie. Ein Umstand, den die Verantwortlichen des nun Tabellenvierten mitnichten zur Sprache brachten, ebenso wenig die nach dem Seitenwechsel umgekehrten Kräfteverhältnisse. Doppelbelastung hin, Ausfälle her – „das wäre zu einfach“, bekundeten Sportvorstand Markus Krösche und Cheftrainer Dino Toppmöller wie aus einem Munde.

Gleichzeitig verwies der Fußballlehrer auf das Fehlen von drei Innenverteidigern. Robin Koch und Aurèle Amenda waren nicht rechtzeitig fit geworden, bei Arthur Theate hatte fünf Minuten vor dem Anpfiff der Muskel zugemacht. „Wir wollten gegen die zwei Stürmer und langen Bälle von Union in Überzahl verteidigen. Doch so hieß es Mann gegen Mann, weil wir keine Verteidiger mehr hatten …“, erklärte Toppmöller auf der Pressekonferenz, schränkte aber in derselben Ausführung ein: „Wir haben in der zweiten Halbzeit sowohl fußballerisch als auch läuferisch nicht mehr das auf den Platz gebracht, was wir vor der Pause gezeigt haben.“

Ein Leistungsabfall, der sich glasklar an der Torfolge ablesen lässt. 1:0 nach 45 Minuten, 1:2 nach 90 Minuten. Das letzte ertragslose Bundesligaduell nach Pausenführung seit dem 8. Januar 2022, danach punkteten die Hessen in 36 Begegnungen immer, wenn sie zum Kabinengang in Front lagen. Völliges Neuland betrat auch Toppmöller selbst in seinem zweiten Amtsjahr am Main mit drei Liganiederlagen am Stück. Ob der in der letzten Minute der Nachspielzeit vergebene Handelfmeter, also ein mögliches Remis, an der Bewertung etwas geändert hätte, sei mal dahingestellt.

„Wir müssen lernen, dass wir die Tür zu machen, wenn wir so dominant auftreten. Wir waren im letzten Drittel unsauber, machen selbst zu viele Fehler, lassen uns auf das Spiel des Gegners ein. Keine Struktur, keine Kontrolle, keine Ruhe. Verdient verloren und selbst dafür verantwortlich“, wurde Krösche in der Mixed Zone deutlich.

Die Meinung vertraten auch die Spieler. „Wir waren nicht mehr so giftig in den Zweikämpfen, haben uns vielleicht zu sehr auf den anderen verlassen. Ab Minute 55 war gar nichts mehr da. Wir sind selbst schuld und hätten es früher regeln müssen“, offenbarte Nathaniel Brown bei „Drüber gebabbelt – die Spieltagsanalyse aus dem Deutsche Bank Park“.

Brown war einer von fünf neuen Gesichtern in der Startelf im Vergleich zum gedrehten 2:1-Erfolg drei Tage zuvor in Amsterdam. Das vorige Wochenende gegen Leverkusen gegenübergestellt waren es sieben Wechsel, mit insgesamt 69 Startelfwechseln reiht sich die SGE in der laufenden Runde hinter dem FC Bayern und Bayer 04 Leverkusen ein. Rotation als Regel statt Ausnahme und angesichts des Gesamtklassements Beleg genug, dass die zweite Reihe normalerweise zündet, wenn von zweiter Reihe dann überhaupt die Rede sein kann.

Nummer 292: Michy Batshuayi

Aktuellster Beweis: Michy Batshuayi, der bei seinem ersten Auftritt von Beginn an im Deutsche Bank Park in der 13. Minute die Führung erzielte. Das erste Bundesligator für den belgischen Winterzugang seit fast sieben Jahren, zuvor war der Mittelstürmer im April 2018 für Borussia Dortmund erfolgreich. Nebenbei festigte der nun 292. Eintracht-Bundesliga-Torschütze die Position der Hessen, was verschiedene Scorer in Deutschlands höchster Spielklasse betrifft.

Im Tagesgeschäft sind die Klubs in der oberen Tabellenhälfte dagegen etwas weiter aneinandergerückt, international geht die Eintracht am Donnerstag mit einem knappen Vorsprung in das Achtelfinalrückspiel gegen den AFC Ajax. Gewissermaßen geht es gegen den Spitzenreiter aus den Niederlanden erneut darum, diesmal die zweite Halbzeit, über 180 Minuten betrachtet, nicht aus der Hand zu geben. Bei aller Enttäuschung über Ergebnis und Ereignis verliert am Main niemand das große Ganze aus den Augen. „Wenn die zweite Halbzeit Standard ist, müssen wir uns sicherlich in allen Bereichen steigern – aber so weit ist es nicht. Es geht grundsätzlich um Fehler, die wir abstellen müssen. Am Donnerstag geht es weiter“, formuliert es Krösche. Brown ergänzt: „Für den Moment können wir enttäuscht sein. Dann geht der Blick auf Ajax. Wir wollen gewinnen und weiterkommen und genauso auftreten wie in Amsterdam: von Anfang an in den Zweikämpfen sein, giftig sein, nach vorne spielen, die Fans mitnehmen und gut verteidigen.“ Dann gibt es sicher auch wieder Lob aus dem eigenen Lager.