27.07.2024
Eintracht

Eintracht Frankfurt trauert um Erwin Stein

Erwin Stein, der durch seine zwei Treffer im Europapokalfinale 1960 gegen Real Madrid in die Fußballgeschichte eingegangen ist, verstarb am Freitag im Alter von 89 Jahren.

Bei seinen Mannschaftskameraden war Erwin immer „Das Zuckerche“. Denn wenn ein guter Pass auf ihn oder von ihm gespielt wurde, kommentierte er das stets mit dem Spruch: „Der Ball war Zucker!“. Als Stürmer erzielte Erwin Stein zwischen 1959 und 1966 in 200 Pflichtspielen 138 Tore für die Eintracht.

Geboren wurde Erwin am 10. Juni 1935 in Frankfurt. In seiner Kindheit spielte er für die SG Bornheim, 1951 wechselte er zu Olympia 07 und 1954 zur SpVgg Griesheim 02. Beim Amateurligisten machte er überregional auf sich aufmerksam und kam zu zwei Amateur-Länderspielen, in denen er viermal traf. Im Mai 1959 debütierte Erwin Stein in der A-Nationalmannschaft und erzielte beim 1:1 gegen Polen den Ausgleichstreffer.

Europapokalfinale gegen Real Madrid

Im Sommer 1959 wechselte er dann zum Deutschen Meister Eintracht Frankfurt. Dadurch fiel er jedoch bei Bundestrainer Herberger in Ungnade, denn durch den Wechsel ins Vetragsspielerlager konnte er nicht wie geplant an den Olympischen Spielen 1960 in Rom teilnehmen. So endete seine Nationalmannschaftskarriere, noch ehe sie richtig begonnen hatte. Doch bei der Eintracht startete der flinke Stürmer durch: In seiner ersten Oberligasaison markierte er 24 Treffer und erreichte mit der Eintracht das Europapokalfinale. Im Endspiel gegen Real Madrid, das bis heute als eines der besten Spiele der Fußballgeschichte gilt, traf er am 18. Mai 1960 im Hampden Park in Glasgow beim 3:7 doppelt für die Adlerträger.

In der Premierensaison der Bundesliga kam er zu 19 Einsätzen und kam auf neun Treffer. Am 13. Juni 1964 stand er mit dem Verein erstmals in einem DFB-Pokalfinale: In Stuttgart unterlag die Eintracht dem TSV 1860 München mit 0:2. Zu dieser Zeit hatte sich der Torjäger längst ein zweites Standbein aufgebaut, gemeinsam mit seiner Frau Renate betrieb er in Griesheim ein Geschäft mit Tabakwaren. Zum Ausklang seiner sportlichen Karriere wechselte Erwin Stein 1966 zum SV Darmstadt 98, 1969 dann noch mal für zwei Jahre zu Viktoria Griesheim.

In den vergangenen Jahren war Erwin ein wichtiger und herausragender Repräsentant der „alten Eintracht“. Immer wieder musste er die Geschichten rund um das große Finale gegen die „Königlichen“ aus Madrid und seine beiden Treffer erzählen. 

Als die Eintracht 2022, sprich 62 Jahre später, in Helsinki im UEFA Super Cup auf die Madrilenen traf, war er mit seinen Mannschaftskameraden von einst vor Ort. Sein Auftritt am Vorabend des Spiels in der Frankfurter Botschaft war der Höhepunkt des Abends. Sichtlich nervös ob der über 500 Zuhörenden berichtete er immer wieder über seinen Gegenspieler José Emilio Santamaria. In diesem Endspiel 1960 habe er als „Vertragsspieler“ gemerkt, wie professioneller Fußball funktioniere, denn Santamaria habe ihn „im Laufduell quasi ausgezogen, so hat er am Trikot und der Hose gezerrt. Ich lief allein auf das Tor zu, und da war er dann doch wieder. Ein harter Hund“. Trotz der erbitterten Zweikämpfe in der denkwürdigen Partie in Glasgow war die Freude 2022 riesig, als Erwin vor Anpfiff des Super-Cup-Finals seinen Gegenspieler von damals auf dem Rasen des Olympiastadions von Helsinki wiedertraf.

Erwin Stein hat den Verein seit den 1960er Jahren geprägt. Zunächst als Sportler, später als Repräsentant einer großen Ära des Vereins. Eintracht Frankfurt wird Erwin, dem „Zuckerche“, ein ehrendes Andenken bewahren.