24.12.2003

Der Jahresrückblick 2003

Was war das nur wieder für ein turbulentes Jahr 2003 bei Eintracht Frankfurt. So stand sie zu Beginn des Jahres noch auf dem 2. Platz der 2. Bundesliga und steht zum Ende auf dem letzten Tabellenplatz des Fußball Oberhauses. Auf den ersten Blick liegt nicht viel zwischen diesen Plätzen, dennoch sind es in Wirklichkeit Welten, zumindest bei der Eintracht. Doch fangen wir, wie es sich für einen Jahresrückblick gehört, im Januar an.

Die ersten Schlagzeilen, die die Sportteile in den Zeitungen füllten, beschränkten sich auf das Personalkarussell in Person von Mittelfeldspieler Rolf-Christel Guie-Mien. Am 2. Januar erschien Guie-Mien zum Auftakttraining und verkündete, dass er auch in der Rückrunde für die Eintracht spiele. Dies änderte sich innerhalb von 24 Stunden schlagartig. Er gab bekannt zum Ligakonkurrenten SC Freiburg zu wechseln, da er dort bessere Aufstiegschancen sehe. Dieses charakterlich sehr enttäuschende Verhalten sorgte nicht nur bei den Fans und Verantwortlichen, sondern auch bei den Spielern für großen Unmut. Nur wenige Tage später gab der Vorstandsvorsitzende Volker Sparmann die Verpflichtung von Markus Beierle bekannt.

Überschattet wurde der Januar von 73 Stadionverboten aus sieben verschiedenen Spielpaarungen, die als zivilrechtliche Präventivmaßnahmen zur Gefahrenabwehr von Eintracht Frankfurt ausgesprochen werden mussten. Dies sollte einen Supportboykott der Fans in den Heimspielen nach sich ziehen. Doch nicht alle wollten diesem Boykott folgen, was zu einer Trennung der Fanlager führte, denn ein Teil versuchte Stimmung zu machen, während ein anderer Teil stumm dem Spielgeschehen im Waldstadion folgte.
Den Januar beendete man trotz der Ausbeute von nur zwei Punkten aus zwei Spielen mit dem zweiten Tabellenplatz - kurz vor Schluss fing man sich jeweils den Ausgleichstreffer. Guie-Mien wurde beim Spiel der Freiburger in Frankfurt aus „Fairness-Gründen“ lieber im Breisgau gelassen.

Die Punkteausbeute im Februar ließ sich da schon eher sehen. Aus vier Spielen holte das Team von Willi Reimann 8 Punkte. Einem glücklichen 1:0 Sieg in Fürth - der eingewechselte Toppmöller traf vier Minuten vor Schluss – folgten zwei Unentschieden (1:1 gegen Köln, bei dem Beierle sein erstes Tor als Adlerträger erzielte, und 3:3 gegen Burghausen, nachdem man schon mit 3:1 zurück lag) und ein 2:1 Sieg vor nur 11.300 Zuschauern über den Karlsruher SC.
Auf Grund des Stadionumbaus hielt das Chaos um die Dauerkarten für die neuen Tribünen an, sodass übergangsweise mehrere Tageskarten für die verschiedensten Blöcke verschickt wurden. Im Kartenservice gab man sich aber die größte Mühe jedem Wunsch nachzukommen, denn für sie war es auch nicht leicht ein so großes Unterfangen unter einen Hut zu bekommen.
Am 26.02.2003 wurde dann auch der letzte Teil der Gegentribüne gesprengt. Die einzige Tribüne, die nun noch an das alte Stadion erinnern ließ, war die Haupttribüne, welche aber auch in den nächsten Monaten gesprengt werden sollte.

Im Monat März sorgte Dino Toppmöller für Aufregung. Ein Zwicken im Oberschenkel nach der Partie gegen Karlsruhe nahm er auf die leichte Schulter und besuchte am trainingsfreien Tag darauf nicht den Arzt, sondern belies es auf sich beruhen, ehe es wenige Tage wieder zu Schmerzen anfing und er dadurch seinen Einsatz in Duisburg aufs Spiel setzte. Dieses Verhalten brachte Trainer Reimann zu der Äußerung mit was für einem „Kindergarten“ er es hier eigentlich zu tun habe. Toppmöller konnte dann aber doch eingewechselt werden, wenngleich er nicht mehr viel zum 2:0 Sieg beitrug.
Kurz darauf sorgte Markus Beierle für einen Schock, denn er hatte sich an der Wedau einen Muskelfaserriss im linken Oberschenkel zugezogen, damit war auch der letzte gesunde Stürmer im Kader für zwei Wochen außer Gefecht gesetzt.
Mitte März wurde dann auch endgültig der Wechsel von Albert Streit zum VfL Wolfsburg bekannt, nachdem sich diese Entscheidung über Wochen hingezogen hat.
Nach acht ungeschlagenen Spielen in Folge verlor die Eintracht ihr erstes Spiel in diesem Jahr ausgerechnet vor heimischer Kulisse gegen Trier mit 3:2. Eine extrem schwache Leistung der Mannschaft trug an diesem Abend viel zu dem Ergebnis bei. Leichtfertig wurden drei Punkte in den letzten zehn Minuten verspielt. Sollten dies die entscheidenden Punkte sein, die am Ende fehlen könnten?
Der FSV Mainz 05 vermeldet fünf Wochen vor seinem Heimspiel gegen die Eintracht, dass das Stadion bereits ausverkauft ist.
Beendet wurde dieser Monat mit einer Geldstrafe in Höhe von 10.000 €, da sich ein Fan bei der Begegnung gegen Trier nicht beherrschen konnte und eine kleine Flasche in Richtung deren Torhüters warf.

Mit der Bekanntgabe des neuen Ausrüsters „JAKO“ ab der Saison 2003/2004 begann der Monat April. Am 4. April pilgerten rund 500 Eintracht-Fans ins Bruchwegstadion zur Partie zwischen Mainz 05 und Wacker Burghausen. Grund für diese merkwürdige Aktion war der noch merkwürdigere Kartenvorverkauf des FSV. Denn die Nachfrage aus dem Eintrachtfanlager nach Karten für das Rhein-Main-Derby war höher als das zur Verfügung stehende Gästekontingent umfasste. Also musste man sich eine Karte für das oben genannte Spiel ohne Eintracht-Beteiligung kaufen, um zwei Karten für das Aufsteigerduell zu erhalten. Durch diese Aktion wollten die Mainzer scheinbar die Eintrachtfans abwimmeln oder zumindest für ein volles Haus gegen einen unattraktiven Gegner sorgen. Mit solch einer Kreativität der Eintrachtfans hatten die Herren am Bruchweg dann ganz sicher nicht gerechnet. Die auswärtige Unterstützung brachte letztendlich aber doch nichts; die Mainzer schlugen Burghausen.
Nachlegen konnte die Eintracht am 27. Spieltag in Ahlen nicht, denn nach 90 Minuten trennten sie sich mit 1:1 und rutschten damit auf den vierten Tabellenplatz ab. Doch bis zum 30. Spieltag hielt dieses Wechselspiel um den dritten und vierten Platz zwischen den Frankfurtern und den Mainzern an.

Dann ging es zum lang erwarteten Topspiel an den Mainzer Bruchweg. Etwa 1/3 der 18.700 Zuschauer waren Eintracht-Fans. Doch nicht nur für sie sollte diese Begegnung eine der spannendsten der Saison werden, denn man sprach davon, dass der Sieger aus dem Spiel am Ende auch aufsteigen werde. Nach 30 Minuten ging die Eintracht durch ein Tor von Beierle in Führung doch nur sieben Minuten später erzielte Babatz den Ausgleich. Für die 2:1 Führung der Mainzer in der 67. Minute sorgte ausgerechnet ein Frankfurter; Beierle erzielte ein Eigentor. Doch Schur weckte eine Viertelstunde vor Schluss mit dem 2:2 Ausgleichstreffer noch einmal Hoffnung. Diese wurde aber von Auer fast mit dem Schlusspfiff zerstört, als er den 3:2 Siegtreffer für die Mainzer erzielte. Während die Mainzer frenetisch ihre Mannschaft feierten, verließen die Eintrachtfans enttäuscht, verärgert und traurig das Stadion, denn für die meisten schien das Thema Aufstieg schon gegessen. Am Abschluss des 31. Spieltags stand das Team vom Main auf dem fünften Tabellenplatz und hatte drei Punkte Rückstand auf den FSV.
Doch die Mainzer patzten. Während die Eintracht zu Hause den SV Waldhof Mannheim souverän mit 4:1 aus dem Stadion weht, verlierten sie Montag abends beim LR Ahlen mit 4:3. Für die Eintrachtfans war der Sieg des LR wie ein eigener, man glaubte schon gar nicht mehr an eine Niederlage der Mainzer, doch als die Ahlener dann in der 90. Minute den Ausgleich erzielten, gab man sich vor lauter Freude schon zufrieden. Aber wenige Sekunden später trafen sie sogar noch zum 4:3 Endstand, was einen großen Jubel in Frankfurt auslöste.
Jetzt war Greuther Fürth Dritter, die Eintracht Vierter und der FSV Fünfter. Alle hatten 56 Punkte, die Fürther und die Frankfurter mit +21 Toren sogar drei Tore mehr erzielt als die Mannschaft von Jürgen Klopp. Es sollte also doch eine unheimlich spannende Endphase werden.
Die Eintracht reiste am 33. Spieltag nach Oberhausen, mit ihr rund 7000-8000 Anhänger aus der Mainmetropole, die das Niederrheinstadion zum heimischen Stadion werden ließen, denn von der RWO füllten nur noch etwa 3000 Fans das Stadion. Das Auswärtsspiel wurde also kurzerhand zu einem Heimspiel, welches durch zwei Tore von Toppmöller mit 2:0 gewonnen wurde. Per Anzeigetafel war man auch stets über die Ergebnisse der Mainzer (5:1 Sieg) informiert, sodass einem klar wurde, dass am Ende das Torverhältnis über den Aufstieg entscheiden könnte. So zerrissen die Fans beinahe Kryszalowicz, als er es fertig brachte einen Ball kurz vor der Linie nicht im Tor zum 3:0 sondern im Aus unterzubringen. Die Eintracht war also Dritter mit 59 Punkten und +23 Toren, die Mainzer Vierter mit derselben Punktzahl, aber nur +22 Toren. Da sie aber mehr Tore erzielt haben, hätte ihnen ein Sieg mit einem Tor mehr als die Eintracht am letzten Spieltag gelangt. Die Fürther schossen sich nach einem 2:2 im heimischen Playmobilstadion gegen Burghausen selbst aus dem Rennen.

Zwischenzeitlich wurden einige Personalentscheidung für die kommende Saison getroffen, obwohl noch nicht feststand in welcher Liga es weiter gehen würde. Die Option bei Kryszalowicz auf Vertragsverlängerung wurde nicht gezogen, Diakité nahm ein Angebot aus Nizza an. Der Name der ersten Neuverpflichtung, Nico Frommer, sorgte insofern für Furore, dass er am letzten Spieltag gegen seinen neuen Arbeitsgeber noch im Trikot des SSV Reutlingen auflaufen würde und somit wohl nicht ganz seine Leistung bringen könnte. Stefan Lexa war die zweite Neuverpflichtung, die bekannt gegeben wurde.

Es kam also am 25. Mai zum Aufstiegskrimi zwischen Eintracht Frankfurt und dem SSV Reutlingen; zum „Einsatz in Mainhattan“ für Trainer Reimann. Die Baustelle Waldstadion war bis auf den letzten Platz mit 25.000 Zuschauern ausverkauft. Die restlichen Fans, die keine Karten mehr für dieses Großereignis erhalten hatten, schauten es sich auf einer Großbildleinwand an der Konstabler Wache an.
Der FSV Mainz 05 musste zeitgleich bei Eintracht Braunschweig ran. Sowohl für Braunschweig als auch für Reutlingen ging es noch um den Nichtabstieg, sodass es für die Aufstiegsanwärter kein Spaziergang werden sollte.
Jones brachte die Eintracht in der fünften Minute in Führung, doch nur eine Minute später stellte ausgerechnet Frommer durch sein 1:1 das Unentschieden wieder her. Drei Minuten später erfuhr man von der 1:0 Führung der Mainzer, nur weitere zehn Minuten später stand es 0:2 in Braunschweig. Schur (23.) und Skela (38.) brachten die Eintracht wieder zurück auf die Siegerstraße. Mit diesen Halbzeitständen wäre man aufgestiegen, aber allen war klar, dass nach dem Seitenwechsel noch ein Tor her müsse, denn im Falle eines 3:0 der Mainzer, wären die Rheinhessen aufgestiegen.
Gerade eine Minute war die zweite Halbzeit jung und schon erfuhr man vom 3:0 der Mainzer. Doch nun schien im Waldstadion alles gegen die Eintracht zu laufen: Gambo (52.) und Würll (56.) sorgten innerhalb von wenigen Minuten für das 3:3. In der 61. Minute folgte dann wohl die endgültige Nachricht in der sich die Eintrachtfans mit einem Nichtaufstieg abfinden sollten, denn die Mainzer hatten das 4:0 erzielt. Jetzt wären vier Tore im Waldstadion von Nöten gewesen, aber daran zu glauben war einfach utopisch. Man spielte schon mit dem Gedanken, wie das ist, wenn man am Montag wieder auf die Arbeit oder zur Schule müsste, was dann die Kollegen oder Freunde sagen würden. Einfach dieses Gefühl dumm da stehen zu müssen und im kommenden Jahr nicht gegen Bayern, Dortmund oder Schalke spielen zu dürfen sondern stattdessen wieder nach Burghausen, Aachen oder Lübeck reisen zu müssen. Elf Minuten vor dem Ende kam ein erneuter Zwischenstand aus Braunschweig, sollte es das endgültige Aus sein und die Mainzer hätten das 5:0 erzielt? Nein, in Braunschweig stand es nur noch 1:4. Einige im Waldstadion scheint dies nicht mehr zu berühren und sie verlassen das Stadion, was sie im Nachhinein alle bereut haben dürften. Denn in der 83. Minute war es Diakité, der durch seinen Treffer zum 4:3 noch einmal etwas Hoffnung aufkommen ließ. Die Stimmung im Waldstadion begann zu kochen. Er schnappte sich den Ball und rannte damit zum Anstoßpunkt. Auch die Spieler unten wussten jetzt, dass in diesem Spiel noch etwas drin sein könnte. Es folgte ein Tor von Montero, welches aber durch ein Foulspiel von Keller nicht gewertet wurde. Dann, in der 90. Minute, kam Diakité erneut in den Strafraum und erzielte das 5:3. Zu diesem Zeitpunkt gab es schon seit Minuten keinen Sitzplatz mehr im Stadion, alle standen, wirklich alle feuerten die Mannschaft an. Denn sie alle wussten auch, dass noch ein Tor fehlt, weil das Mainzer-Spiel bereits abgepfiffen war! Die 93. Minute lief, Keller führte eine Ecke kurz auf Bürger aus, dieser flankte direkt vor das Tor, dort stieg Schur hoch und köpfte den Ball zum 6:3 ein. Alle waren außer sich, denn die Eintracht hatte den Aufstiegskrimi in allerletzter Sekunde für sich entscheiden können.
Nachdem noch ein wenig im Stadion gefeiert wurde, zog es die Fans an den Frankfurter Römer, wo die Mannschaft später auf dem Balkon gefeiert wurde. Es war nun also geschafft: Eintracht Frankfurt war wieder Erstklassig.

Es folgte die Bekanntgabe der Neuverpflichtungen: Neben Frommer und Lexa wurden auch Kreuz, Dragusha, Puljiz, Cha, Cipi und Pröll verpflichtet.
Ende Mai wurde die Option Ervin Skela’s Vertrag um ein Jahr zu verlängern gezogen. Der 26jährige albanische Nationalspieler dürfte auch in der ersten Bundesliga eine wichtige Rolle spielen. Ebenfalls wurde Jens Keller für weitere zwei Jahre an den Verein gebunden. Auch Eintracht-Urgestein Uwe Bindewald entschied sich dazu noch ein weiteres Jahr dranzuhängen.

In der fußballlosen Sommerpause häuften sich die Gerüchte um einen künftigen Investor oder Manager bei der Eintracht in den Medien. Dabei fielen viele Namen, doch von der Seite der Eintracht gab es dazu keine oder nur geringe Stellungnahmen, weshalb man weiter auf diese Entscheidungen gespannt sein durfte.

Am 16. Juni erteilte die DFL den 36 Proficlubs die Lizenz. Noch am selben Tag wird der Vertrag mit Andree Wiedener um ein weiteres Jahr verlängert.
Dann der Moment auf den alle gewartet haben: Der Spielplan für die 1. Bundesliga Saison 2003/2004 wird veröffentlicht. Bei der Eintracht war man sich nicht sicher, ob man sich über den Auftaktgegner FC Bayern München freuen oder ärgern sollte. Im Nachhinein gestand Trainer Reimann ein, dass es wohl doch besser gewesen wäre, wenn man einen anderen Gegner am 1. Spieltag gehabt hätte. Auf jeden Fall hatte man die Ehre als Gegner des deutschen Meisters das Saisoneröffnungsspiel zu bestreiten. Bayer Leverkusen wurde als Gast für das erste Heimspiel im Waldstadion nach zweijähriger Erstligaabstinenz erwartet.
Ebenfalls wurde bekannt, dass von nun an wieder die ARD in der Sportschau über die Bundesliga berichten wird. Einige Wochen später wurde das DSF als Rechteinhaber der Sonntagspartien bekannt.
Am 27.06. wurden bei einer Aufsichtsratssitzung zwei Kandidaten als Nachfolger von Volker Sparmann für den Posten als Vorstandsvorsitzenden vorgestellt. Für die Öffentlichkeit wurden allerdings noch keine Namen bekannt gegeben.
In der Zwischenzeit kamen auch die üblichen Sonderhefte raus, in denen stets die sogenannten Experten zu Wort kommen durften. Die Eintracht wurde hierbei als Absteiger Nummer 1 gehandelt, was der Mannschaft nur noch mehr Ansporn brachte, sie im Laufe der Saison vom Gegenteil zu beweisen.
Am 30. Juni berief Reimann seine Schützlinge zum Trainingsauftakt, nur Cha und Cipi waren noch nicht dabei.
 
Der Juli war der Monat der Spekulationen in der Presse um den neuen Vorstandsvorsitzenden. Während dies heiß diskutiert wurde, konzentrierte sich die Mannschaft rein auf das Sportliche und fuhr in den Testspielen einen Kantersieg nach dem anderen ein.
Der Hammer folgte am Abend des 5. Juli bei der Auslosung für die 1. Runde des DFB-Pokals: Die Eintracht bekam die Nachbarn aus Offenbach zugelost. Das Spiel sollte auf Grund des Heimrechts des Regionalligisten, den Kickers, im Stadion Bieberer Berg stattfinden. Die Nachfrage nach Eintrittskarten ließ bereits am Tag darauf alle Telefonhotlines heiß klingeln. Nur drei Tage später wird der HR den bisherigen Medienpartner FFH im Waldstadion ablösen. André Rothe wird somit wieder Stadionsprecher, sein letztes Spiel als Stadionsprecher „bestritt“ er beim legendären 5:1 Sieg über Kaiserslautern im Mai 1999.
Nachdem nur fünf Tage nach Bekanntgabe des Pokalgegner bereits der komplette Bieberer Berg ausverkauft war, begannen bei den Fans die Bemühungen, dass das Spiel im Fernsehen übertragen werden sollte. Nach einigem Hin und Her war dies dann auch geschafft, der HR konnte diese positive Nachricht vermelden.
Am 21. Juli wurde die letzte Erinnerung an das alte Waldstadion – die Haupttribüne – abgerissen.
Eine Woche vor dem Saisonauftakt lud die Eintracht zur Saisoneröffnungsfeier ans Waldstadion ein. Das Hauptaugenmerk galt neben den ganzen Ständen der Eintracht-Partner natürlich der Vorstellung der Neuzugänge. Ebenfalls wurde der sonnige Tag dazu genutzt, um sich mit den neusten Fanartikeln einzudecken. Jetzt war allen klar: Hier wird bald wieder Erstligaluft zu schnuppern sein.

Endlich war es soweit: Der 1. August war gekommen und somit das Auswärtsspiel beim FCB. Für die Fans, die nicht nach München fahren konnten oder sich das Spiel nicht allein zu Hause anschauen wollten, bot der HR eine Großbildleinwand auf dem Goetheplatz an. Der große Klasseunterschied wurde aber schnell deutlich, man verlor mit 3:1. Dennoch ein kleiner Gewinn, denn viele hatten eine klar höhere Niederlage erwartet. Das Tor des Abends erzielte Ervin Skela durch einen Freistoß, den er im linken oberen Winkel ohne Chance für Nationaltorwart Oliver Kahn unterbrachte.
Es folgte eine 2:1 Niederlage gegen Bayer Leverkusen durch ein Eigentor kurz vor Schluss von Cipi. Man war also am 2. Spieltag dort angekommen, wo man von vielen Experten erwartet worden war: Auf dem letzten Platz der 1. Bundesliga.
Wenige Tage zuvor trat Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Neppe von seinem Amt zurück, in dem er nur wenige Wochen tätig war. Er begründete seine Entscheidung mit Uneinigkeit im Gremium. Herbert Becker vom Hauptsponsor Fraport übernahm sein Amt kurz darauf.
An der Ostsee dann die bittere Enttäuschung. Ohne große Gegenwehr verlor man bei Hansa Rostock klar mit 3:0.
Montero sorgte daraufhin erneut durch seine Alkoholeskapaden für Schlagzeilen. Zum wiederholten Male erschien er alkoholisiert zum Training, woraus der Vorstand gemeinsam mit dem Trainer seine Konsequenzen zog und ihm kündigte.
Die erste Reaktion auf die bislang 0 Punkte aus drei Spielen war die Verpflichtung von Christoph Preuß auf Leihbasis aus Leverkusen. Dies bestätigte der neue Vorstandschef Peter Schuster am 22. August. Es folgte der erste Punktgewinn der Saison. Im Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin schob man sich durch ein 0:0 auf den 16. Tabellenplatz vor.
20 Tage nach seinem Amtsantritt musste Peter Schuster das Feld als Vorstandsvorsitzender wieder räumen. Der Aufsichtsrat zog damit seine Konsequenzen aus den peinlichen Auftritten Schusters in der Öffentlichkeit.
Am 30. August dann der ganz große Coup: Andreas Möller, der eigentlich schon seinen Abschied vom Fußball auf Schalke gefeiert hatte, wird noch einmal für ein Jahr seine Schuhe für die Eintracht schnüren. Im gleichen Zug wurde auch der Brasilianer „Chris“ vom FC St. Pauli verpflichtet.

Das Pokalspiel bei den Kickers aus Offenbach konnte die Eintracht erst im Elfmeterschießen für sich entscheiden. Durch den entscheidenden Elfmetertreffer von Jones vor 20.500 Zuschauern bewies die Eintracht auch nach über einem Jahrzehnt wer die Nummer 1 am Main ist. Für die zweite Runde bekam die Eintracht den MSV Duisburg im heimischen Waldstadion zugelost.
Die Verpflichtung des ehemaligen Nationalspielers und Champions-League-Siegers sollte wohl beflügelnd wirken. Bei Borussia Mönchengladbach fuhren die Adlerträger ihren ersten Saisonsieg ein und rutschten das zweite Mal in dieser Saison auf den 13. Platz vor, welcher in der gesamten Hinrunde dann allerdings auch die beste Platzierung bleiben sollte.
Die Ernüchterung folgte nur eine Woche später. Die Fans sorgten mit ihrer größten Choreographie auf der Westtribüne für Standing-Ovations im ganzen Stadion sowie für Aufsehen bei den Gästefans. Die Mannschaft konnte ihre sensationellen Fans aber nicht mit einem Sieg belohnen. Man verlor 3:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Skela handelte sich durch Anspucken eines Gegenspielers auch noch die rote Karte ein und wurde konsequenterweise für vier Spiele wegen unsportlichen Verhaltens gesperrt.
In die „Arena auf Schalke“ ging es am 7. Spieltag, wo man durch eine souveräne Leistung des Neuzugangs Chris, der sich diese selbst mit einem Tor krönte, einen Punkt mitnehmen konnte.

Der nächste Gegner aus dem Ruhrpott war am 8. Spieltag zu Gast in Frankfurt. Die Dortmunder Borussia, die das Spiel mit viel Glück knapp mit 1:0 gewinnen konnte.
Jetzt begann die Zeit der strittigen Schiedsrichterentscheidungen. Nachdem ein Tor von Du-Ri Cha im Spiel gegen Leverkusen wegen angeblicher Abseitsposition aberkannt wurde, wurde im Spiel in der Woche drauf beim TSV 1860 München dem Gegner in der 90. Minute ein Elfmeter geschenkt – Lauth legte eine saubere Schwalbe hin. Dadurch verlor die Eintracht 1:0 und somit auch einen wichtigen Punkt für den Abstiegskampf. Ein klares Foul an Chris im 60er Strafraum hingegen wurde nicht erkannt. Aber dies sollte noch harmlos sein gegen das, was in den folgenden Wochen passieren sollte.
Mitte Oktober musste die Eintracht nach Auflagen der DFL durchgreifen. Weil einige „Fans“ beim Spiel gegen den FCK deren Torhüter Wiese mit etlichen Gegenständen bewarfen, wurde von nun an das Mitbringen von PET-Flaschen verboten.
Im letzten Punktspiel des Oktobers konnten die Adlerträger gegen den Mitaufsteiger 1. FC Köln drei wichtige Punkte zu Hause behalten. Durch Tore von Frommer und Dragusha verließ man vorerst wieder die Abstiegsränge.
Auf dieses Erfolgserlebnis folgte dann jedoch wieder ein trübes Ergebnis. In der zweiten Runde des DFB-Pokals unterlag man dem MSV Duisburg in der Verlängerung mit 2:1.  Vor dem Anpfiff machten die Fans auf die Vorkommnisse in den letzten Wochen bei den Heimspielen durch Spruchbänder aufmerksam. Darauf war unter anderem zu lesen: "Haben wir was verpasst? Oder sind wir im eigenen Stadion der Gast" sowie "Willkür, Schikane und Kommerz - Da blutet unser Herz". Denn viele fühlten sich auf Grund der Polizeiaktionen im Heimstadion wie Fans der Gastmannschaft.
Am Tag nach der peinlichen Niederlage schmückte das Konterfei von Abwehrspieler Tsoumou-Madza die Zeitungen. Er wurde wegen sexueller Belästigung zu sechs Monaten auf Bewährung sowie 10.000 € Geldstrafe verurteilt. Weitere Konsequenzen von Seiten der Eintracht hatte er nicht mehr zu befürchten, so äußerte sich zumindest Vorstandssprecher Heiko Beeck.

Zu Beginn des Novembers reiste das Team zum Tabellendritten, dem SV Werder Bremen. Was folgte war allen klar: Man verlor mit 3:1, wobei der Ehrentreffer noch ein Geschenk von Torhüter Reinke war, der eine ungefährliche Flanke von Chris ungehindert ins eigene Tor schaufelte.
Trotz sehr guter Leistungen verlor die Eintracht auch die folgenden zwei Spiele, in welchen sich jedoch die Fehlentscheidungen gegen die Eintracht zu häufen begannen. Gegen den VfB Stuttgart (2:0) wurde ein klares Foul von Hildebrand an Beierle nicht mit Foulelfmeter geahndet und zudem eine Kopfnuss von Amanatidis nicht mit der roten Karte bestraft. Stattdessen wurden Cipi und sein Gegenspieler Meira in der 89. Minute vom Platz gestellt. In Freiburg (1:0) wurde in der 19. Minute ein Tor von Skela aberkannt, weil Cha zuvor ein Foul begangen haben soll, doch er wurde eigentlich von seinem Gegenspieler zu Fall gebracht. Kurz vor dem Pausenpfiff trat Skela einen Freistoß, welcher von Bajramovic im Strafraum mit der Hand gespielt wurde. Der Schiedsrichter ließ weiterspielen. In der 68. Minute folgte nach einer Flanke von Skela auf Chris ein erneutes Handspiel von Bajramovic im 16er, doch wieder blieb der Elfmeterpfiff aus. Knappe fünf Minuten später wird dann mal ein Handspiel von Diarra geahndet, doch die fällige Verwarnung blieb in diesem Fall aus – es wäre die gelb-rote Karte für den Freiburger gewesen. Ob es kurz vor Schluss nach einem Foul an Beierle auch noch einen Elfmeter hätte geben müssen, sei einfach mal dahin gestellt. Bitter enttäuscht über diese Leistung der Schiedsrichter sprach Trainer Reimann in seiner Wut nach dem Spiel von „Methode“ und „Schikane“. Die Fans stimmten mit ihm absolut darüber überein.
Während die Gerüchte um eine Verpflichtung Fjörtofts als Manager von vielen als totale Spinnerei abgestempelt wurde, konnte am 16. November eine wichtige Personalie geklärt werden. Der neue Vorstandsvorsitzende würde Heribert Bruchhagen, bis dahin als Geschäftsführer Spielbetrieb der DFL zuständig, ab dem 1. Dezember werden.
Ende November reihte sich dann auch noch Eintracht-Präsident Peter Fischer in die Riege der Buchautoren ein. Er veröffentlichte sein Wirtschaftsbuch in Anlehnung an die Eintracht unter dem Titel „Siegen aus Leidenschaft“.
Auf Grund der bisherigen Schiedsrichterleistungen suchte der Vorstand am 25.11. das Gespräch mit den für das Schiedsrichterwesen verantwortlichen DFB-Mitarbeitern, welche für die Situation der Eintracht durchaus Verständnis zeigten. Beide Seiten sahen die bisherigen Geschehnisse für abgeschlossen und hofften, dass es für den Rest der Saison zu keinen weiteren strittigen Entscheidungen kommen wird.
Vier Tage später kam es zum Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg, wo sich die starke Leistung des Teams einmal ausbezahlt machte. Man schaffte es noch einen 2:0 Rückstand in einen 3:2 Sieg umzuwandeln.

Mit Beginn des Dezembers dann eine Hiobsbotschaft: Andreas Möller zog sich in der Partie gegen den VfL Wolfsburg einen Muskelfaseriss zu und würde damit für die restlichen drei Spiele der Hinrunde ausfallen.
Zum 45. Jubiläum der Meisterschaft von 1959 rief der Verein in Verbindung mit dem Vereinsarchiv und der Fan- und Förderabteilung zur Aktion „eine Meisterschale für Frankfurt“ auf. Es soll ein originalgetreues Duplikat der „Salatschüssel“ für 2004 zurück in den Trophäenschrank an den Riederwald kommen. Die Finanzierung soll durch Spenden der Fans erfolgen, welche ab 50 € Schalenanteile erwerben können.
An Nikolaus sah es beim zweiten Heimspiel innerhalb von einer Woche gegen Hannover 96 bis kurz vor Schluss nach einem 2:1 Sieg aus, doch in der 88. Minute verwandelte Christiansen einen Foulelfmeter zum 2:2 Ausgleich.
Unglücklich verlor die Eintracht eine Woche später beim VfL Bochum stark ersatzgeschwächt mit 1:0. Doch einige tausend Eintrachtfans blieben noch weit über eine halbe Stunde nach Spielschluss im Stadion, um ihre Mannschaft lautstark anzufeuern. Denn auch in diesem Spiel zeigte die Mannschaft eine gute Leistung, wo am Ende einfach wieder das Quäntchen Glück fehlen sollte.
Das letzte Spiel der Hinrunde gegen den Hamburger SV vor 21.000 Zuschauern im Waldstadion sollte erst ein wenig an die Begegnung gegen Wolfsburg erinnern. Auch hier wurde ein 2:0 Rückstand in ein 2:2 umgebogen, doch das 3:2 für die Adlerträger sollte einfach nicht fallen, und wie es in diesem Fall so kommen muss, kam es dann auch. Der HSV erzielte in der 85. Minute das 3:2. Die größte Chance zum Ausgleich hatte Skela nur wenige Minuten später, doch er scheiterte mit seinem Strafstoß am HSV-Torwart Wächter. Durch diesen Punktverlust rutschte die Eintracht auf den letzten Tabellenplatz ab, und darf sich somit die rote Laterne bis zum Rückrundenstart am 31. Januar an den Weihnachtsbaum hängen.

Doch trotz dieses letzten Tabellenplatzes lässt die gezeigte Leistung der Mannschaft in den vergangenen Hinrundenspielen positiv in die Zukunft blicken und das Ziel, der Klassenerhalt, bleibt natürlich im Auge und ist mit drei Punkten Rückstand auf den 15. Tabellenplatz noch in absoluter Sichtweite. Denn wir alle wissen: Die Eintracht hat es schon aus weitaus aussichtsloseren Situation wieder rausgeschafft.

Damit ging ein turbulentes und spannendes Jahr 2003 für Eintracht Frankfurt zu Ende, so wie es in keinem anderen Drehbuch hätte besser stehen können.