17.04.2020
Eintracht

„Ein toller Mensch, ein toller Trainer“

Alte Weggefährten wie Karl-Heinz Körbel und Manfred Binz erinnern sich an einen „besonderen Menschen“ und Eintrachts erfolgreichsten Jugendtrainer: Klaus Mank (†75).

In den 1980er Jahren holte die Eintracht vier ihrer sieben Deutschen Meistertiteln bei den A- und B-Junioren – und gleich drei Mal saß Klaus Mank als Trainer auf der Bank und legte den Grundstein, dass ungewöhnlich viele Talente später bei den Profis den Durchbruch schafften. Ebenso in diesem Jahrzehnt war er Interimstrainer der Profis und Vizepräsident. Am vergangenen Samstag ist er im Alter von 75 Jahren in seiner Heimat Freudenberg im badischen Odenwald verstorben. Weggefährten, Freunde und ehemalige Jugendspieler erinnern sich und würdigen damit einen „unglaublichen Menschen, der immer weiter gedacht hat als nur an den Fußball“, wie sein ehemaliger Jugendspieler Holger Friz sagt.Manfred Binz (Deutscher A-Jugend-Meister 1983): Ich wurde in der Saison 1982/83 von Klaus aus der Zweiten in die A1 hochgezogen. Wir hatten sechs Punkte Rückstand auf die Kickers, haben diesen noch egalisiert und sind durch die Entscheidungsspiele Meister in der Landesliga Süd geworden. Ohne die hätten wir später nicht Deutscher Meister werden können. Klaus war ein toller Trainer und toller Mensch. Ich habe ihn auch später erlebt, als er Vizepräsident war und ich um acht Uhr morgens auf einer Mülltonne vor seinem Haus meinen ersten Profivertrag unterschrieben habe. Als junger Spieler habe ich auch mal mein Fett wegbekommen. Wenn man älter wird, dann weiß man das aber zu schätzen. Klaus hat es definitiv immer gut gemeint. Er hat sehr viele Spieler rausgebracht, das war unter anderem der Grundstein für den Klassenerhalt über die Relegation 1984. Vor ein paar Wochen haben wir uns noch bei einer Beerdigung einer Vereinsikone von Blau-Gelb Frankfurt gesehen, leider nur von weitem. Wie gesagt, Klaus war ein toller Mensch!Uwe Müller (Torschütze im B-Jugend-Finale 1980): Ich habe vier Jahre unter Klaus trainiert, nachdem ich 1978 zur Eintracht gekommen bin. Das war über all diese Jahre eine sehr gute Mannschaft, die zusammengeblieben ist, daher sehr gut eingespielt war und zwei Deutsche Meistertitel gewonnen hat. Ich habe mir letztens wieder das Mannschaftsfoto der 82er Meisterelf angeschaut. Hans-Jürgen Gundelach, Hans-Peter Boy, Mike Kahlofen, Heiko Ernst, Harald Krämer, Dennis Rieth, Holger Friz, Thomas Berthold, Uwe Müller – alles Spieler aus der Region, die es in den Profifußball geschafft haben. Das war der Klaus' Verdienst, ebenso wie der unglaublich starke Zusammenhalt zwischen Mannschaft, Trainer und Eltern. Wir waren eine riesengroße Familie. Klaus war ein Taktikfuchs, analytisch, akribisch. Er hat uns super auf die Gegner in der Meisterschaftsendrunde eingestellt, und damals war die Informationsbeschaffung noch nicht so einfach wie heute. Wir waren eine Ausnahmemannschaft, haben fast jedes Spiel bis hin zum HSV und Werder hoch gewonnen. Wir waren auch wochenlang im Ausland mit der Mannschaft, in den USA, Kanada, Taiwan und Singapur. Klaus hat das alles gemanagt und ist damit der Vater des Erfolgs gewesen. Karl-Heinz Körbel (Eintracht-Spieler unter Mank bei dessen kurzem Trainer-Intermezzo mit Jürgen Grabowski 1983): Mich hat besonders beeindruckt, wie er sich immer um unseren damaligen Trainer Dietrich Weise gekümmert und ihn überall hingefahren hat. Dietrich war sein Vorbild, und so war er auch – ein Vorbild als Mensch und Arbeiter. Ein wandelndes Fußball-Lexikon, er wusste immer alles. Er hat in der Eintracht-Jugend außergewöhnliche Mannschaften zusammengestellt, mit Spielern aus der Region. Manki kannte alles, wusste alles, war immer ein Fuchs, ein Netzwerker, machte Geschäfte mit Adidas-Klamotten aus der Garage, engagierte sich für die Schlappekicker-Aktion und sammelte gerne Geld für den guten Zweck. Er war ein besonderer Mensch.Holger Friz (Torschütze im A-Jugend-Finale 1983): Ich hatte das Glück, bei allen drei Deutschen Meisterschaften mit Klaus dabei gewesen zu sein. Klaus war ein unglaublicher Mensch, Eintrachtler durch und durch. Er hat immer weiter gedacht als nur an den Fußball. Auch an die Familie, an den Menschen und das soziale Umfeld seiner Jungs. Er hat dir auch mal neue Turnschuhe besorgt, wenn er die Notwendigkeit gesehen hat. Da war er sehr fürsorglich. Als Trainer hatte er sehr viel Fingerspitzengefühl. Seine gute Ausbildung hat in schweren finanziellen Eintracht-Zeiten dafür gesorgt, dass eine sehr junge Mannschaft den Klassenerhalt 1984 unter Dietrich Weise auf der Zielgeraden noch geschafft hat. Wir hatten auch heute immer noch Kontakt, nicht nur, weil wir beide einen Herzinfarkt erlitten haben und daher eine Gemeinsamkeit haben. Als ich von seinem Tod erfahren habe, war das ein Schock. Ich habe ihm meine Karriere zu verdanken. Ich war damals Praunheimer Jugendspieler und bei der Pokalauslosung in der ARD dabei, weil ich so viele Tore geschossen hatte. Er hat das gesehen und mich 1978 zur Eintracht geholt.Rainer Falkenhain (seit 1985 hauptamtlich bei der Eintracht): Als Fan war ich dabei, als er die Deutschen Meistertitel mit der Eintracht-Jugend gewann – als ehrenamtlicher Trainer. Er erlangte großes Ansehen für die Eintracht und für sich in Fußball-Deutschland. Er hat viele Spieler entdeckt, ausgebildet und gefördert, die es in den Profifußball und teilweise zu Nationalspielern geschafft haben. Klaus war Eintrachtler durch und durch. 1985 begann ich hauptamtlich bei der Eintracht, Klaus wurde Vizepräsident und so arbeitete ich mit ihm auch jahrelang zusammen. Er hatte ein sehr großes Gedächtnis und konnte viele Anekdoten rund um die Eintracht erzählen. Dies geschah oft in lockerer Runde in Alfred Pfaffs Gasthaus in Zittenfelden. Klaus war gesellig und trank nie Alkohol. Der Kontakt ist nie abgerissen. Als mich vergangenen Samstag seine Frau anrief und von Klaus' plötzlichem Tod berichtete, war ich sprachlos und ergriffen. Wir hatten geplant, uns mal wieder persönlich zu treffen; ich wollte ihm einige Fotos aus seiner Zeit als Vizepräsident mitbringen. Meine Gedanken der Trauer und Anteilnahme gehören seiner Frau Monika und seiner Familie.Matthias Thoma (Direktor des Eintracht-Museums): Als Ulrich Matheja Anfang des Jahres den zweiten Teil seiner Eintracht-Chronik vorgestellt hat, war Klaus Mank im Museum zu Gast. Seine Erzählungen aus der Jugendarbeit der 1980er Jahre sorgten für Begeisterung. Schließlich war Klaus bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Und so erfuhr man bei Gesprächen mit ihm neben viel Kuriosem auch ganz viel Interessantes über Spiele und Spieler – und über den Zeitgeist, der in den 1980er Jahren herrschte. Beeindruckend war sein fotografisches Gedächtnis. Und seine Treue: Jedes Jahr kam aus dem Odenwald pünktlich eine Geburtstagskarte. Wir werden ihn vermissen – nicht nur bei uns im Museum.Peppi Schmitt (Journalist mit Eintracht-Schwerpunkt seit 1974): Klaus Mank war mein Trauzeuge, ein guter Freund. Sportlich waren wir vor einer Ewigkeit mal Gegner. Als Trainer der A-Jugend der Spvgg. 03 Neu-Isenburg durfte ich 1982 mit meiner Mannschaft in einem Punktspiel der höchsten hessischen Liga die Eintracht empfangen, die gerade unter Klaus Mank Deutscher Meister geworden war. Als Journalist hatte ich über dieses Spiel berichtet. Ich kannte alle Spieler der Eintracht fast genauso gut wie meine eigenen. Das sollte doch ein Vorteil sein. Ich war sicher, dass meine Jungs so gut vorbereitet waren wie auf keinen anderen Gegner zuvor oder danach. Meine Spieler wussten: Du gegen die „9“, du im Mittelfeld gegen die „10“ usw. Was sollte da schief gehen? Es ging alles schief. Kurz vor Spielbeginn fiel ich aus allen Wolken. Denn die Eintracht trat mit Trikots ohne Rückennummern an. Schön schwarz-rot gestreift, den Adler auf der Brust, aber mit einem blanken Rücken. Da hatte mich Klaus Mank schön ausgetrickst. Bei meinen Jungs herrschte Chaos auf dem Platz, bei mir Fassungslosigkeit. Am Ende stand es gegen Manni Binz, Armin Kraaz und Co. 0:7. Ein paar Tage war unsere Freundschaft belastet, aber natürlich nicht dauerhaft.