13.06.2020
Bundesliga

Eintracht dreht das Spiel

Nach Boyatas Platzverweis kurz vor der Pause landet Frankfurt den dritten Auswärtssieg in Folge. Dost (51.), Silva (61., 86.) und Ndicka (68.) besorgen den 4:1 (0:1)-Erfolg und Klassenerhalt.

Ausgangssituation: Neue Frankfurter Reiselust

Auch wenn beide Seiten ihr vorheriges Bundesligaspiel verloren hatten, war der Formanstieg sowohl bei der Hertha als auch der Eintracht unverkennbar. Zehn Punkte hatte Berlin in den vergangenen fünf Spielen erzielt, Frankfurt vor dem Aus im DFB-Pokal zwei Mal in Folge in der Fremde gewonnen. Mit dem dritten Dreier konnten die Adler mit den Hauptstädtern punktemäßig gleichziehen.

Personal: Sieben auf einen Streich

Für das achte Spiel innerhalb eines Monats setzte Adi Hütter auf reichlich frisches Blut und tauschte im Vergleich zum DFB-Pokal Halbfinale am Mittwoch auf sieben Positionen. Einzig Torwart Kevin Trapp, die Innenverteidiger David Abraham und Evan Ndicka sowie Mittelfeldspieler Dominik Kohr im zentralen Mittelfeld blieben im Team, das seiner Formation mit Dreierkette, Fünfermittelfeld und einem Stoß- sowie einem hängenden Stürmer treu blieb.

Adler auf der Höhe, Boyata zieht die Notbremse

Möglicherweise war die totale Rotation auch als Lehre aus dem kraftlosen Auftritt gegen Mainz zu verstehen. Tatsächlich präsentierten sich die Adlerträger in Berlin vom Start weg spritziger, wachsamer und konsequent in den Zweikämpfen, was auch bald zu den ersten vagen Torannäherungen führte. Erst hielt Rune Jarstein einen Kopfball von Danny da Costa (4.), dann setzte Filip Kostic einen Freistoß zu hoch an (14.), ehe Djibril Sow alleine auf Jarstein zudribbelte, diesen umlief, aber den Ball vergaß (23.).

Evan Ndicka zieht ab – 3:1!

Die Hausherren fanden erst Mitte des ersten Durchgangs besser in die nicht immer pflegeleichte Partie, dann aber richtig. Vedad Ibisevic scheiterte aus spitzem Winkel an Trapp (24.), wenige Augenblicke später versprang Makoto Hasebe das Leder und dieses vor den Füßen von Krzysztof Piatek landete, der sich durchtankte und zum 1:0 einnetzte (24.). Im Gegenzug schlug der umtriebige Dominik Kohr eine scharfe Hereingabe flach in den Strafraum, fand aber keinen Abnehmer (29.). Nachdem sich beide Kontrahenten weitgehend auf Augenhöhe eingependelt hatten, auch jeweils knapp 84 Prozent Passquote waren mehr als passable Werte, erhöhten die Hessen kurz vor der Pause nochmal die Schlagzahl. Erst verzog Kostic aus der zweiten Reihe knapp (41.), dann gelangte das Spielgerät eher zufällig zu Kamada, doch Jarstein behielt im Eins-gegen-eins-Duell die Oberhand (42.). Hilfloser war daraufhin Dedryck Boyata, der dem durchgebrochenen Bas Dost in die Hacken lief und nach Begutachtung der Zeitlupe Rot statt Gelb-Rot sah (45.+1). Der Videobeweis hatte allerdings auch zur Folge, dass Schiedsrichter Robert Hartmann den vermeintlichen Elfmeter revidierte. Kostics Freistoß aus zentraler Position brachte auch im zweiten Versuch nichts ein (45.+3).

Spiel auf ein Tor

Angesichts der Überzahlsituation und dem Rückstand brachte Chefcoach Hütter zur zweiten Halbzeit mit André Silva für Lucas Torró eine zweite Spitze. Dahinter gab Kamada von einer Doppelsechs abgesichert eine klare Zehn. Die gestiegene Strafraumpräsenz schlug sich rasch in Zählbarem nieder, als da Costa auf Silva flankte, dessen Kopfballablage der am langen Pfosten postierte Dost unnachahmlich über die Linie drückte (51.). Fortan gab es nur noch eine Richtung: vorwärts! Kamada schwang sich immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt auf, ließ auf dem Weg zur Grundlinie drei Gegenspieler stehen und passte im letzten Moment zurück auf Silva, der per Hacke zum 2:1 einschob (62.) - ein äußerst sehenswerter Treffer. Doch damit nicht genug: Die Hessen krallten sich förmlich in der gegnerischen Hälfte fest, da Costa zog drei Mann auf sich und der aufgerückte Ndicka hielt an der Strafraumkante einfach mal drauf – 3:1 in der 68. Minute flach ins linke Eck! Spätestens mit dem technisch gekonnten 4:1 durch Silva war der Deckel drauf (86.).

Fazit: Profit geschlagen

Die zahlreichen Umstellungen machen sich zwar erst auf den zweiten Blick bezahlt, dann aber richtig. In einer konzentrierten ersten Halbzeit schlägt das Pendel in Form des unglücklichen Gegentors erst gegen, mit dem Platzverweis dann für die Eintracht aus. Die 45-minütige Überzahl hat sicher großen Einfluss, diesen gewiss nicht geschenkten Vorteil muss eine Mannschaft in der vierten Englischen Woche in Folge trotzdem erst so konsequent ausnutzen. Die Mischung aus unbedingtem Siegeswillen und technischer Finesse führt Frankfurt für mindestens eine Nacht auf Platz neun – und nebenbei zum ersten Erfolg gegen Bruno Labbadia.