So hat sich die Commerzbank-Arena in der Vergangenheit selten lärmschutzverdächtig gemacht, doch die erste Torhuldigung in der Bundesliga für den Niederländer seit 1233 Tagen ließ die Messwerte zweifelsfrei um unzählige Dezibel steigen. Mit furchteinflößendem Gesicht ließ sich die Torbestie von Fans und Kollegen zurecht für die eingeleitete Wende eines bis dahin schwerfälligen Fußballspiels feiern. Doch im Schatten des 1,96-Meter-Kriegers mauserte sich eigentlich dessen Sturmpartner zum heimlichen Matchwinner.Nicht nur, weil Gonaclo Paciencia am Ende eiskalt zum 2:1-Endstand vollstreckte. Denn schon die Hereingabe zum Ausgleich war vom Portugiesen gekommen, der am Sonntagabend gleichzeitig ungeahnte Flankenfertigkeiten erahnen ließ, wenn sie auch nicht in der Häufigkeit eines Danny da Costa und Filip Kostic, die acht (!) und vier Mal flankten sowie jeweils 24 Sprints anzogen, in den Strafraum trudelten. Bereits kurz vor der Pause hatte der 25-Jährige von der linken Seite butterweich für Daichi Kamada serviert, der seine Direktabnahme aber verzog. „Ich fühle mich zurzeit sehr gut, bin topfit und habe gezeigt, dass ich der Mannschaft helfen kann“, erklärte der in der Vorsaison häufiger verletzte Angreifer hinterher, der nebenbei 17 Zweikämpfe gewann, die meisten aller Frankfurter.
Frankfurter Zehnkämpfer
Dass sein Eifer diesmal auch in Zählbarem mündete, war nicht zuletzt einer generellen Leistungssteigerung der Adlerträger nach dem Seitenwechsel geschuldet. Bereits in Leipzig hatte Paciencia fünf von elf Torschüssen abgegeben, der Schlusspunkt zum 1:2-Anschluss war vor einer Woche aber noch wertlos geblieben. „Wir waren in der ersten Halbzeit zu träge, insbesondere bei den zweiten Bällen waren wir nicht so wach wie sonst. In der zweiten Halbzeit haben wir wieder unsere unglaubliche Mentalität gezeigt und das Spiel gedreht“, hatte entsprechend Adi Hütter festgestellt, nach der Europapokalparty gegen Strasbourg zunächst schwer in die Gänge gekommen zu sein. In diesem Zusammenhang gilt es aber auch zu berücksichtigen, dass am 1. September bereits das zehnte Pflichtspiel ins Haus gestanden hatte, derer die Eintracht letztlich acht gewinnen konnte – seit Einführung der Bundesliga war ein vergleichbar erfolgreicher Zehnkampf zum Saisonstart noch 1993/94 und 1997/98 der Fall gewesen.Überhaupt ist die Eintracht durch das 2:1 erstmals seit drei Jahren mit zwei Heimsiegen in eine Bundesligaspielzeit gestartet. Dem anschließenden obligatorischen Eintracht-Walzer war ein kleiner Debütantenball vorausgegangen, weil neben Dost auch Djibril Sow ab der 82. Minute seine Premiere mit dem Adler auf der Brust gab. „Vor dieser Kulisse sein erstes Spiel für den neuen Verein zu bestreiten, macht mich sehr stolz“, schwärmte der Schweizer, der sich im Juli am ersten Trainingslagertag verletzt hatte. Auch wenn ein persönlicher Einstand wie von Dost oder vor einem Jahr Nicolai Müller, der sogar nur neuneinhalb Minuten für seinen Einstandstreffer benötigt hatte, ausblieb, ließ der Achter ein ums andere Mal seine Spielbeschleunigungsqualitäten aufblitzen.Insofern bliebe noch, nach drei Punkten, zwei Debüts und folglich einem runden Zwischenstand vor der Länderspielpause, mit den Grüßen von Gästetrainer Friedhelm Funkel abzuschließen: „Viel Erfolg für die Saison, besonders auch in der spannenden Europa League.“