21.04.2024
Eintracht

„Ein original Sarcellois!“

Junior Dina Ebimbe trifft in Frankfurt 24 Kinder aus seinem Heimatverein AAS. Der Stadionbesuch am Freitag war nicht das einzige Highlight.

Im vergangenen November kam Éric Junior Dina Ebimbe im Klubmagazin „Eintracht vom Main“ auf seine Kindheit zu sprechen: „Wir haben auf der Straße mit dem gespielt, was wir fanden: Plastikbälle, selbst gebastelte Bälle, später Lederbälle. Irgendwann hatten wir das Glück, dass der französische Staat verstanden hat, dass der Sport sehr wichtig für die Jugend und ein Weg ist, um Kinder davon abzuhalten, auf die schiefe Bahn zu geraten. Dadurch hatten wir immer ein sogenanntes City Stade zum Spielen.“

Mit sechs Jahren schloss sich Dina Ebimbe der AAS Sarcelles an, mit zwölf wechselte er in die Akademie von Paris Saint-Germain, 2022 folgte der Schritt zu Eintracht Frankfurt. Dass der Mittelfeldallrounder am Freitagabend nach abgesessener Gelbsperre die Vorlage zum Ausgleich gab, die Hessen den FC Augsburg mit 3:1 besiegten und die Fans die Nummer 26 zum „Man of the Match“ wählten, spielte am Tag darauf alles keine Rolle. Der 23-Jährige hatte Wichtigeres im Sinn.

Strahlende Gesichter am Freitagabend auf dem Sommerweg im Deutsche Bank Park, rechts Eintracht-Integrationsbeauftragter Sacha Gempek.

Nämlich 24 Mädchen und Jungs aus seinem Heimatort Sarcelles im ProfiCamp im Deutsche Bank Park in Empfang zu nehmen. Die Neun- bis Zehnjährigen hatten am Freitagabend bereits im 57.600 Menschen vollen Deutsche Bank Park ihrem Idol zugejubelt und sich verzücken lassen. Und plötzlich steht er vor ihnen im Medienraum. Neben weiteren aus Frankreich stammenden Stars: Hugo Ekitiké, Niels Nkounkou, Ellyes Skhiri. Und Hugo Larsson. Kommt zwar aus Schweden, tat der Begeisterung aber keinen Abbruch.

Schüttelnde Hände, offene Münder, glänzende Augen – und mehr Fragen als auf so mancher Pressekonferenz. Fast eine Stunde nahm sich das Quintett Zeit, nachdem Patrick Haddad, Bürgermeister aus Sarcelles, und Atenduma Nzete, Leiter der Fußballschule der Stadt Sarcelles, mit einigen dankbaren und erklärenden Worten eingeleitet hatten und die Moderation an Juniors Onkel übergaben, der die Verbindung zwischen der AAS und SGE hergestellt hatte.

„Was war dein erster Klub?“, galt freilich vor allem den anderen Überraschungsgästen neben Junior, doch es gab auch weit tiefgründigere Themen, die den Kids auf dem Herzen lagen: Wie schwer war der erste Schritt weg vom Elternhaus? Wie war es, den ersten Profivertrag ausgerechnet in der Heimatregion zu erhalten? Und warum überhaupt der Schritt zur Eintracht?

Aus Sarcelles in die weite Fußballwelt

Logisch, hätten ja auch der FC Sevilla, Leicester City, VfL Wolfsburg oder Bayern München werden können. Jedenfalls waren das die ersten Auslandsstationen von Wissam Ben Yedder, Riyad Mahrez, Jérôme Roussillon und Mathys Tel. Alles Kinder der Stadt Sarcelles, eines der bekanntesten, von Großwohnsiedlungen geprägtes Banlieue etwa 45 Autominuten nördlich von Paris.

Städtepartnerschaft mit Hattersheim

Etwas kürzer dauerte die Anreise für die französischen Gäste, die zuvor Halt in Hattersheim gemacht hatten. Hattersheim und Sarcelles verbindet seit 1987 eine Städtepartnerschaft, die Bürgermeister Haddad wieder mit mehr Leben füllen möchte. Ein Testspiel und der Austausch mit dem TSV Hattersheim sowie der Stadionbesuch am Abend und das Treffen mit Junior und Co. seien „die erste Maßnahme seit längerer Zeit“ gewesen, schildert Haddad, der schwärmt: „Dadurch wurde es möglich, ein sehr wichtiges Fußballspiel zu sehen und darüber hinaus einen Fußballer, der es aus Sarcelles zum Profi geschafft hat. Mit dem sie sich identifizieren können: Junior Dina Ebimbe, ein Vorbild, ein original Sarcellois!“

Die räumlichen und zeitlichen Umstände hätten passender nicht sein können, weshalb es nicht zuletzt Dina Ebimbe selbst ein persönliches Anliegen war, dem Nachwuchs aus seiner Heimat den Besuch eines Bundesligaspiels zu ermöglichen. Es mache ihn „stolz, zu wissen, dass sie da waren. Das hat mich sehr gefreut. Wenn ich auch mit meinen Worten ein bisschen dazu beitragen kann, dass sie ihre Träume verfolgen, freut mich das umso mehr.“

Fast wichtiger als die eigenen Ausführungen seien aber die greifbaren Eindrücke: „Dass sie aus ihrem Umfeld, ihrer Stadt herauskommen, um etwas anderes zu sehen. Wenn ich dazu etwas beitragen kann, werde ich das gerne wiederholen. Ich möchte solche Dinge in Zukunft immer wieder machen!“