David, willkommen zurück in Frankfurt. Was ist der Anlass deines Besuchs, du lebst ja mittlerweile wieder in Argentinien?
Ich mache das eine oder andere für die Eintracht, mehr kann ich noch nicht verraten. Natürlich besuche ich bei dieser Gelegenheit viele Freunde in Frankfurt.
Sicherlich erübrigt sich die Frage, aber: Hast du großen Spaß daran?
Ja, klar! Ich komme immer sehr gerne zurück nach Frankfurt, ich liebe diese Stadt und die Menschen.
Wenn du in Frankfurt bist, erkennen dich die Fans direkt und sprechen dich an – du bist sehr beliebt in der Eintracht-Gemeinde. Wie fühlt sich das an?
Es fühlt sich großartig an. Immer, wenn ich hierherkomme, denke ich mir, dass meine Geschichte etwas in den Hintergrund geraten sein könnte, aber so ist es gar nicht. Am vergangenen Wochenende war ich auf einem Fest in Sachsenhausen, einige Leute haben mich erkannt und nicht etwa mit David, sondern mit Capitano angesprochen. Das ist eine Ehre für mich.
Wann warst du zum letzten Mal im Deutsche Bank Park?
Gute Frage, lass mich kurz überlegen. Das war ein Unentschieden gegen Augsburg, vergangenes Jahr im Dezember.
Ich mache mir dann mein Frühstück und schaue das Spiel.
David Abraham über die Eintracht-TV-Spiele in Argentinien
Schaust du dir denn, wenn es sich ergibt, häufig Spiele der Eintracht an?
Ja. Früher liefen meistens nur Spiele der Bayern oder von Dortmund im Fernsehen bei uns, inzwischen aber auch die Eintracht oder Leverkusen. Ich mache mir dann mein Frühstück und schaue das Spiel.
Das spricht für die Entwicklung der Eintracht in den vergangenen Jahren, dass nun auch unsere Spiele am anderen Ende der Welt live im Fernsehen laufen. Wie siehst du die Entwicklung?
Was hier entstanden ist, ist unglaublich. Die Eintracht ist inzwischen eine der Top-Vier-Mannschaften in der Bundesliga und spielt auch europäisch meist eine gute Rolle. Das freut mich sehr. 2016 sah es nicht gut aus, doch dann ging es Schritt für Schritt nach oben. Der Verein ist regelmäßig im Europapokal dabei, in den vergangenen zehn Spielzeiten sechs Mal – das ist stark.
In der kommenden Saison heißt es dann Champions League im Herzen von Europa. Was traust du der Eintracht zu?
Man muss natürlich die Auslosung abwarten, aber wie es auch kommt: Ich liebe Spiele gegen Topteams wie Real Madrid oder Manchester City. Ich hoffe auf Duelle mit den Besten der Besten.
Du bist 2021 vor allem wegen deines Sohns zurück nach Argentinien zurückgekehrt. Hat sich denn alles so gefügt, wie du es dir erhofft hast?
Ich verbringe viel Zeit mit meinem Sohn, immer im Zwei-Wochen-Rhythmus. Zwei Wochen bin ich alleine, dann treffe ich mich mit Freunden und Familie und reise durch Argentinien – ein großes Land. Und dann bin ich zwei Wochen Papa (lacht).
Was erzählst du den Menschen in Argentinien, wenn sie dich nach Eintracht Frankfurt fragen?
Früher war es nicht ganz einfach, aber inzwischen kennt hier jeder die Eintracht – auch durch die erste Saison in der Champions League. Ich erzähle immer von unseren unglaublichen Fans und diesem unglaublichen Gefühl, vor ihnen im Deutsche Bank Park zu spielen. Auch wenn ich andere latein- oder südamerikanische Spieler treffe, die mit ihren Teams in Frankfurt gespielt haben, sagen sie mir: „David, das ist unglaublich“. Viele erwarten in Deutschland diese Art von Emotionen nicht, doch dann kommt alles anders.
Tuta wurde Anfang 2019 perspektivisch als dein Nachfolger geholt, steht nun bei 187 Spielen und hat 2024 erstmals die Kapitänsbinde getragen. Kannst du einen Vergleich zwischen damals und heute ziehen?
Unglaublich, er hat sich sehr schnell entwickelt. Anfangs hat es ihm natürlich noch an Erfahrung gefehlt, aber seither hat er es sehr gut gemacht. Für mich persönlich ist er ein top Spieler, der immer für das Team da war. Er ist ein richtig guter Mensch, eher der ruhigere Typ.
Wo erkennst du Unterschiede, wo siehst du Parallelen in der Spielweise von Eintracht Frankfurt im Vergleich zu deiner Zeit am Main?
Spieler kommen und gehen, es gibt Veränderungen und Rotation. In der vergangenen Saison haben sie regelmäßig Viererkette gespielt, waren aber taktisch sehr flexibel und auch mal mit oder gegen den Ball in Dreier- und Fünferkette. Mal haben sie auch in der Halbzeitpause umgestellt. Allgemein ist es eine sehr schnelle Mannschaft, die sehr gut umschaltet und kontert. Richtig schnell! Was gleichgeblieben ist, sind die Aggressivität und Intensität. Weniger Tiki-Taka, sondern arbeiten, den Ball erkämpfen und dann direkt nach vorne spielen.
Capitano, was macht den perfekten Eintracht-Kapitän aus?
Er muss Emotionen haben, er muss diese Stadt und diesen Klub lieben. Identifikation. Den Klub und die Leute verstehen.
Mit wem stehst du noch in Kontakt?
Mit Timmy Chandler und Kevin Trapp, auch mit Robin Koch. Ansonsten mit Seppl Rode, Goncalo Paciencia, Filip Kostic und Marco Russ; Carlos Zambrano und Marco Fabián, die Latinos sowieso. Sich persönlich zu treffen, ist nicht einfach, alle sind über die Welt verstreut, aber wir schreiben uns und haben eine gute Kommunikation.
Marco Fabián hat erst kürzlich für die Traditionsmannschaft gespielt. Wann sehen wir dich mal wieder im Eintracht-Trikot, hat sich Karl-Heinz Körbel schon gemeldet?
Ich werde im September wieder in Frankfurt sein, da bleibe ich etwas länger und versuche, dabei zu sein. Ich muss noch mit Charly sprechen, aber wenn er das sagt, muss ich das machen – Charly ist der Chef (lacht).