Nach 1974, 1975, 1981 und 1988 holt Eintracht Frankfurt damit den fünften Pokalsieg der Vereinsgeschichte. David Abraham und Alex Meier als Kapitäne streckten als Erste den Cup in den Berliner Nachthimmel, Ante Rebic war natürlich der offizielle Man of the Match. Noch weit nach Schlusspfiff sangen die Fans in der Ostkurve "Eintracht vom Main". Zuvor hatten sie mit einer außergewöhnlichen Choreographie und einheitlichen T-Shirts für ein grandioses Bild gesorgt.
Eintracht Frankfurt ist damit für die Gruppenphase der Europa League qualifiziert und bestreitet das erste Pflichtspiel der kommenden Saison beim Supercup gegen den FC Bayern München.
Ausgangssituation: David gegen Goliath
Die Favoritenrolle war vor dem DFB-Pokalfinale klar verteilt: Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München oder auch gesagt der Tabellenachte der Bundesliga gegen den souveränen Meister. Dazu noch die sensationelle Bilanz des Rekordmeisters in Cup-Finals: 21 Mal waren sie bisher in der Vereinsgeschichte im Endspiel, 18 Mal davon ging der Pott nach München.
Personal: Jede Menge Rückkehrer
Niko Kovac baute auf die Rekonvaleszenten Ante Rebic sowie Jonathan de Guzman. Der Kroate wirbelte vorne mit Kevin-Prince Boateng, während de Guzman auf der sechs die Fäden zog. Außerdem wieder mit dabei: Abwehrstratege Makoto Hasebe, der nach Rotsperre in der Bundesliga wieder ins Team rutschte. Wie erwartet kehrte auch Kapitän David Abraham wieder zurück. Auf Schalke musste der Argentinier noch wegen Krankheit passen.
Erste Halbzeit: Rebic schockt die Bayern
Die Eintracht begann im 4-3-2-1-System die Anfangsphase frech und setzte direkt Nadelstiche. Das erste fette Ausrufezeichen ging aber auf das Konto des FC Bayern. Robert Lewandowski hob einen Freistoß aus 20 Metern über die Mauer, der Ball prallte gegen die Latte. Nur drei Minuten später die Eintracht: Ante Rebic eroberte die Kugel, Prince Boateng schaltete schnell um und schickte Rebic auf die Reise. Der verwandelte trotz Bedrängnis aus 16 Metern eiskalt flach zur Führung. Die favorisierten Bayern erhöhten den Druck, hochkarätige Chancen boten sich allerdings nur selten. In der 17. Minute kam Thomas Müller nach James-Freistoß zum Kopfball, zehn Minuten später setzte Lewandowski einen Heber aus spitzem Winkel am langen Eck vorbei. Kurz vor der Pause nochmal die Frankfurter: Auf links dribbelte sich der starke Rebic durch, legte dann auf de Guzman quer, der eher mit einem Schuss gerechnet hatte.
Zweite Halbzeit: Gacinovics Sprint ins Pokalglück
Nach der Pause direkt der Schock (52.): Süle steckte die Kugel auf Kimmich durch, der aufgerückte Rechtsverteidiger legte auf Lewandowski ab und der Torjäger traf unhaltbar per Flachschuss gegen Hradeckys Laufrichtung zum 1:1. Die Bayern waren in der Folge weiterhin spielbestimmend, im letzten Drittel verteidigt das Team von Cheftrainer sehr gut. So grätschte Makoto Hasebe dem eingewechselten Corentin Tolisso in letzter Sekunde den Ball vom Fuß (69.). Wenn die Eintracht in den Vorwärtsgang schaltete, war sie stets gefährlich: So wie Rebic in der 82. Minute, als er nach einem da Costa-Anspiel zu einem unfassbaren Sprint ansetzte und das Leder zur Führung verwandelte. 2:1, doch Schiedsrichter Zwayer bekam ein Signal und schaute sich die Szene im Videobereich an. Er gab das Tor aber dennoch, und die Bayern setzten nun zum absoluten Schlussspurt an. In der Nachspielzeit überschlugen sich die Ereignisse. Hradecky hielt per Fußabwehr gegen Wagner, die Bayern forderten einen Elfmeter nach vermeintlichem Foul von Boateng an Martinez und bekamen einen letzten Eckball, bei dem Ulreich mit nach vorne ging. Die Ecke wurde abgewehrt, Gacinovic spitzelte das Leder am letzten Bayern-Spieler vorbei und lief 50 Meter alleine auf das verwaiste Bayern-Tor. Schuss, 3:1, Ende, Pokalsieg.
Fazit: Disziplin, Leidenschaft, Effektivität
Die Eintracht zeigte eine disziplinierte Leistung, stand kompakt, schaffte es, dass die Bayern kaum durch die Mitte kamen und gewährte den Bayern wenig Abschlüsse in der gefährlichen Zone. Und selbst nutzte die Kovac-Elf die wenigen Möglichkeiten konsequent aus. In der Summe ist der Sieg trotz 23 Prozent Ballbesitz gar nicht mal unverdient, denn Leidenschaft, Disziplin, Kampfeswille, Effektivität und eine unglaubliche Teamleistung (mit Extra-Sternchen für Rebic) zahlten sich aus.
So spielte die SGE:
Hradecky – da Costa, Abraham, Salcedo, Willems – Mascarell, Hasebe, de Guzman (74. Russ) - Wolf (60. Gacinovic), Rebic (89. Haller) - Boateng.
Tore:
0:1 Rebic (11.)
1:1 Lewandowski (52.)
1:2 Rebic (83.)
1:3 Gacinovic (90.)