Ein Hauch von Fußballromantik

„Die Niederlage ist uns durch die Abwehrfehler selbst zuzuschreiben. Ansonsten haben wir wenig zugelassen und es gab viele Lichtblicke. Insgesamt ist es ein sehr schönes Spiel zum Analysieren, zum Beispiel wie wir besser absichern können. Offensiv hatten wir speziell in der ersten Halbzeit sehr gute Anlagen mit Tiefenläufen“, lautete das Urteil von Cheftrainer Oliver Glasner nach dem 2:3 im Testspiel gegen den französischen Erstligisten RC Strasbourg am vergangenen Samstag. Nachvollziehbar demnach, dass Glasner in den vergangenen Tagen im Training mit seinen Jungs besonders intensiv an der defensiven Absicherung gearbeitet hat.

Auch für die AS Saint-Étienne ist die Begegnung am Samstag die Generalprobe vor dem Saisonstart. Während die Eintracht am kommenden Sonntag mit der DFB-Pokalpartie in Mannheim in die neue Spielzeit startet, steigen die Grün-Weißen zeitgleich mit dem Duell gegen den FC Lorient in die Ligue 1 ein. Bislang hat der kommende Gegner fünf Testspiele absolviert, konnte allerdings erst einmal gewinnen. Auf zwei Unentschieden gegen die französischen Viert- und Drittligisten Le Puy Foot 43 Auvergne (2:2) und Bourg-en-Bresse Péronnas 01 (1:1) folgte ein 2:1-Sieg gegen Zweitligist Grenoble Foot 38. Die jüngsten beiden Testspiele gegen die Ligue-1-Konkurrenten Clermont Foot 63 (2:3) und Olympique Marseille (1:2) gingen verloren.

Französischer Rekordmeister

Die vergangene Saison beendeten die Ostfranzosen auf Rang elf und bewegten sich damit in sicherem Fahrwasser, nachdem die vorherige Spielzeit auf Platz 17 endete, als bis zum Schluss Abstiegsnot herrschte. Mit zehn Titeln ist die Association Sportive Rekordmeister des Nachbarlandes, letztmals europäisch vertreten waren die Grün-Weißen in der Saison 2019/20. In der Gruppenphase der UEFA Europa League traf die Mannschaft von Cheftrainer Claude Puel, der seit Oktober 2019 im Verein ist, dabei unter anderem auf den VfL Wolfsburg. Oliver Glasner ist der französische Erstligist daher noch bestens bekannt. Im ersten Spiel trennten sich beide Teams in Saint-Étienne 1:1 – im Anschluss an die Partie stellten die Hausherren ihren damaligen Coach Ghislain Printant frei und der jetzige Trainer Puel übernahm. Das Rückspiel entschieden die Wolfsburger mit 1:0 für sich und beschlossen die Gruppe I mit elf Punkten hinter KAA Gent auf Platz zwei, Saint-Étienne wurde mit vier Zählern Gruppendritter.

Neuauflage nach 40 Jahren

Während Glasner in der jüngsten Vergangenheit Bekanntschaft mit dem französischen Rekordmeister gemacht hat, liegt das erste und bislang einzige Aufeinandertreffen mit der Eintracht fast auf den Tag genau 40 Jahre zurück. Am 15. Juli 1981 begegneten sich beide Mannschaften zu Beginn der Saisonvorbereitung im Rahmen eines Turniers in Paris. Im Halbfinale setzte sich die SGE mit 4:2 im Elfmeterschießen durch, nachdem die 25.000 Zuschauer in der regulären Spielzeit keine Tore zu sehen bekamen. Eintracht-Keeper Jürgen Pahl wurde mit zwei gehaltenen Strafstößen zum Matchwinner, aufseiten der Hessen verwandelten Werner Lorant, Bernd Nickel, Norbert Nachtweih und der damalige Neuzugang Joachim Löw ihre Elfmeter. Im Finale mussten sich die Adler zwei Tage später mit 1:3 Paris Saint-Germain geschlagen geben, am Tag darauf ging es ins Trainingslager.

1981 traf die Eintracht also zu Beginn der Vorbereitung auf die AS Saint-Étienne, 40 Jahre später begegnen sich beide Mannschaften zur Generalprobe. Dass diese mit den Fans im Rücken gelingen soll, ist das Ziel der Mannschaft von Oliver Glasner. „Wir wollen natürlich gewinnen, aber in erster Linie geht es darum, unseren Fußball zu spielen und umzusetzen, was der Trainer sehen möchte“, weiß Erik Durm. Die Partie am Samstagnachmittag ist für die Eintracht die letzte Chance, um die Abläufe und das Zusammenspiel auf dem Platz unter Wettbewerbsbedingungen zu testen.

Neben den Adlerträgern, die sich für die Startelf für das Pokalspiel bei Waldhof Mannheim am Sonntag, 8. August, empfehlen möchten, könnten Neuzugang Rafael Santos Borré und die Schweizer EM-Fahrer Djibril Sow und Steven Zuber gegen den französischen Erstligisten ihr (Saison-)Debüt feiern. Zudem befindet sich seit Donnerstag der zuletzt angeschlagenene Fabio Blanco Gómez wieder im Trainingsbetrieb, Olympiafahrer Ragnar Ache ist am Abend in Frankfurt gelandet.