Als 2009 die Eintracht-Profis im osthessischen Burghaun zu Gast waren, endete die Partie mit 13:0 für die von Michael Skibbe angeleitete Mannschaft. 15 Jahre später trauten rund 1400 Zuschauer auf dem Sportfeld Haunetal ihren Augen nicht, als die Ü40-Mannschaft des Gastgebers SV Rot Weiß 22 Burghaun nach neun Minuten durch Doppelpacks von Andreas Weber (1., 9.) und Rico Sosnowski (3., 5.) mit 4:0 führte.
Ein 0:4 aus Sicht der Elf vom Main nach nicht mal zehn Minuten – keiner der Beteiligten kann sich daran erinnern, dass es in knapp 350 Spielen schon mal so einen Zwischenstand gab. Angeführt von Karl-Heinz Körbel, der erstmals nach langer Zeit wieder mehr als eine Halbzeit abspulte, drehten die Adlerträger die Partie und bleiben damit im Rahmen von „Eintracht in der Region“ weiterhin auf der Siegerstraße. 7:6 hieß es nach 80 sehr unterhaltsamen Minuten.
Der Eintracht-Tag beim vorbildlichen Gastgeber SV Rot Weiß 22 Burghaun stand ganz im Zeichen von Ronald „Ronny“ Borchers. Der im Alter von 67 Jahren verstorbene ehemalige Eintracht-Profi wurde mit der Eintracht Europa- und DFB-Pokalsieger, der Tradi war er besonders verbunden. Nach über 150 Spielen war er in den Trainerstab gewechselt, dem er bis zuletzt angehörte. Ihm wurde vor dem Anstoß eine Gedenkminute gewidmet.
Für immer Teil der Familie
Charly Körbel und Rudi Bommer zeigten sich am Stadionmikro von FFH-Moderator Daniel Granitzny vor dem Anpfiff tief betroffen. „Vor sechs Wochen war er noch mit uns unterwegs. Ronny war ein wichtiger Bestandteil unserer Familie, der von Eintracht Frankfurt“, so Körbel. Bommer, der Borchers seit seinem 16. Lebensjahr kannte und nur neun Tage jünger ist, erinnert sich gut an die Zeit mit seinem Weggefährten: „Wir haben zusammen Hessenauswahl gespielt und wurden für die Jugendnationalmannschaft nominiert. Wir hatten einen engen Kontakt. Für mich ging es kurz vor seinem Tod ganz, ganz schnell – zu schnell. Wir alle trauern.“
Furioser Spielverlauf
Kurioses ereignete sich unterdessen auf dem Platz, denn nach nicht mal neun Minuten führte der Gastgeber mit 4:0. Was darauf folgte, war ein wahnsinniger Sturmlauf der Adlerträger – wobei mittenrein sogar noch das 5:1 für die Gastgeber durch Lukas Kneisel fiel (20.). Das hielt die Adlerträger aber nicht auf. Steffen Herzberger traf zunächst doppelt und später noch die Latte (51.), ehe er zwei Mal die Führung auf dem Fuß hatte (65., 66.) – der Verteidiger war überall auf dem Platz zu finden.
So wie auch Ervin Skela, der beste Torschütze im Rahmen von „Eintracht in der Region“ mit vor dem Spiel 31 Toren in 21 Spielen. Sein zweiter Tagestreffer per Foulelfmeter bedeutete den erstmaligen Ausgleich zum 5:5 (62.), später legte er das Siegtor zum 7:6 (75.) nach. Mit seinem ersten Regionsdoppelpack (35., 67.) hatte auch Sascha Amstätter seinen Anteil am Schützenfest, bei dem der aus Burghaun stammende EintrachtTech-Geschäftsführer Timm Jäger auf beiden Seiten zum Einsatz kam.
Im ländlichen Raum sind Vereine Träger des kulturellen Lebens.
Bürgermeister Dieter Hornung
Vor dem Spiel hatte sich Tradi-Captain Körbel in das Goldene Buch der Marktgemeinde Burghaun eintragen dürfen. Freilich im Beisein von Bürgermeister Dieter Hornung, der in den letzten 20 Minuten für die Rot-Weißen auf dem Platz stand. „Hier im ländlichen Raum sind Vereine Träger des kulturellen Lebens. Es ist schön, dass wir eine solche Veranstaltung bekommen haben, denn es ist wichtig, dass die Leute sehen, dass bei uns etwas passiert.“
Noch bevor Fallschirmspringer Eberhard Gienger den Spielball aus der Luft brachte, konnten auf und abseits des Platzes diverse Attraktionen von Klein und Groß besucht werden. Die Eventfläche war geschmückt mit einem Tischkicker, dem Schussgeschwindigkeitsmesser Speed Radar, der Torschusswand und der Hüpfburg. Kids und Jugendliche konnten sich abwaschbare Eintracht-Tattoos anbringen lassen.
Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft - SV Rot Weiss 22 Burghaun Ü40 7:6 (4:5)
Tore
0:1 Andreas Weber (1.), 0:2 Rico Sosnowski (3.), 0:3 Rico Sosnowski (5.), 0:4 Andreas Weber (9.), 1:4 Steffen Herzberger (17.), 1:5 Lukas Kneisel (20.), 2:5 Steffen Herzberger (21.), 3:5 Ervin Skela (24.), 4:5 Sascha Amstätter (35.), 5:5 Ervin Skela (62./FE), 6:5 Sascha Amstätter (67.), 6:6 Rico Sosnowski (70.), 7:6 Ervin Skela (75.).
Aufstellung Eintracht Frankfurt Traditionsmannschaft
Steinle (Hoffelner) – Bindewald, Herzberger, Dworschak (Di Gregorio) – Lasser (Zick), Bommer (Guht), Skela, Körbel (Jäger), Uwe Müller (Gerster) – Komljenovic (Balzer), Amstätter.
Trainerteam: Andree Wiedener, Patrick Glöckner.
Zudem trainierte die Fußballschule mit rund 40 Kids des heimischen SV. Bei den Stationen Technik, Torschuss, Spielform und Funino konnte der Nachwuchs sein Können unter Beweis stellen. Sie wurden angeleitet von den ehemaligen Adlerträgern Manfred Binz, Alexander Conrad, Cezary Tobollik und der dänischen Ex-Nationalspielerin Lise Munk.
Gastgeber verlost Kaderplatz
Schon weit vor der Veranstaltung läuteten die Hausherren mit der Werbetrommel, als sie über Instagram für Aufmerksamkeit sorgten und einen Kaderplatz beim Ü40-Spiel verlosten. Ein privater Sponsor stattete Stürmer Andreas Weber mit einer Torprämie aus. Weber traf gleich doppelt gegen die SGE und „erschoss“ somit einen Betrag von 1000 Euro für seine Farben.