Drei Aussparungen an einer Hauswand in Downtown Louisville zeigen drei Motive: ein historisches Dampfschiff, Muhammad Ali und das Kentucky Derby. Drei Dinge, die man über die Grenzen des Bundesstaates Kentucky, durch die Sportbrille gesehen weit über die US-Landesgrenzen hinaus kennt.
Ali bis Kentucky Derby
Louisville, Geburtsstadt von Boxlegende Muhammad Ali, „The Greatest“, dessen Lebensweg man auf der „Footsteps of Greatness“-Tour verfolgen kann. Louisville, die Heimat eines der wohl bekanntesten Pferdegalopprennens der Welt – auch „Run for The Roses“ oder „Greatest Two Minutes in Sports“ genannt. Louisville, die Heimat der Belle of Louisville, das selbst ernannte „am weitesten gereiste Flussdampfschiff in der Geschichte der Vereinigten Staaten“. Drei Wahrzeichen, die einem schnell in den Sinn kommen, wenn man an die Stadt am Ohio River, nicht selten bezeichnet als das Tor zum Süden der Vereinigten Staaten von Amerika, denkt. Addiert man den Whiskey, immerhin ist das Wort Kentucky schon fast gleichbedeutend mit Bourbon, hinzu, so ist man bei vier. Vier gewichtige Merkmale, aber bei Weitem nicht alles.
Durch die Straßen der Stadt, 1778 von George Rogers Clark gegründet, schwebt ein ganz eigenes Gefühl. „Hier leben 600.000 Menschen, aber es herrscht dennoch der Vibe einer Kleinstadt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man an einer roten Ampel steht und im Auto daneben jemand sitzt, den man kennt, ist gar nicht mal so klein“, sagt Katie. Sie sitzt am Empfang der Filson Historical Society – diese sammelt, bewahrt und erzählt die bedeutenden Geschichten aus der Geschichte Kentuckys und des Ohio Valley. Urban, immerhin ist es die größte Stadt im Bundesstaat Kentucky, sei Louisville schon, aber dennoch gebe es diesen „ländlichen Einschlag im Gemüt der Menschen“ – in diesem Fall: gastfreundlich und sehr nett. Sympathisch.
„Wir gehören nicht zum tiefen Süden der USA, allerdings auch nicht zum Norden – wir sind aber auch nicht der Mittlere Westen“, erzählt Katie, die – mit kurzer Unterbrechung – ihr ganzes Leben hier zu Hause ist: „Wir sind stolz darauf, wer wir sind“, betont sie. Nicht ohne eine gewisse „Hillbilly- und Redneck“-Attitüde zu erwähnen – im absolut positiven Sinn. Eine ganz andere Art von Südstaatlern. Eigen.
Hier leben 600.000 Menschen, aber es herrscht dennoch der Vibe einer Kleinstadt.
Katie aus Louisville
Ob Old Louisville, das 1870 erbaute und sich über 40 Blocks ziehende Viertel im viktorianischen Stil, der dort direkt angrenzende Central Park, hippere Viertel wie Nulu (New Louisville) sowie die Ecke Bardstown Road und Baxter Avenue mit zahlreichen Restaurants, Cafés und Kunst oder aber Downtown. Hier und da im Wandel, ein normaler Prozess. Eine entspannte Atmosphäre in einer Stadt mit charakteristischen Stadtvierteln – und multikulturellem Anstrich. „Hier kommen sehr viele Kulturen zusammen, man hört unterschiedlichste Akzente“, erzählt Shannon, sie arbeitet in der ältesten Bourbon Distillery der Stadt. Eine Stadt, so sagt sie, die perfekt sei, „wenn man zum ersten Mal in eine größere City ziehen will. Es ist der ideale Starting Place“.
Kulinarische regionaler Klassiker
- Genusstour auf dem Urban Bourbon Trail.
- Es heißt, der Cheeseburger soll in einem Restaurant in Louisville das Licht der Welt erblickt haben.
- Hot Brown, ein üppiges aufgeschnittenes Truthahn-Sandwich mit Bacon und cremiger Mornay-Sauce – bekannt seit den 1920er Jahren.
- Benedictine: ein herzhafter Aufstrich aus Frischkäse, Gurkensaft, Zwiebelsaft, Salz, Cayenne-Pfeffer und grüner Lebensmittelfarbe.
- Original Modjeska-Rezeptur, in Karamell getauchte Marshmallows.
- Bourbon-Kugeln.
Darüber hinaus auch ein idealer Ort, wenn man in den USA seine Liebe zum Fußball entdeckt hat. Läuft man durch die Straßen in Downtown Louisville, so hängen in regelmäßigen Abständen Fahnen mit Spielerinnen und Spielern der beiden Profiklubs. Das Lynn Family Sports Vision & Training Center, in dem sich die Adlerträger nach 2024 nun zum zweiten Mal in Folge auf eine Saison vorbereiten, ist die Heimat der Frauen- und Männer-Profifußballteams Louisville City FC and Racing Louisville FC; das Lynn Family Stadium die Spielstätte. Beides gelegen in gefühlter Wurfweite zum Ohio River, der größte linke Nebenfluss des Mississippi. „Es ist uns eine Ehre, dass Eintracht Frankfurt diesen Sommer nach Louisville zurückkehrt. Wir sind sehr stolz auf unsere Einrichtungen und unsere Gastfreundschaft“, so James O’Connor, Präsident des LouCity FC.
Natürlich hegen die Menschen eine Liebe für ihre Teams vor Ort, doch auch die Eintracht-Community wächst. „Mein Sohn und ich haben die Bundesliga eigentlich nicht wirklich verfolgt, bis eben die Eintracht im vergangenen Jahr nach Louisville gekommen ist. Dass dieser großartige Verein nun zum zweiten Mal in Folge hier vor Ort ist, ist fantastisch“, sagt Ben Jacky aus Louisville am Rande des öffentlichen Trainings am Mittwochnachmittag. Er ist Gründer des erst vor Kurzem ins Leben gerufene Eintracht-Fanclub Kentucky. Die Adlerträger zum zweiten Mal im Bluegrass State – Besuche, die Begeisterung wecken und Brücken bauen. Und eine Stadt, welche die Sportgemeinde Eintracht auf ihre eigene Art – nicht Süden, nicht Norden, nicht Mittlerer Westen – herzlich begrüßt. „Wenn man mit einem Lachen im Gesicht irgendwo reinkommt, so wird man auch entsprechend begrüßt und willkommen geheißen.“