20.05.2020
Bundesliga

Einfach machen

Vor dem schwersten Spiel des Jahres besinnen sich die Adler auf ihre ureigenen Tugenden.

Am Samstag treffen sich die Eintracht und die Bayern zum zweiten von drei Duellen in dieser Saison.

Am 2. November 2019 konnte die Eintracht erstmals seit fast zehn Jahren wieder ein Bundesligaspiel gegen Bayern München gewinnen. Zwischen dem 5:1-Hinrundenerfolg und der Partie am kommenden Samstag liegen wiederum 203 Tage, in denen sich viel verändert hat, und das nicht nur aufgrund der Coronapause. Unmittelbar danach trennten sich die Bayern von ihrem damaligen Chefcoach Niko Kovac. Co-Trainer Hans-Dieter „Hansi“ Flick übernahm vorerst übergangsweise, konnte aber Mannschaft, Fans und Verantwortliche des Rekordmeisters rasch von sich überzeugen, sodass der 55-Jährige Anfang April einen Vertrag bis 2023 unterschreiben durfte. Und seine Bilanz kann sich sehen lassen: Mit 13 Siegen aus 16 Spielen stehen die Bayern mittlerweile wieder souverän an der Tabellenspitze, holten unter der Leitung des früheren Assistenztrainers der deutschen Nationalmannschaft im Schnitt 2,50 Punkte pro Partie. Aus den jüngsten zwölf Bundesligapartien holten die Münchner sogar 34 von 36 möglichen Zählern – einzig beim 0:0 gegen Leipzig am 21. Spieltag ließ der amtierende Meister Punkte liegen. Während sich also nach dem letzten direkten bei den Bayern alles zum Besseren wendete, lief es auf Seiten der Eintracht anschließend nicht mehr rund. In den 15 darauffolgenden Spielen sammelten die Adler elf Punkte.

Offensive, aber nicht pur

Danny da Costa im Zweikampf mit Robert Lewandowski.

Die Mannschaft von Hansi Flick startete am Sonntag mit einem glanzlosen, aber sicheren 2:0-Auswärtssieg bei Union Berlin in die Saisonfortsetzung, während sich die Eintracht am Samstagabend gegen Borussia Mönchengladbach mit 1:3 geschlagen geben musste. Dass diese Niederlage maßgeblich anhand der zwei frühen Gegentore festzumachen sei, analysierten die Spieler nach der Partie. „Wir müssen zu Beginn einfach besser verteidigen“, sagte Martin Hinteregger. Auch Kevin Trapp weiß: „In München wird es nicht einfacher, dort müssen wir von Beginn an hellwach sein.“ In diesem Zusammenhang hatte Cheftrainer Adi Hütter wiederholt betont, dass, auch deutliche, Niederlagen bei Topteams wie Dortmund und Leverkusen (jeweils 0:4) nie auszuschließen seien, er sich aber ein ganz anderes Auftreten gewünscht hätte. Besinnen möchten und müssen sich die Adlerträger deshalb nicht zuletzt auf ihre ureigenen Markenzeichen, wozu Trapp allen voran „mutiges und geschlossenes Auftreten“ zählt. Dem Torhüter werden wie seinen Vorderleuten die 44,6 Prozent gewonnener Zweikämpfe nicht entgangen sein, einen niedrigen Wert hatten die Hessen letztmals am 14. Spieltag beim 2:2 gegen Hertha BSC erzielt. Entsprechend werden nicht nur am Samstagabend Zähler über Ästhetik stehen. Als Paradebeispiel für kompromisslose Kärrnerarbeit steht dabei ausgerechnet der Rekordmeister, der mit 53 Prozent die anteilig meisten aller Bundesligisten für sich entschied. Von der Offensivpower ganz zu schweigen. Die Bayern haben nicht nur die meisten Tore erzielt (75), sondern feierten am vergangenen Spieltag den 50. Treffer im 16. Ligaspiel unter Hansi Flick – früher hatte kein Trainer zuvor jene Marke knacken können.

Klappe, die Erste!

Zweieinhalb Wochen nach dem Vergleich am Samstagabend treten die Adler erneut in München an, dann im Halbfinale des DFB-Pokals. Dass sich der Triumph von 2018 am gestrigen Dienstag zum zweiten Mal gejährt hat, dient vielleicht als kleiner Mutmacher für die kommenden beiden Duelle, um scheinbar Unmögliches möglich zu machen. Selbstverständlich ist ebenso wenig, dass die Eintracht vor dem schon wieder 45. Pflichtspiel als eine von drei deutschen Mannschaften, neben dem FC Bayern auch Bayer 04 Leverkusen, weiter in allen Wettbewerben vertreten ist. Nichtsdestoweniger liegt der Fokus klar auf der Liga. „Wir müssen uns bewusst werden, dass wir viel Qualität in der Mannschaft haben und mutiger spielen müssen“, bekräftigte Trapp nach dem Auftakt in die Trainingswoche. „Es kommen sehr viele wichtige Spiele auf uns zu, darauf müssen der Fokus und die Konzentration liegen.“ Angefangen mit der Mammutaufgabe am Samstagabend beim Titelverteidiger. Bislang stehen in der Allianz Arena in 13 Duellen zwölf Niederlagen und ein Remis zu Buche. Wie es sich anfühlt, Serien zu durchbrechen, lebte unlängst Sebastian Rode vor, als der Ex-Bayer bei der Entstehung des 1:3-Endstandes gegen Borussia Mönchengladbach die erste Bundesligavorlage seit seiner Rückkehr verzeichnete. Es sind nach vier Liganiederlagen in Folge die einfachen und kleinen Dinge, die dem Tabellendreizehnten zurück in die Erfolgsspur verhelfen sollen. Und ist der Gegner noch so groß.

Zum Spiel

Anstoß: Samstag, 23. Mai, 18.30 Uhr, Bundesliga 2019/20, 27. Spieltag.
Stadion: Allianz Arena, München.
Hörtipp: EintrachtFM überträgt ab 18.20 Uhr live.
TV-Hinweis: Das Spiel läuft exklusiv bei Sky.