31.03.2024
Bundesliga

Eiserne Nuss nicht zu knacken

Gibt die erste Halbzeit gegen Union Berlin Grund zum Hadern, machen die zweiten 45 Minuten Bock auf die Saison-Crunchtime. Das Remis gegen Union in der Nachbetrachtung.

Es lag in der Frankfurter Frühlingsluft, aufseiten der Eintracht vor allem in der zweiten Halbzeit. Die Halbzeit, in der deutlich mehr Energie zu erkennen und zu spüren war, in der die Adlerträger die Räume und Tiefe deutlich häufiger fanden, mehr Kapital aus der durchgehend höheren Ballbesitzquote (64,5 Prozent) schlugen, sich nicht in Klein-Klein verhedderten, sondern den Gegner aus Berlin-Köpenick phasenweise regelrecht hinten einschnürten. Doch was in der Luft lag, fiel nicht: das Tor. Beim Duell zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Union Berlin klingelte es in den vorangegangenen 17 direkten Aufeinandertreffen wettbewerbsübergreifend durchschnittlich 3,2-mal pro Partie.

Diesmal blieb es torlos. Einmal, vor fast genau 21 Jahren, am 25. April 2003, war dies das letzte und auch einzige Mal der Fall, damals am 30. Spieltag der Zweiten Bundesliga. Nun also eine Nullnummer am Osterwochenende. Die erwartet harte – oder eiserne – Nuss war nicht zu knacken.

„Unterm Strich war es zu wenig für uns“, machte Philipp Max deutlich, freilich auch mit Blick auf das Bundesligaklassement und das Rennen um einen internationalen Startplatz. War es in der ersten Halbzeit phasenweise zu träge, „haben wir in der zweiten Halbzeit unser Herz in die Hand genommen, haben es probiert und auch gute Tormöglichkeiten gehabt“, so Max weiter. „In der zweiten Hälfte waren wir dem Siegtreffer näher als Union Berlin. Wir hätten uns über die drei Punkte sehr gefreut und sie am Ende auch ein Stück weit mehr verdient, haben es aber nicht geschafft, das Tor zu erzielen“, fasst Sportdirektor Timmo Hardung bei EintrachtTV zusammen.

Hessische Flankenflut

Elf ihrer insgesamt 16 Torschüsse setzten die Adlerträger in den zweiten 45 Minuten ab, alle Schüsse auf das Tor von Ex-Eintrachtler Frederik Rönnow im Kasten der Eisernen folgten im zweiten Durchgang, und 20 der zusammengenommen 28 Flanken segelten in Halbzeit zwei in den Berliner Strafraum.

„Union hat eine sehr gute Mentalität, was das Verteidigen angeht, hat sehr viele Schüsse geblockt und mit allen Mann tief verteidigt“, sagt Timmo Hardung und zählt auf: „Wir haben es viel mit Flanken und Durchbrüchen auf dem Flügel versucht, auch mit Distanzschüssen – wir haben versucht, die gesamte Palette zu bespielen.“ Flanken, eigentlich in der laufenden Saison ein deutlich erkennbares Stilmittel der Köpenicker, mit durchschnittlich 14 Hereingaben pro Partie haben sie ligaweit Rang zwei inne. 28:9 hieß es am Ostersamstag zugunsten der Eintracht. „Am Ende hat der letzte Punch gefehlt, den Ball mit egal welchem Körperteil über die Linie zu drücken“, sagte Cheftrainer Dino Toppmöller.

„Hugo kann uns extrem weiterhelfen“

Daran versuchte sich am 27. Spieltag auch Hugo Ekitiké, zum zweiten Mal nach dem Heimspiel gegen Wolfsburg beorderte Toppmöller den 21-Jährigen in die Anfangsformation – angedeutet hatte der Cheftrainer diesen Zug bereits auf der Pressekonferenz. In „vielen Situationen hat er sein Können aufblitzen lassen. Er setzt seinen Körper gut ein, ist technisch sauber“, so Toppmöller im Nachgang über den jungen Franzosen, der etwa in der 57. Minute nach Pass von Mario Götze am stark parierenden Rönnow scheiterte. Was fehle, sei der Rhythmus, was sich auch auf das Zusammenspiel mit den Kollegen auswirkte.

Hugo Ekitiké im direkten Duell mit Union Keeper Frederik Rönnow.

„Rhythmus ist einer der wichtigsten Punkte im Fußball. Wenn du im Rhythmus bist, dann hast du deutlich mehr Selbstvertrauen. Er macht es immer besser, hat sich heute gut bewegt und gute Situationen gehabt“, sagt Philipp Max über seinen Teamkollegen, und Ansgar Knauff äußert sich dahingehend: „Ihm fehlt noch dieser gewisse Punch, aber wenn er jetzt mal ein, zwei Tore schießt, dann wird er nochmal einen großen Schritt machen. Er kann uns extrem weiterhelfen.“

Unterhaltungs-Allrounder Henni Nachtsheim, am Samstag als EintrachtFM-Experte im Deutsche Bank Park, hält Ekitiké für „ein großes Versprechen, wir werden noch viel Spaß mit ihm haben. Er kommt immer besser, er ist eine Bereicherung.“

Ausblick: Kurze Woche

Die nächste Gelegenheit bietet sich bereits am Freitagabend: Am 5. April, 20.30 Uhr, gastiert der SV Werder Bremen im Deutsche Bank Park. „Das nächste Spiel wird sehr wichtig für uns. Wir haben alles in der eigenen Hand. Wir müssen kämpfen, wir haben die Qualität und eine gute Mannschaft – wir müssen mit Spaß und Energie spielen“, blickt Ellyes Skhiri, mit 12,7 Kilometern laufstärkster Spieler am Samstag, auf das Duell mit den Hanseaten. „Wir haben eine kürzere Woche als sonst und es ist ganz gut, dass das nächste Spiel direkt schon kommt. Wir sind in der Pflicht, gegen Bremen von Anfang an alles rauszuhauen und das Spiel zu gewinnen“, so Philipp Max.

Gespielt wird wieder in der Festung im Stadtwald: Sieben Bundesligaheimspiele in Folge ist Frankfurt ungeschlagen, saisonübergreifend ging nur eine der letzten 23 Partien im Oberhaus zu Hause verloren.