30.08.2022
Eintracht

„Einfach überwältigend“

Vor seinem großen Abend zeigt sich Alex Meier gerührt von der großen Beteiligung an Weggefährten, empfindet große Dankbarkeit für die Unterstützung und verrät seine Zukunftsträume.

Alex, du bist der erste Adlerträger seit Karl-Heinz Körbel vor 30 Jahren, der ein Abschiedsspiel bei der Eintracht erhält. Welche Gefühle löst das bei dir aus?
Natürlich fühle ich mich sehr geehrt. Ich weiß es unglaublich zu schätzen, dass die Eintracht mir so einen Tag ermöglicht. Das ist etwas ganz Besonderes für mich. Ich freue mich unglaublich darauf, ein letztes Mal vor dieser Kulisse, vor diesen Fans auflaufen zu dürfen.

Ist die Vorfreude umso größer, weil du schon 2018 bei der Eintracht als Spieler aufgehört hast und entsprechend lange auf diesen Tag warten musstest?
Klar, ich hätte das Spiel gerne schon früher gehabt, aber da hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vielleicht sollte es aber auch alles so sein. Ich bin jetzt schon zwei Jahre wieder als Trainer in der Eintracht-Jugend unterwegs, habe sozusagen meine zweite Karriere im Klub gestartet und kann jetzt unter diesen Umständen mein Abschiedsspiel bestreiten.

Spaß am Trainerjob: Alex Meier.

Hättest du erwartet, dass so viele ehemalige Weggefährten nochmal mit dir auf dem Feld stehen werden?
Nein! Und das ist für mich die größte Überraschung. Jeder, der die Zeit hat, hat zugesagt. Das macht mich unglaublich stolz und dankbar. Das ist einfach nur überwältigend!

Du bist seit wenigen Monaten für die Traditionsmannschaft am Ball. Können wir mit einem Alex Meier in alter Topform rechnen?
Bei der U21 kann ich leider nicht mehr so oft mitkicken wie die Zeit zuvor in der U17. Dadurch, dass ich aktuell meinen Trainerschein mache und die Vorbereitungen für das Abschiedsspiel doch auch einige Zeit in Anspruch genommen haben, konnte ich in letzter Zeit nicht allzu viel Sport machen. Ich werde mir aber größte Mühe geben. Und die Schusstechnik habe ich natürlich nicht verlernt. Die Kraft hinter den Schüssen ist zwar nicht mehr ganz so stark wie zu Profizeiten. Aber in der zweiten Halbzeit wird Jan „Zimbo“ Zimmermann [Torwarttrainer; Anm. d. Red.] auf der Gegenseite im Kasten stehen, der schon angekündigt hat, sich fitzumachen für das Spiel. Da bin ich hochmotiviert, ihm das eine oder andere Ding mit der Innenseite einzuschenken (lacht).

Alle, die kommen, waren ein großer und wichtiger Teil meiner Karriere.

Alexander Meier

Auf welchen Mit- oder Gegenspieler freust du dich besonders?
Ich freue mich wirklich auf jeden Einzelnen! Da gibt es keine Unterschiede. Und ich freue mich nicht nur auf die, die spielen. Manch einer, wie Marius Wolf, Niko und Robert Kovac wird auch ohne aktive Rolle vor Ort sein. Das werden einfach tolle Begegnungen mit Menschen, die mich begleitet und geprägt haben.

Aber so manch einer hat ja zumindest auch eine ordentliche Anreise…
Es ist der absolute Wahnsinn, dass Spieler wie David Abraham oder Carlos Zambrano extra aus Südamerika anreisen. Oder auch Anthony Yeboah und Jay-Jay Okocha, die wirklich ganz schöne Reisestrapazen auf sich nehmen, nur um diesen Abend mit mir zu verbringen – und nicht mal mit mir zusammengespielt haben! Das bedeutet mir unglaublich viel und rührt mich sehr.

Mit wem der Anwesenden verbindet dich denn am meisten?
Da gibt es nicht nur einen. Mit Benny Köhler habe ich die ersten sieben Jahre immer auf einem Zimmer gelegen, danach mit Alexander Madlung. Ich habe ein super Verhältnis zu Lukas Hradecky, der in Frankfurt sogar mein Nachbar war. Mit Kevin Trapp, Timmy Chandler, Seppl Rode und Pirmin Schwegler hatte ich eine grandiose Zeit, nicht nur sportlich. Und ich bin mir sicher, ich vergesse jetzt jemanden und tue jemandem Unrecht, den ich nicht aufgezählt habe. Alle, die kommen, waren ein großer und wichtiger Teil meiner Karriere.

Wenn ich für immer bei der Eintracht sein darf und gesund bleibe, bin ich glücklich.

Alexander Meier

Ist aus deiner Karriere denn womöglich auch eine skurrile Anekdote geblieben?
Oka Nikolov kann ja leider nicht kommen, aber mit ihm und Zimbo haben wir damals jeden Mittwoch eine Formel-1-Weltmeisterschaft gespielt. Immer bei Oka zu Hause. Da saßen wir eineinhalb Stunden vor dem PC und haben gezockt. Das war eine tolle Ablenkung, eine echt gute Zeit. Eine kleine Randnotiz: Ich wurde vier Mal Weltmeister – Zimbo leider immer nur Zweiter (lacht).

Welche Erinnerungen hast du an dein letztes Heimspiel gegen Hamburg 2018?
Puh, da bekomme ich noch Gänsehaut, wenn ich nur dran denke. Es war schon so überwältigend, als die Fans mich auf den Rängen gefordert haben. Als ich dann aber tatsächlich reinkam und nach dieser großartigen Flanke von David Abraham das Tor schießen durfte, es so dermaßen laut wurde, ist ein Moment entstanden, den ich nie, nie, niemals wieder in meinem Leben vergessen werde. Es war natürlich auch ein trauriger Tag, weil es mein letztes Spiel war, was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste. Aber wenn man sich die Geschichte eines letzten Spieles aussuchen kann: Besser geht es nicht. Solche Emotionen, solch eine Stimmung – das habe ich mein Leben lang in meinem Herzen.

Alex Meier schreit seine Freude über sein letztes Eintracht-Tor heraus und sagt über vier Jahre später: „Besser geht es nicht.“

Ein letztes Mal wirst du noch auflaufen vor dieser Kulisse. Deshalb nochmal der Sprung zurück zu deinem Abschiedsspiel: Wie sah deine Rolle aus in den Vorbereitungen? Wie viel organisatorischen Aufwand musstest du betreiben?
Ich bin der Eintracht unglaublich dankbar, weil sie mir in alldem unfassbar helfen. Da sind ganz tolle Leute. Isabelle, Maureen, Claudi, Ernest und Rainer möchte ich gerne an der Stelle stellvertretend für so viele Menschen nennen, die an den Vorbereitungen beteiligt sind und dafür sorgen, dass es ein toller Tag wird. Ich selbst bin vor allem in den Gesprächen mit den Gästen gefordert. Da war es mir wichtig, jeden Einzelnen auch persönlich einzuladen und in Kontakt zu sein.

Abschiedsspiel trifft es bekanntlich nur teilweise: Du bist erst als Jugendtrainer am Riederwald eingestiegen, fungierst nun als Assistenzcoach der U21 und bastelst aktuell an deinem Trainerschein. Wo sehen wir Alex Meier in zehn Jahren?
Das Wichtigste ist für mich Gesundheit. Dem Fußball würde ich gerne erhalten bleiben. Fußball ist mein Leben. Ich bin so gerne auf dem Platz mit jungen Menschen. Mein Leben lang habe ich Fußball gespielt, deshalb will ich auch gerne solange es nur irgendwie geht auf dem Platz stehen. Aber auch der Job als Markenbotschafter der Eintracht macht mir total Spaß. Es ist ein großes Privileg für mich, internationale Spiele besuchen zu können, Bundesliga schauen zu dürfen – für und mit dem Verein, den ich liebe. Wenn ich für immer bei der Eintracht sein darf und gesund bleibe, bin ich glücklich!