Die Kritik am Team nach der von Sportvorstand Fredi Bobic betitelten "Nicht-Leistung" beim 1:4 in München war groß. Die Reaktion im Spiel danach gegen den Hamburger SV war umso größer. Die Mannschaft konnte im letzten Heimspiel der Saison 2017/18 all das umsetzen, was Trainer Niko Kovac unter der Woche trainieren ließ und in der Pressekonferenz vor dem Match deutlich einforderte: Mehr Aggressivität, mehr Schärfe!
Die Rückkehrer
Ihren Teil zum gesteigerten Aggressivitäts-Level trugen auch die Rekonvaleszenten Carlos Salcedo und Kevin-Prince Boateng bei. Der Mexikaner, der nach seiner Schlüsselbeinverletzung doch früher wieder einstieg als zunächst angenommen, stabilisierte den Abwehrverbund merklich. Nicht spektakulär, aber im Zweikampf immer schnörkellos und robust. Und auch der Wortführer Boateng gab der Mannschaft nach seiner Oberschenkelblessur Halt, machte viele lange Bälle fest und arbeitete als hängende Spitze fleißig gegen den Ball.
Nicht nur Vollstrecker
Die schon angesprochene Sahneseite ließ auch Sébastien Haller am Samstag wieder aufblitzen. Zwar schoss der Vollstrecker aus der Hinrunde kein Tor, war jedoch an den ersten beiden Treffern direkt beteiligt. Beim 1:0 war er direkter Vorlagengeber, indem die Nummer neun sehenswert auf Marius Wolf durchsteckte. Beim zweiten Tor spielte der Franzose den öffnenden Pass zur Großchance von Jetro Willems, der ebenfalls eine gute Partie ablieferte. Mehr kämpfen, mehr ackern - genau das tat der Franzose gegen den HSV unermüdlich. Kein anderer Akteur führte in der Partie nämlich mehr Zweikämpfe (22). Das Tor blieb dem Sturmtank zwar verwehrt, doch Hallers Formkurve zeigt wieder deutlich nach oben.
Die Kirsche auf der Sahne
Dass es am Ende eine kleine Fußballparty wurde, dafür sorgte die bekannte Kirsche auf der Sahnetorte. Allein schon die Einwechslung des Publikumsliebling Alex Meier wurde von den 51.500 Zuschauern frenetisch gefeiert. Als der "Fußballgott" dann auch noch eine fein gezogene Flanke von David Abraham mit links in die Maschen drosch, war auf den Rängen kein Halten mehr. "Alleine für diese Momente hat sich die harte Arbeit bei der Reha gelohnt", sagte Meier, der fast ein Jahr lang verletzt war.
Leidenschaft das A und O
Sportvorstand Fredi Bobic brach den 3:0-Heimerfolg auf zwei wichtige Faktoren herunter. "Beim Abseitstor in der ersten Halbzeit und beim Pfostentreffer hatten wir auch das nötige Spielglück, so ehrlich muss man sein. Aber was gegen Hamburg mal wieder deutlich wurde: Die Einstellung ist bei uns immer wieder der entscheidende Faktor." Wenn die stimme, dann sei die SGE laut Bobic gegen keinen Gegner chancenlos - auch wenn es gegen die Nummer eins und zwei in Deutschland ginge. "Mit so einer Leistung können wir auch am kommenden Wochenende auf Schalke punkten."