Den typischen Aufbau unserer Spielberichte (Aufstellung, Spielgeschehen, Fazit) werden wir zwar auch heute einhalten, aber wir können es uns nicht verkneifen, eine Bemerkung vorweg zu schicken: Die äußerst gastfreundlichen Bordelais (so nennt man die Einwohner von Bordeaux) müssen sich gefühlt haben, als hätten sie zu viel Rotwein getrunken und würden daher alles doppelt sehen – taten sie aber nicht. Es sind tatsächlich um die 12.000 (!) Eintracht-Fans quer durch Frankreich gereist, um die SGE auswärts zu unterstützen. Eine solche Völkerwanderung hat es in der Europa League nie zuvor gegeben. Die Eintracht konnte ein gefühltes Heimspiel in Bordeaux bestreiten, unter der Woche, über 1.000 km von Frankfurt entfernt – Wahnsinn! Mädels und Jungs, wir verneigen uns in Ehrfurcht. Eure Reise-Freude, eure Support-Leidenschaft, eure Begeisterung, all das ist ganz großer Sport!
Kempf gibt sein Europa League-Debüt
Zur Aufstellung: Eintracht-Trainer Armin Veh musste verletzungsbedingt auf Meier, Anderson, Russ, Aigner, Celozzi und Stendera verzichten. Dennoch kam es im Vergleich zur Bundesligapartie gegen Schalke 04 nur zu zwei Änderungen in der Startaufstellung: Kapitän Schwegler kehrte auf den Platz zurück, Lanig rutschte für ihn auf die Bank. Außerdem kam Youngster Kempf zu seinem ersten Europa League-Einsatz. Der Innenverteidiger ersetzte den verletzten Marco Russ.
Die SGE ist zu Beginn das bessere Team
Die erste halbwegs nennenswerte Chance hatte Bordeaux noch einer Standardsituation durch einen Kopfball. Der Stürmer der Gastgeber, Diabate, verfehlte das Tor jedoch deutlich (5.). Auf der anderen Seite kam Rode nach einer Kadlec-Flanke zum Kopfball, der jedoch ebenfalls weit am Kasten vorbeiging (6.). Eine schöne Kombination der Frankfurter wurde sodann vom spanischen Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco wegen eines Foulspiels unterbunden. Jungs Schuss aus dem Strafraum heraus (der ohnehin am Tor vorbeiging), hätte also nicht gezählt (7.). Dennoch stand die Szene symptomatisch für die Anfangsminuten – die Eintracht wirkte hellwach und kombinierte sich teilweise sehr gefällig durchs Mittelfeld.
Dann kam Bordeaux jedoch zu ein paar Chancen: In der 16. Minute fing Zambrano einen Konterversuch der Hausherren ab. Nur kurz später klärte die Eintracht-Defensive eine Hereingabe von links zur Ecke. Noch in der gleichen Minute dribbelte Maurice-Belay in den Strafraum, legte sich den Ball jedoch zu weit vor (17.). Auf der anderen Seite trat Barnetta einen Freistoß aus dem linken Halbfeld hoch in den Strafraum, der französische Keeper und Kapitän Carrasso hatte jedoch aufgepasst und fing das Leder (18.).
Bordeaux findet ins Spiel
Fünf Minuten später kam Bordeaux nach einer Ecke gefährlich vor das SGE-Gehäuse. Trapp verkürzte jedoch geschickt den Winkel und konnte so zu einer weiteren Ecke klären (23.). Nachdem Barnetta eine Flanke von rechts verfehlte (26.), konnte Jung einen weiteren, gut vorgetragenen Angriff der Gastgeber unterbinden. Die Bordelais hatten inzwischen in die Partie hineingefunden. In der 31. Minute nahm Joselu einen viel zu kurz geratenen Befreiungsschlag von Carrasso als Volley-Schuss aus spitzem Winkel, stellte den Girondins-Torwart damit jedoch vor keine großen Probleme.
Drei Minuten später hatte Trapp auf der anderen Seite keine Probleme mit einem Fernschuss von Henrique. Kurz danach stand Kadlec bei einem Pass von Barnetta angeblich im Abseits – eine Fehlentscheidung. Aber sei’s drum, Kadlecs Flanke in die Mitte hätte wohl ohnehin keinen Abnehmer gefunden (36.).
In der 39. Minute misslang Diabate eine Volley-Abnahme nach einer Flanke von links. Auch kurz danach hatten die Franzosen brauchbare Torchancen, die jedoch von der SGE-Defensive vereitelt werden konnten. Dennoch – die Hausherren hatten in dieser Phase mehr vom Spiel, was die zahlreichen Eintracht-Fans sofort zu Anfeuerungsrufen animierte. Wenig später sah Rode nach einem taktischen Foul die gelbe Karte (41.). Danach sollte bis zum pünktlichen Halbzeitpfiff nichts Erwähnenswertes mehr passieren.
2. Halbzeit
Armin Veh nahm in der Halbzeitpause einen Wechsel vor. Für Joselu kam Schröck, der die Position des rechten Flügelspielers übernahm. In der 48. Minute hatte Kadlec eine Riesen-Chance. Zambrano hatte im gegnerischen Strafraum das Kopfballduell nach einer Barnetta-Flanke gewonnen. Der Ball landete beim Tschechen, der das Tor aus abseitsverdächtiger Position jedoch um Haaresbreite verfehlte.
Anschließend forderten die Franzosen Elfmeter, als Schwegler sich im eigenen Strafraum in einen Schuss warf und den Ball dabei mit der Hand berührte. Schiedsrichter Mallenco entschied jedoch, die Partie laufen zu lassen (50.). Drei Minuten später hielt Trapp einen Schuss von Faubert im Nachfassen (53.). Oczipka sah kurz danach wegen Haltens die gelbe Karte (54.).
Fallrückzieher durch Saivet
Artistisch wurde es in der 56. Minute. Saivet feuerte einen Fallrückzieher aus 18 Metern ab – Trapp konnte den Ball mit einer Flugeinlage jedoch noch vor dem Einschlag im aus Schützensicht linken Eck halten. Anschließend probierten es die Gastgeber mit einer scharfen Hereingabe von rechts, die jedoch an Freund und Feind vorbeirollte (63.). Schwegler sah noch in der gleichen Minute die gelbe Karte.
Nur eine Minute später klärte Trapp großartig gegen Diabate, der nach einem weiten Ball allein aufs Frankfurter Tor zulief. Zambrano war dem Franzosen nachgeeilt und hatte ihn noch entscheidend beim Torschuss gestört (64.). Sodann kam Lanig für Rode (66.). Zwei Minuten später klärte Kempf nach einer Überzahlsituation der Franzosen, die sich offenbar allmählich bewusst wurden, dass ihnen einen 0:0 nicht reichen würde.
In der 69. Minute scheiterte Barnetta mit einem etwas zu unplatzierten Fernschuss an Carrasso. Ähnlich erging es Schwegler in der 74. Minute – nur dass der Schuss des Frankfurter Kapitäns am rechten Toreck vorbeisauste. Eine Minute später faustete Trapp eine Flanke weg, der zweite Ball landete jedoch bei einem Franzosen, der den Ball per Heber allerdings übers Tor setzte. Wieder nur eine Minute später fing Trapp einen Fernschuss.
Nanu!? Ein spätes Tor für die Eintracht!
In der 80. Minute brachte Armin Veh Lakic für Kadlec. Und als alle schon mit einem torlosen Unentschieden rechneten, machten die Frankfurter doch noch eine Bude. Jung spielte rechtsaußen auf Barnetta. Der Schweizer passte scharf in die Mitte, wo der goldrichtig stehende Lanig den Ball nur noch über die Linie drücken musste – 1:0 (83.). Es war das erste Tor eines Frankfurter Einwechselspielers seit über einem Jahr. Wirklich hochkarätige Chancen sollten die Franzosen danach nicht mehr zustande bringen.
Fazit
Dank einer großteils soliden Defensiv-Leistung und eines späten Tores durch Lanig konnte die Eintracht aus Bordeaux drei Punkte entführen. Durch den Sieg haben die Hessen vorzeitig die Play-Off-Runde der Europa League erreicht – herzlichen Glückwunsch! Da das Parallel-Spiel zwischen APOEL Nikosia und Maccabi Tel Aviv 0:0 endete, ist die Eintracht einen Spieltag vor dem Ende der Gruppenphase nicht mehr von Platz 1 der Tabelle zu verdrängen. Auch zum Gruppensieg herzlichen Glückwunsch! Allen Verantwortlichen, Spielern und Fans wünschen wir eine herrliche Feier und eine gute Rückreise nach Frankfurt.