14.09.2022
Europapokal

Einmaliges Triple und historischer Hase

Der goldene Treffer von Jesper Lindström sorgt in Marseille für ein dreifaches Novum. Im Mittelpunkt steht nach dem 1:0 gegen Olympique aber der (Dienst-)Älteste.

Über den Helden des Abends waren sich in den Katakomben des Stade de Marseille alle einig. Oliver Glasner auf der Pressekonferenz wie Markus Krösche bei EintrachtTV hoben unisono „das Kollektiv“ hervor und lobten das „sehr disziplinierte“ sowie „defensiv konsequente“ Auftreten der Adlerträger. Ob wegen oder trotz des Dauerlärms im Stadion diese fokussierte Leistung zustande kam, bleibt Auslegungssache.

In jedem Fall befand der Sportvorstand im Nachgang: „Es war ein gutes Spiel, gerade vor dieser außergewöhnlichen Kulisse über 90 Minuten. Das war für jeden etwas Extremes. Aber die Jungs haben sich nicht von ihrem Spiel abbringen lassen. Es war eine richtig gute Leistung gegen einen richtig guten Gegner. Wir sind froh, gewonnen und wieder eine gute Ausgangsposition zu haben.“ Also Platz drei, punktgleich mit Tottenham. Gegen die Spurs stehen die nächsten beiden Begegnungen der Gruppe D an, mit Heimvorteil im ersten Aufeinandertreffen am 4. Oktober. Den ersten Dreier in der Champions League in der Geschichte von Eintracht Frankfurt empfand Krösche als „etwas Besonderes“. Es war nicht die einzige Premiere.

Geschichte des Spiels: Ein Treffer, drei Wirkungen

Mit seinem platzierten Abschluss in der 43. Minute stellte Jesper Lindström nicht nur den Endstand her, sondern trug sich auch als erster Frankfurter Torschütze in der Königsklasse in die Geschichtsbücher ein. Mehr noch als der erste Dreier auf diesem Terrain lässt der Fakt aufhorchen, dass es bislang keiner deutschen Mannschaft gelungen war, ihr erstes Champions-League-Spiel in der Fremde siegreich zu gestalten. Ein entsprechend historischer Dreierpack.

Zahl des Spiels: 38 Jahre, 238 Tage

Auf geschichtsträchtigen Spuren wandelt derweil auch Makoto Hasebe, der nach zuvor wettbewerbsübergreifend 56 Spielminuten erstmals überhaupt 2022/23 in der Startelf stand. Mit 38 Jahren und 238 Tagen katapultierte sich der Japaner fast 13 Jahre nach seinem letzten Auftritt in der Königsklasse mit Wolfsburg direkt auf Platz zwei der ältesten Feldspieler, die jemals für einen deutschen Klub in der Startelf standen. Vor dem Routinier liegt einzig Lothar Matthäus mit 38 Jahren und 353 Tagen.

Fokussiert wie eh und je: Makoto Hasebe vor seinem ersten Startelfeinsatz in dieser Saison.

Ob der Leistung des Musterprofis ließ sich schließlich Cheftrainer Glasner entgegen seinem Naturell doch auf ein explizites Sonderlob ein: „Makoto hat es verdient, extra erwähnt zu werden. Er hat nach Wochen ohne Spielpraxis souverän verteidigt und Ruhe ausgestrahlt bei Ballbesitz. Ich hatte keine Bedenken, weil ich ihn jeden Tag im Training sehe. Auf Makoto ist immer Verlass – als Spieler und als Mensch." Grundsätzlich meinte der Fußballlehrer: „In dieser Atmosphäre gegen eine Mannschaft, die bisher diese Saison alle Heimspiele gewonnen hat, einen verdienten Sieg zu feiern, tut allen Spielern gut. Auch denen, die die zuletzt weniger gespielt haben.“

Das schreiben die Medien

  • Rhein-Main-Zeitung: „Makoto Hasebe [...] war im französischen Hexenkessel sofort der umsichtige Stratege, den die Eintracht an diesem heißblütigen Fußballabend benötigte“
  • Frankfurter Rundschau: „Die Eintracht [...] hielt bockstark dagegen, warf sich in alle Zweikämpfe, verteidigte dazu äußert konzentriert und geschickt in diesem Hexenkessel. Und waren die Verteidiger mal ausgespielt, parierte Kevin Trapp“
  • Wiesbadener Kurier: Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt hat mit einer coolen Vorstellung in heißer Atmosphäre den ersten Sieg in der Königsklasse gefeiert“

Das sagt das Netz

  • „Tiefen Respekt für Hasebe der aus dem Stand so eine tolle Leistung abspult. Hat er sich verdient“ (@YeboahsZeuge)
  • „Eine lasche Halbzeit, in der eigene Passivität und fehlende Kontrolle zu Hektik im eigenen Ballbesitz führte, mündet in einem guten Pressingmoment und dem historisch ersten Champions League Tor der Eintracht. Glückwunsch, Jesper Lindstrøm!“ (@Eulenberg_)
  • „Es bleibt wie es bleibt und es ist wie es ist. Eine launische aber manchmal auch magische Diva. Dafür oder trotzdem lieben wir sie. (@chrisffm84)

Ausblick: Bereit wie nie

Derlei Konstanz wünschen sich die Verantwortlichen in Zukunft generell von der kompletten Belegschaft. Zunächst kurzfristig, wie Krösche mit Blick auf Samstag aufzeigt: „Stuttgart wird wichtig, die Bundesliga ist unsere Basis. Nachdem wir gegen Wolfsburg leider verloren und kein gutes Spiel abgeliefert haben, geht es darum, den VfB zu schlagen, um weiter dran zu bleiben und eine gute Ausgangsposition zu haben vor den intensiven Wochen.“

Damit zum mittelfristigen Gedankengang: „Es gilt, für Stuttgart alle Kräfte zu mobilisieren vor der Länderspielpause. Danach geht es in sechs Englische Wochen am Stück“, skizzierte der Österreicher und ist überzeugt: „Wir werden bereit sein, so wie wir heute bereit waren.“