Ohne fünf verletzte Verteidiger griff Oliver Glasner auf die Dreierabwehrkette und gleichzeitig erstmals in dieser Saison Makoto Hasebe in der Startelf zurück. Neben dem Abwehrchef kehrte im Vergleich zum 0:1 gegen Wolfsburg außerdem Jesper Lindström ins Team zurück.
Damit gingen innerhalb der Formation mehrere Verschiebungen einher. Kristijan Jakic rotierte von der Doppelsechs auf die rechte defensive Außenbahn zurück, Ansgar Knauff wechselte von dort nach links und Daichi Kamada rückte eine Ebene zurück an die Seite von Djibril Sow. Randal Kolo Muani fungierte anstelle von Rafael Santos Borré als Sturmspitze.
Weit entscheidender als die Auf- ist in Frankfurt bekanntlich die Einstellung – und die stimmte im zweiten Gruppenspiel der Gruppe D. Zwar erwischte der Gastgeber den dominanteren Beginn, hatte nach einer halben Stunde zwei Drittel Ballbesitz und verzeichnete durch den ans Außennetz feuernden Alexis Sánchez (12.) die erste größere Gelegenheit. Doch insgesamt gestatteten sich beide Seiten kaum Räume und begegneten sich mit giftigen Zweikämpfen.
Die gegen den Ball teils im 5-4-1 verteidigenden Hessen verzichteten auf das häufig praktizierte Angriffspressing, weswegen die Wege nach Ballgewinnen naturgemäß weiter waren. Dafür wahrten sie im ohrenbetäubenden Stade de Marseille die Ordnung und die Nerven. Nach der ersten überstandenen Drangphase häuften sich die Ballgewinne und Umschaltmomente, denen jedoch selten zielführende Aktionen folgten.
Die ehesten Annäherungen hatte Kolo Muani durch einen zu hoch angesetzten Kopfball nach einer Ecke von Lindström (5.) und einem schnörkellosen Solo, dem aber ein zu sanfter Abschluss in die Arme von Pau López (25.) folgte. Auf der anderen Seite segelte Sánchez an zwei Hereingaben vorbei (23., 38.).
Weit geschickter stand kurz vor der Pause Lindström, als die Gäste einmal ihre Kombinationsfertigkeiten zeigen konnten, die Kugel schließlich durch den Strafraum flipperte und schließlich vor die Füße des Dänen sprang, der sich nicht lange bitten ließ und mit links ins lange Eck einschob (43.). Kurz darauf ging es bei einem Torschussverhältnis von 3:6 mit 0:1 in die Kabinen.
Mit der Führung im Rücken traten die Adler nach dem Seitenwechsel auch offensiv wieder mit einem gewissen Selbstverständnis auf und gingen mutig, aber nicht waghalsig aufs Zweite. Ein von Kamada eingeleiteter Vorstoß über die rechte Seite gelangte von Jakic zu Lindström, der aus spitzem Winkel unbekümmert abzog und López das Leder gerade noch an die Latte lenken konnte (54.). Unmittelbar darauf setzte sich Knauff über links durch, fand in aussichtsreicher Lage aber keinen Abnehmer (57.).
Ähnlich erging es daraufhin l’OM. Nach einer Stunde mit Cengiz Ünder, Amine Harit und Luis Suárez anstatt Dimitri Payet, Sánchez und Gerson mit nahezu komplett frischem Blut im Angriff, erhöhte Olympique merklich die Schlagzahl. Joker Suárez zielte prompt auf Kevin Trapp (60.), der auch den freistehenden Valentin Rongier zur Verzweiflung trieb (66.). Fast eine Kopie im anderen Sechzehner, als Kolo Muani in López seinen Meister fand (75.).
Die Adler, mittlerweile mit Rode für Mario Götze auf dem Feld (71.), fanden zwangsläufig Kontersituationen vor, von denen Kamada eine in die Maschen vollendete (79.), was aber nachträglich wegen Abseits nicht zählte (81.). Weshalb nochmal etwas Zittern angesagt war, erst recht angesichts sieben Minuten Nachspielzeit. Doch wirklich brenzlig wurde es in der Folge nicht mehr, Frankfurt verteidigte bis zur letzten Sekunde leidenschaftlich und steht nach dem ersten Sieg der noch jungen Champions-League-Geschichte auf Platz drei der Gruppe D.