Dazu konnten die beiden Moderatoren Pia und Beve als erstes den Eintrachtfan und Buchautor Peter Dippold auf der Waldtribüne begrüßen. In seinem Roman „Frankfurt Lindenstraße – Der Fußballspieler mit dem Gelben Stern“ schildert Peter Dippold in einer fiktiven Geschichte das Schicksal eines jugendlichen jüdischen Fußballers, der Mitte der 20er Jahre bei der Eintracht spielte und dort diverse Jugendmannschaften bis hin zur 2. Mannschaft durchlief. Obwohl auch die Eintracht 1933 die Stuttgarter Erklärung unterzeichnete, ist der Spieler bis zu seinem endgültigen Ausschluss 1937 weiterhin für die Eintracht aktiv. Inspiriert zu dieser Geschichte wurde Peter Dippold dabei durch Julius „Jule“ Lehmann, dem letzten dokumentierten Juden im Eintracht Trikot während der NS-Zeit. Dieser hatte innerhalb der Mannschaft einen so hohen Rückhalt, dass er noch bis zu seinem Ausschluss 1937 für die 2. Mannschaft auflief. Da sein weiteres Schicksal weitestgehend unbekannt ist, entschloss sich Peter Dippold bei seinem Buch zu einer fiktiven Geschichte, um so namenlos an die Geschichte zu erinnern. Waren es beim Schreiben des Romans „die Spannung und die Neugier“, die ihn angetrieben haben, würde es ihn im Nachhinein sehr freuen, „wenn dadurch für die Zukunft auch etwas erreicht wird“, so Peter Dippold.
Die weiteren Aktivitäten des Eintracht Frankfurt Museums im Rahmen des Erinnerungstages stellte anschließend Museumsdirektor Matthias Thoma vor. Auch in diesem Jahr wird es eine Stolper-steinverlegung geben: Dem ehemaligen jüdischen Jugendspieler der Eintracht, Max Giergulski, gelang es, nach Argentinien zu flüchten und dort für die großen Clubs Boca Juniors und River Plate zu spielen. Er musste jedoch in Argentinien immer dagegen ankämpfen, als deutscher Nazi beschimpft zu werden. Weiterhin wird es in Kooperation mit dem Fanprojekt Frankfurt und dem Verein Makkabi Frankfurt einen Film- und Diskussionsabend zu dem Film „Liga Terezin“ in der Frankfurter jüdischen Gemeinde geben. In dem Film geht es um die im KZ Theresienstadt existierende Fußballliga. Inmitten eines Kasernenhofs in Theresienstadt spielten die Häftlinge in verschiedenen Mannschaften gegeneinander; zu diesen Spielen kamen bis zu 3.000 Zuschauer. Von den Nazis wurden die organisierten Fußballspiele für deren Propagandazwecke ausgenutzt.
Alon Meyer, weiterer Gast auf der Waldtribüne an diesem Tag, ist nicht nur Vorsitzender von Makkabi Frankfurt, sondern auch der Organisator der European Maccabi Games, die 2015 zum ersten Mal in Berlin statt fanden und das größte Sportereignis in Deutschland im letzten Jahr waren. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Deutschland präsentierte sich nicht nur als „traumhafter Gastgeber“, sondern betrieb „erfolgreich Werbung für das neue Deutschland“, so Alon Meyer. Dabei fanden die Spiele auf dem Olympiagelände in Berlin statt, das heutzutage immer noch als Symbol für die Naziherrschaft gesehen wird. Entsprechend wurde auch dies kontrovers diskutiert, wobei es gerade bei den Älteren starke Bedenken gab. Doch wurden die Zweifler eines Besseren belehrt: Die European Maccabi Games waren für Alon Meyer ein Beispiel dafür, „wie Deutschland sich in den Jahren gewandelt hat“. Das merkt er auch als Vorsitzender von Makkabi Frankfurt immer wieder.
So wird das „neue Zuhause“ für Makkabi Frankfurt von niemand anderem als dem renommierten Architekturbüro Albert Speer und Partner geplant, dessen Vater in der Zeit des Nationalsozialismus Reichsminister war. Auch gibt es, anders als vor einigen Jahren, nur noch ganz selten antisemitische Anfeindungen bei Spielen von Makkabi. Nicht nur jüdische Sportler sind heute bei Makkabi aktiv, vielmehr steht die gesellschaftliche Integration im Vordergrund. Die Werte der Demokratie zu leben und Umgangsformen zu beachten sind für den Club wichtiger als der große sportliche Erfolg. Trotzdem fiebert man natürlich den deutschen Makkabi-Meisterschaften an Pfingsten in Duisburg entgegen. Drücken wir ihnen die Daumen, dass sie dort erfolgreich abschließen werden.