04.03.2024
Historie

#Eintracht125: Glorreiche Zeiten und traurige Tage

Von der Gründung bis zu ersten Deutschen Meisterschaft vergingen 60 Jahre. Es folgen zahlreiche Triumphe, aber auch bittere Stunden. Die Jahrzehnte im Schnelldurchlauf.

125 Jahre ist dieser Tag nun beinahe her: In der Düsseldorfer Straße 14 in der Nähe des Hauptbahnhofs kommen am 8. März 1899 15 Männer zusammen und gründen mit dem Frankfurter Fußballclub Victoria den ältesten bekannten Vorgängerverein der Eintracht. Inzwischen sind über 14.000 Sportlerinnen und Sportler in mehr als 50 Sportarten mit dem Adler auf der Brust aktiv. Das ist Rekord, denn damit ist Eintracht Frankfurt der weltweit größte Mehrspartensportverein mit einer professionellen Fußballmannschaft, wie eine neue Studie belegt. Diese Symbiose aus Profifußball und Breitensport ist einmalig. 

Der Fußball im Herzen von Europa:

  • Auf der Hundswiese, einem Naherholungsgebiet für Sonntagsspaziergänger, spielen seit Ende der 1890er Jahre auch Fußballer. Rasen mähen, Tore aufbauen, Spielfeld mit Seilen absperren, kicken.
  • Ebenfalls 1899 wird der Frankfurter Fußball-Club 1899 Kickers gegründet. Victoria und Kickers schließen sich 1911 zusammen.
  • 1920 eine erneute Fusion, mit der Frankfurter Turngemeinde zur Turn- und Sportgemeinde Eintracht Frankfurt von 1861. Trennung 1927, die Turngemeinde Eintracht Frankfurt von 1861 und die Sportgemeinde Eintracht Frankfurt (F.F.V.) von 1899 entstehen neu.
  • Der Fußball in Deutschland wird immer profesioneller, 1948 richtet die Eintracht eine Vertragsspielerabteilung ein.
  • Eintrachts Alfred Pfaff wird 1954 in der Schweiz Fußballweltmeister.
  • Durch ein 5:3 gegen Kickers Offenbach wird die Eintracht 1959 in Berlin Deutscher Meister.
Die Eintracht feiert 1959 die Deutsche Meisterschaft.

Der Scheinwerfer soll mit dem Meistertiel der legendären 59er-Mannschaft an dieser Stelle auf die glorreichen Fußballmomente im Herzen von Europa schwenken. Silberware durfte sich die Eintracht im Laufe der Jahre öfters in die Vitrine stellen, und auch einige Siege sind unvergessen.

28. Juni 1959, Eintracht Frankfurt – Kickers Offenbach 5:3 n. V.: Drei Mal war die Eintracht Süddeutscher Meister geworden (1930, 1932, 1953), ein Mal im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft unterlegen gewesen (0:2 gegen die Bayern 1932) – in Berlin 1959 gelingt der große Wurf, ausgerechnet gegen den Lokalrivalen. István Sztani mit zwei Toren und Ekko Feigenspan mit einem Dreierpack treffen.

18. Mai 1960, Eintracht Frankfurt – Real Madrid 3:7: 127.000 Zuschauer sehen das Jahrhundertspiel im Glasgower Hampden Park, das denkwürdige Finale im Europapokal der Landesmeister zwischen den Amateuren der Eintracht – viele gingen neben dem Platz einem Beruf nach – und den Weltstars aus Madrid. Puskas, di Stefano und Co. gewinnen zum fünften Mal in Folge die Königsklasse, die Eintracht erarbeitet sich jedoch internationale Anerkennung. Richard Kreß besorgt sogar die Führung, später verkürzt Doppeltorschütze Erwin Stein.

Im Glasgower Hampden Park trifft die Eintracht vor 127.000 Zuschauern im Finale des Pokals der Landesmeister auf Real Madrid.
1974 sichert sich die Eintracht erstmals den DFB-Pokal.

17. August 1974, Eintracht Frankfurt – Hamburger SV 3:1 n. V.: Der erste DFB-Pokalsieg für dioe Frankfurter Eintracht und der Auftakt zu vier Titeln in sieben Jahren. Jürgen Grabowski jubelt nach verfrühtem Trikottausch im HSV-Campari-Trikot, sein Weltmeistermitstreiter Bernd Hölzenbein hatte im Düsseldorfer Rheinstadion in der Verlängerung zum 2:1 genetzt. Wolfgang Kraus (115.) machte den Deckel drauf, die Führung hatte Gert Trinklein besorgt (40.).

16. Juli 1983, Eintracht Frankfurt U19 – 1. FC Köln U19 2:0: Ein Sieg, der exemplarisch für ein glorreiches Jugendjahrzehnt der Eintracht steht. Die Adlerträger werden nach Treffern von Bernhard Trares und Holger Friz gegen Christoph Daums Kölner Deutscher A-Jugend-Meister. Zwischen 1977 und 1991 gehen sechs U17- beziehungsweise U19-Titel nach Frankfurt, drei weitere Finals gehen verloren. Zahlreiche Spieler schaffen es in die Bundesliga und tragen unter anderem als „Weise-Bubis“ später in schwierigen Zeiten dazu bei, dass das Bundesligagründungsmitglied erstklassig bleibt.

1983 feiert die A-Jugend der Eintracht die Deutsche Meisterschaft.

21. Mai 1980 und 18. Mai 2022 – Europapokal: Die zwei größten Titel der Vereinsgeschichte liegen 42 Jahre auseinander. 1980 belohnt sich eine über Jahre gewachsene Mannschaft um die Eintracht-Legenden Grabi, Holz, Nickel, Körbel, Neuberger, Borchers, Nachtweih und Co. mit einer makellosen Heimbilanz, 2022 setzt die Eintracht insbesondere auswärts auf dem Rasen und der Tribüne – Stichwort La Bestia Blanca – Glanzlichter.

29. Mai 1999, Eintracht Frankfurt – 1. FC Kaiserslautern 5:1: Ein Traumtor nach dem anderen, mit Fjörtofts Übersteiger zum Abschluss. Drei Siege in Folge brachten Jörg Bergers Team überhaupt erst in die Position, am letzten Spieltag den Klassenerhalt noch zu schaffen. Als jedes Tor zählt, packt ein Mann aus dem tiefsten Norwegen seinen Signature Move, wie man heute sagen würde, aus – und tanzt später mit der damaligen Oberbürgermeisterin Petra Roth.

19. Mai 2018, Eintracht Frankfurt – FC Bayern München 3:1: „Wir werden wiederkommen und vollenden“, hatte Vorstandssprecher Axel Hellmann nach der Vorjahresniederlage 2017 im DFB-Pokalfinale, dem 1:2 gegen Borussia Dortmund, verlauten lassen. Gesagt, getan. Die Bayern sind haushoch favorisiert, aber mehr als der 1:1-Ausgleich gelingt nicht. Der „Bruda“ Kevin-Prince Boateng schlägt den Ball lang, Ante Rebic netzt doppelt, Mijat Gacinovic sprintet Richtung verwaistes Münchner Tor. Fertig ist die hessische Ekstase, 30 Jahre ohne Titel sind vorbei.

Glorreiche Augenblicke in der Bildergalerie

Freilich kennt jeder Adlerträger den Liedtext von „Im Herzen von Europa“, der unter anderem diese Zeile anbietet: „Führt sie der Weg mal fort von hier in andre Stadien rein. Wir sind in Gedanken immer bei Dir, nie wird es anders sein“. Natürlich auch in den bittersten Stunden des Vereins. Auch das gehört zu #Eintracht125.

Vier Mal steigt die Eintracht in die Zweite Bundesliga ab, zum ersten Mal als eines der letzten Bundesligagründungsmitglieder 1996. Besonders bitter sind auch Niederlagen, die das Ende einer Cup-Kampagne auf nationaler wie internationaler Ebene bedeuten. Zum Beispiel 2019 beim Chelsea FC sowie die verlorenen DFB-Pokalfinals 2006 gegen die Bayern und 2017 gegen den BVB. Jeder Fan hat aus seiner persönlichen Sicht sicherlich ein anderes Empfinden für seine größte Niederlage.

„Lebbe geht weider!“

Der Mythos, den das Rostock-Trauma aus dem Mai 1992 ausstrahlt, ist jedoch unerreicht. Die Eintracht gibt die sicher geglaubte Deutsche Meisterschaft durch das 1:2 gegen Hansa noch aus der Hand. Die umstrittenste Szene ist ein vermeintlich elfmeterwürdiges Foul an Ralf Weber. Dragoslav Stepanovics drei Worte danach sind legendär: „Lebbe geht weider!“

Sicher ist: Die nächsten Kapitel im Herzen von Europa werden folgen.

65 Jahre liegt die letzte Meisterschaft einer Fußballbundesligamannschaft von Eintracht Frankfurt zurück. Doch wer weiß, was die Zukunft bringt. Vielleicht schafft es Eintracht Frankfurt eines Tages wieder, dass der Liedtext in Erfüllung geht: „Du schaffst es wieder, Deutscher Meister zu sein“. Bis dahin ist Träumen erlaubt. Sicher ist allemal: Die nächsten Kapitel werden folgen.