05.03.2024
Historie

#Eintracht125: Kurioses unterm Adlerdach

125 Jahre – so ein weites Zeitfenster liefert selbstverständlich auch einige Geschichten aus dem Kuriositätenkabinett. Eine Auswahl.

Erfahrene Eintrachtler sprechen mit leuchtenden Augen von der launischen Diva, die eben an jenen magischen Tagen in der Lage ist, gegen alle zu gewinnen, um dann in der Woche darauf als haushoher Favorit zu verlieren. Das war schon bei Karl-Heinz Körbels Bundesligadebüt so: Spiel eins gegen die Bayern gewonnen, die Woche darauf in Oberhausen verloren. Hier für alle Generationen von Eintracht-Fans einige unangenehme Schlagworte: SV Flörsheim (1936), Jahn Regensburg (1958), Karlsruher SC (1964), FC Hansa Rostock (1992), VfB Oldenburg (1996), VfB Stuttgart Amateure (2000) und 1. FC Saarbrücken (2023).

Überraschungen immer möglich

Genauso oft hat die Eintracht alle überrascht – sei es gegen die Rangers 1960 (6:1), gegen die Bayern 1975 (6:0), gegen Real Madrid 1983 (2:1) oder gegen den FC Barcelona 2022 (3:2). Manchmal war es schwer, ins Stadion zu kommen, so zum Beispiel beim Relegationsspiel gegen den 1. FC Saarbrücken 1989, als an den Eingängen nicht genug Eintrittskarten zur Verfügung standen und Tausende erst zur Halbzeit in den Blöcken waren.

Wenn ein neues Lied in der Kurve etabliert werden sollte, gab es auch schon mal einen Liedzettel.

Apropos volles Haus: Einmal stürmten die Fans einfach das ausverkaufte Stadion, damals 1953 in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft gegen den 1. FC Kaiserslautern. Man schätzt, dass im Stadion, in das damals offiziell 68.000 Besucher durften, mehr als 75.000 Fans waren, die bis an den Spielfeldrand saßen und sich über die unglückliche 0:1-Niederlage ärgerten.

Eine mobile Tribüne muss her

Einmal baute die Eintracht sogar kurzfristig eine mobile Tribüne ein. Das war in der Endrunde 1959 und im Rückblick war das eine weise Entscheidung. Damals spielten auch die Offenbacher Kickers ihre Endrundenspiele in Frankfurt und bis heute hätte sich die Eintracht den Zuschauerrekord mit dem OFC teilen, müssen, wenn nicht die Eintracht vergessen hätte, dem FK Pirmasens die ihm zustehenden Sitzplatzkarten zuzusenden. Als der FK anfragte, waren die längst ausverkauft. Pirmasens drohte mit einer Beschwerde beim DFB, die Eintracht baute kurzerhand eine Holztribüne für 1.000 FK-Fans. Bis heute leuchtet der Zuschauerrekord im Stadion: Mai 1959, Eintracht Frankfurt gegen FK Pirmasens, 81.000 Zuschauer. Angesichts dieser Masse an Fans interessiert sich keiner mehr für die 80.000, die die Kickers eine Woche vorher ins Stadion gelockt haben.

Im Hintergrund lässt sich gut erkennen: Volles Haus 1959 zwischen der Eintracht und Primasens.

Nicht nur mit Tickets gab es bei unserer Eintracht immer wieder Probleme. Auch die Liquidität war manchmal gefährdet. Zum ersten Mal bereits 1906, als Kassenführer Kühn kurzerhand mit dem Vermögen des Eintracht-Vorgängers Kickers durchbrannte; in der Kasse fanden sich nur noch 42 Pfennig. Kühn versprach, das veruntreute Klubvermögen in Höhe von rund 900 Mark zurückzuzahlen. Ob er das tat, ist nicht bekannt.

In Inflationszeiten stieg der Mitgliedsbeitrag bei der Eintracht rasant. Im Januar 1923 kostete der Monatsbeitrag 300 Mark, im Juni 1000 Mark und im Juli 3.000 Mark.

Mythos der Detari-Millionen

Bis heute sind die Detari-Millionen ein großer Mythos des Vereins und werden von vielen noch gesucht. Blickt man mit ein wenig buchhalterischem Verständnis auf die Zeit, als die Eintracht 16 Millionen Ablöse für Lajos Detari bekam, sieht man aber, dass alles wieder investiert wurde – und nichts übrigblieb.

Die Liste der Kuriositäten bleibt lang, der Blick geht ins „Detari-Jahr“ 1988:

  • Klofensterkündigung – Postweg mal anders, denn die erste Ausfertigung der fristlosen Kündigung des Vertrages von Manager Wolfgang Kraus wurde durch ein offenes Toilettenfenster eingeworfen, die zweite dann aber ordnungsgemäß überbracht.
  • Faustschlag auf der Mitgliederversammlung – „Geh runner! Geh runner“, wies Manfred „Freddy“ Wegner, Profiboxer, bei der Mitgliederversammlung einen aufgebrachten Fan auf seine bereits beendete Redezeit hin. Kurz danach kassiert er eine feine Watsch’n.
  • Der Neun-Tage-Präsident Joseph Wolf – im Amt vom 14. bis zum einschließlich 22. November 1988.

Trotzdem holte die Eintracht in der Spielzeit 1987/88 den DFB-Pokal. 

Und in den anderen 124 Jahren war auch immer was los …