17.05.2018
DFB-Pokal

Ein Tor für die Ewigkeit bringt den Pokalsieg 1988

Er hat nur ein Jahr für die Eintracht gespielt und doch tiefe Spuren hinterlassen. Er hat in 33 Spielen elf Tore erzielt, gesprochen wird aber von einem Einzigen - Lajos Detaris Tor zum vierten Pokalsieg.

Lajos Detari war nicht der erste ausländische Profi, der in Frankfurt für Furore gesorgt hat. Da gab es ja vor ihm seinen ungarischen Landsmann Istvan Sztani, den Österreicher Willi Huberts oder den Jugoslawen Fahrudin Jusufi, um nur ein paar zu nennen. Und natürlich hatte es vor ihm Spieler gegeben, die in der Geschichte der Eintracht einen noch festeren Platz einnehmen, die Deutschen Meister von 1959, natürlich die Weltmeister Jürgen Grabowski und Bernd Hölzenbein und, und, und.

Der ungarische Feingeist

Doch Lajos Detari war so etwas wie der erste Star im heutigen Sinne. Eine schillernde Fußballfigur, ein Spieler, um den sich Geschichten und auch kleine Skandälchen rankten, ein Spieler, der aufgefallen ist in jeder Beziehung, der vergöttert wurde von den Fans. Aber nach seinem über Nacht erfolgten Abgang auch verflucht wurde. Eine Saison lang hat er die Frankfurter Fans verzaubert, 1987/88. Der blonde Ungar war ein Fußballer, wie in Frankfurt geliebt hat und noch immer liebt. Ein feiner Techniker, ein Schöngeist auf dem Platz, ein Mann, der damals an Jürgen Grabowski erinnert hat. Mit seinem Freistoß-Treffer zum Pokalsieg 1988 machte er sich unsterblich.

Ein Kunststück auf der großen Bühne

Vor dem Moment, der ihn in die Geschichtsbücher brachte, rief ihm sein Mannschaftskamerad Frank Schulz zu: "Wir gehen dann schon mal zurück, der ist ja sowieso drin!" Mit "der" war der Freistoß gemeint, mit dem Detari das Tor zum 1:0-Sieg über den VfL Bochum erzielte. Es war ein Treffer aus der Kategorie Fußball-Kunststück, der dem Ungarn in dieser 81. Minute des 28. Mai vor 29 Jahren glückte. Glückte? Detari widerspricht: "Ich habe viele Freistoßtore in meiner Karriere geschossen. Ich denke nicht, dass es mein schönstes Tor war, wohl aber mein wichtigstes." Geholt hatte ihn die Eintracht für 1,8 Millionen Euro (3,6 Millionen DM) von Honved Budapest, verkauft hat sie ihn angeblich für 8,7 Millionen Euro an Olympiakos Piräus.

Die verschwundenen Millionen

So genau wusste das damals niemand und weiß es heute noch niemand. Sportlich hat diese eine Saison der Eintracht geholfen, finanziell hat der Verkauf wenig genutzt. Nicht die gesamte Summe soll in die Vereinskasse geflossen sein. Die "verschwundenen Detari-Millionen" wurden in der Folge zum geflügelten Wort. Die Eintracht gewann den Pokal und ging mit Detari in die neue Saison. Doch während der Vorbereitung verschwand er bei Nacht und Nebel nach Griechenland. "Eigentlich wäre ich lieber zu Juventus Turin gegangen", hat er später mal erzählt. Doch dieser Wunsch wurde ihm nicht erfüllt, auch wenn er später noch ein paar Jahre in Italien (Bologna, Genua, Ancona) gespielt hat.

Detari kehrt nach Berlin zurück

Heute lebt Detari wieder in seiner Heimatstadt Budapest. Die Trainerkarriere hat ihn nicht so viel weitergebracht. Eine Fußballschule für Kinder betreibt er noch, mit 54 Jahren hat er sich sportlich zur Ruhe gesetzt. Detari hat zwei erwachsene Töchter, ist von der Mutter der Töchter geschieden. Dem Fußball ist er noch immer eng verbunden. "Ich besuche viele Spiele hier in Ungarn, mal bei Ferencvaros, mal bei Honved, natürlich auch Länderspiele, wenn sie in Budapest stattfinden", erzählt er in gutem Deutsch. Die deutsche Sprache kann er gut gebrauchen, wenn er sich mit Thomas Doll, Trainer von Ferencvaros, auch einst Profi bei der Eintracht, unterhält. Oder mit Ralf Zumdick, dem Torwarttrainer des Budapester Traditionsvereins. Er war damals der Torwart des VfL Bochum, der den Freistoßtreffer nicht verhindern konnte. "Wir flachsen noch immer", lacht Detari. Die Eintracht verfolgt er noch immer ganz genau, im Fernsehen, im Internet, auch in Zeitungen. Und er hat beim Pokal-Halbfinale fest die Daumen gedrückt. Auch ein wenig aus Eigennutz. Denn die früheren Pokalsieger waren schon vergangenes Jahr zum Finale eingeladen nach Berlin. Detari auch. "Doch dann hat was mit dem Flugticket nicht geklappt und ich konnte nicht kommen", sagt er. Dieses Jahr will er sich das Spektakel aber nicht entgehen lassen. Und wer weiß: Vielleicht schlüpft in Anwesenheit Detaris ja jemand in seine Fußstapfen.