25.11.2018
Bundesliga

Einfach und richtig

So soll es sein, so soll es bleiben. Warum Eintracht Frankfurt nach zwölf Bundesligaspielen in der Spitzengruppe der Tabelle steht.

Erster Schuss, erster Treffer. Adi Hütter stand seinen Spielern am späten Abend im Aktuellen Sportstudio des ZDF in nichts nach. Auch wenn der Sieg im Torwandschießen mit 2:1 einen Tick knapper ausfiel als der neunte Sieg im wettbewerbsübergreifend zehnten Spiel, dem 3:1 beim FCA, wurde in Augsburg wie später im Studio in Mainz deutlich: Cheftrainer und Mannschaft verstehen sich unmissverständlich als Einheit.

Auch wenn der Vater des Erfolgs den augenblicklichen Tabellenplatz zwei demütig als Momentaufnahme wahrnimmt, lässt sich bei den meisten anderen Zahlen von einer gewissen Nachhaltigkeit sprechen. Denn oftmals weist die Eintracht in vielen Statistiken gegenüber dem Gegner tatsächlich die schwächeren Werte auf. Auch in der Fuggerstadt behielten die Hessen nur in zwei Bereichen die Oberhand: In der Laufleistung (knapp 118 überwogen etwa 114 Kilometer) und – für alle offensichtlich – im Resultat. Passen und laufen, einfach, aber in den entscheidenden Zonen und Momenten zumeist richtig. Johan Cruyff hatte einst festgestellt, dass der einfachste Fußball am schwierigsten zu spielen sei.

Zusammengewachsen

Nicht weniger öffentlichkeitswirksam, aber fast bezeichnend für die vergangene Entwicklung ist die Besetzung der Angriffsreihe, die wie die gesamte Systematik wiedergibt, wie sehr die Idealvorstellungen Hütters derzeit mit dem gegebenen Fundament verschmelzen. Hatte der Fußballlehrer aus Österreich in seinem ersten Pflichtspiel im Adler-Gewand im Supercup gegen den FC Bayern mit Sébastien Haller noch eine Spitze aufgeboten und danach zunächst eine Viererkette präferiert, ist die einträchtige Konstellation einen Monat vor Weihnachten fast nicht mehr mit damals vergleichbar. Die angedachten Außenstürmerfunktionen übernehmen die gegen den Ball als Verteidiger geltenden Danny Da Costa und Filip Kostic, im Zentrum hat sich eine feste Achse um den leider verletzten Kapitän Abraham, Hasebe sowie die Doppelsechs Fernandes und de Guzman etabliert, an deren Seite sich der dritte Innenverteidiger Ndicka prächtig entwickelt. Und anstatt einem stürmen seit kurzem drei unwiderstehliche Kraftpakete mit Haller, Jovic und Rebic. Die drei Muskeltiere symbolisieren immer öfter die Offensivgewalt der Eintracht, was aber nicht darüber hinweg täuscht, dass Basisarbeit in Frankfurt groß geschrieben wird. Hütter sagt selbst, dass die drei auch in Augsburg an allen Buden direkt beteiligten Kanoniere nicht zusammen auflaufen würden, wenn sie nicht in diesem Maße für die Defensive arbeiten würden.

Flexible Wechselwirkung

Das Gemeinschaftswerk wurde in der Fuggerstadt auch in umgekehrter Richtung deutlich. Bei Betrachtung der einleitenden, vorletzten Pässe hatten vor dem 1:0 und 3:0 die Abwehrkräfte Hasebe und Russ ihre Beine im Spiel. Viel öfter derweil natürlich im eigenen Sechzehner, womit wir wieder bei der von Hütter angesprochenen und zugleich personifizierten Flexibilität wären. Ob Angriffspressing, Attackieren ab der Mittellinie oder Verteidigen am eigenen Strafraum. Seit längerer Zeit haben die Adlerträger eine Bandbreite an situativer Strategien im Repertoire, wodurch so manches Match einen deutlicheren Ausgang nach sich zieht, als es die Verhältnisse auf dem Rasen eigentlich widerspiegeln. Nun wäre seit gestern sogar der Mini-Fluch, in Augsburg noch nicht gewonnen zu haben, gebrochen. Oder um es mit Danny Da Costa zu halten: „Wir werden weiter versuchen, unseren Weg weiterzuverfolgen, wie wir es in den vergangenen Wochen getan haben, weiter aggressiv und mit viel Laufbereitschaft in die Spiele gehen. Dann werden wir hoffentlich noch viele solcher Tage erleben.“ So soll es sein. So kann es bleiben.